Nr. 55 - Sommer 2015

sein Schloss zu den Höhepunkten einer Reise entlang der
Loire gehören. Es ist nicht ein « architektonischer Leuchtturm
», der die Kleinstadt so besonders macht, sondern das
Ensemble aus Stadt, Schloss und Fluss.
Eigentlich gibt es bezüglich der Stadtsilhouette nur
einen kleinen Wehmutstropfen: Da sich die Stadt am
südlichen Ufer der Loire ausbreitet, die Uferfassaden sowie
das Schloss also nach Norden ausgerichtet sind, wird
man beides nie perfekt von der Sonne angeleuchtet sehen.
Gerade Fotografen verzweifeln immer wieder daran, denn
der Blick auf die Stadt ist ansonsten ein Postkartenmotiv
par excellence. So bleibt beleuchtungsmäßig immer ein
bisschen Imperfektion.
Als im Jahre 962 zum ersten Mal eine Festung in
Saumur errichtet wurde, hat man sich darüber sicherlich
keine Gedanken gemacht. Fotoapparate wurden erst viele
Jahrhunderte später erfunden. Die erste Burg entstand im
Zusammenhang mit einer Benediktinerabtei. Rund ein
halbes Jahrhundert später wütete ein Feuer. Anschließend
sowie in den darauffolgenden drei Jahrhunderten gab es
diverse Um- und Ausbauten.
1368 beschloss Ludwig I. schließlich den Umbau der
Burg in ein Schloss. Umfangreiche Bauarbeiten, bei denen
unter anderem die Türme erhöht wurden, begannen
und wurden unter Ludwig II., Ludwig III. sowie René
d’Anjou fortgesetzt. Als zum Ende des 16. Jahrhunderts
Saumur zu einem wichtigen Schutzplatz für Frankreichs
Hugenotten wurde, ließ Philippe Duplessis-Mornay die
Befestigungsanlagen ausbauen.
Napoleon Bonaparte richtete im Schloss von Saumur
am Anfang des 19. Jahrhunderts ein Staatsgefängnis ein.
Dies hatte massive Eingriffe in die ursprüngliche Architektur
zur Folge. Fenster und Treppen wurden zugemauert,
um den Häftlingen keine Fluchtmöglichkeiten zu
Frankreich erleben · Sommer 2015 · 53