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Tagebuch eines Wachsoldaten

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und die Häuser niedergebrannt. Wenn sie rebellierten, war

es ihr gutes Recht. Ich habe diese Meinung noch niemandem

gesagt. Sie hatten hundert gute Gründe, um ihr Land und ihr

Leben zu verteidigen. [...]

[Während meines Aufenthalts in Montenegro] hatte ich einen

guten Kameraden, einen fröhlichen, kleinen Kerl. Er kam aus

Avellino, einer Stadt in Süditalien. Er war Analphabet, aber

sehr schlau. Er vertraute mir sehr und diktierte die Briefe, die

ich an seine Familie und seine Verlobte sandte. Als er selbst

Post erhielt, suchte er mich auf, damit ich ihm den Brief vorlas.

Ich war nicht überrascht, ganz im Gegenteil, ich hatte mit ihm

Mitgefühl, wenn ich all seine Angelegenheiten und die intimsten

Dinge seiner Leute erfuhr. Nun, lassen wir das alles. Eines

Tages kommt er und sagt mit entschlossener Stimme: „Komm,

lass uns einen Streifzug duch die Gegend machen.“ An diesem

Tag waren wir von jeder Dienstverpflichtung befreit. Wo willst

du denn hingehen?“, fragte ich ihn. [Der Militärgefährte]:

„Hier haben gestern die Kanonen unserer Artillerie gedonnert.

Wir sollten uns das einmal ansehen.“ „So weit willst du gehen?

Ich zeige dir ein Haus, das nicht weit weg ist. Komm mit

und leiste mir Gesellschaft.“ Wir werden ungefähr vier Kilometer

zurückgelegt haben. Bereits von weitem konnten wir

die Auswirkungen der Kanonenschüsse erkennen. Die Häuser

waren zerstört und ein widerspenstiges Rebellendorf war dem

Erdboden gleichgemacht worden. Mein Kamerad hatte ein

perfektes Gehör und sagte zu mir: „[…] So hör doch, es klingt

wie ein leises Stöhnen.“ In zwei raschen Sprüngen stehen wir

vor den gewaltigen Ruinen eines bombardierten Hauses. Es

stimmte, jetzt konnten wir die Seufzer genau hören.

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