Nr. 55 - Sommer 2015
Provence: Sénanque, klösterliche Besinnung in der Provence Baskenland: Corniche Basque, von Saint-Jean-de-Luz nach Hendaye Ärmelkanal: Le Touquet-Paris-Plage, ein Strand für die Hauptstadt Korsika: Wenn Steine zu sprechen beginnen Loire-Tal: Saumur: Stall, Schloss, Fluss Chantals Rezept: Mes quiches favorites
Provence: Sénanque, klösterliche Besinnung in der Provence
Baskenland: Corniche Basque, von Saint-Jean-de-Luz nach Hendaye
Ärmelkanal: Le Touquet-Paris-Plage, ein Strand für die Hauptstadt
Korsika: Wenn Steine zu sprechen beginnen
Loire-Tal: Saumur: Stall, Schloss, Fluss
Chantals Rezept: Mes quiches favorites
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ART DE VIVRE Produkte<br />
Serie: Typisch französische Produkte (5)<br />
Messer<br />
In dieser Serie werden Produkte vorgestellt,<br />
die sich in fast jedem französischen Haushalt<br />
befinden oder die für viele Franzosen<br />
kleine Nationalheiligtümer sind, auch<br />
wenn sie – vom Ausland aus betrachtet<br />
– vielleicht nicht immer als typisch französisch<br />
wahrgenommen werden. Zu diesen<br />
Produkten zählen auch Messer, die meist<br />
mit einer Stadt oder einer Region in Verbindung<br />
gebracht werden und deren Vielfalt<br />
kaum jemand außerhalb Frankreichs<br />
erahnt. Es gibt Taschenmesser und klassische<br />
Messer. Messer, die teilweise noch<br />
aufwendig in Handarbeit produziert werden,<br />
und Messer, die durch ihre besondere<br />
Form auffallen. Gerade die einklappbaren<br />
Messer sind Utensilien, die viele<br />
Franzosen in ihrer Jugend geschenkt bekommen<br />
und die sie dann das ganze Leben<br />
lang begleiten. Im Folgenden werden<br />
die vier wichtigsten Messer dieser Art kurz<br />
vorgestellt.<br />
Thiers-Messer<br />
Messer aus der Messerhauptstadt<br />
noire » – 20 Jahre bevor das berühmte Buch « Germinal<br />
» von Emile Zola herauskam, das sich mit einer<br />
ähnlichen sozialen Thematik, allerdings an einem anderen<br />
Ort und mit einer anderen Branche beschäftigte.<br />
Bis heute ist diese industrielle Vergangenheit in der<br />
Stadt sichtbar. Im « Tal der Fabriken » entlang der Durolle<br />
findet man viele bauliche Zeugnisse aus vergangenen<br />
Zeiten. Die Fabrikanten nutzten den Fluss, um<br />
damit ihre Schmiedehämmer anzutreiben. Noch heute<br />
sind hier 75 Betriebe angesiedelt, die in Handarbeit<br />
Messer herstellen. Rund zwei Drittel der in Frankreich<br />
in traditioneller Weise hergestellten Messer stammen<br />
aus Thiers. Knapp ein Drittel der Produktion ist für<br />
den Export bestimmt.<br />
In Thiers werden heute auch Messer gefertigt, die<br />
einst für andere Regionen bekannt waren. Doch der Star<br />
aus der Stadt ist das Messer, das den Ortsnamen im Namen<br />
trägt: Le Thiers®. Erfunden wurde es 1994 gemeinsam<br />
von mehreren Messermanufakturen im Ort. Ziel<br />
war es, dem Kunden ein Messer anzubieten, das nicht<br />
nur qualitativ hochwertig ist, sondern auch hundertprozentig<br />
aus lokaler Produktion stammt. Es gibt feste Vorgaben<br />
für die Herstellung, auf deren Basis es dann aber<br />
von verschiedenen Fabrikanten produziert wird. Man<br />
erkennt das Messer leicht an seiner speziellen Form. Das<br />
Messer hat einen Patentschutz, damit Produzenten aus<br />
China nicht auf die Idee kommen, es zu klonen.<br />
Das Thiers®-Messer kostet um die 70 Euro. In Thiers treffen sich<br />
jedes Jahr Messerhersteller aus vielen Ländern während der<br />
Messe « Coutellia », die immer im Mai stattfindet.<br />
Laguiole-Messer<br />
Das Messer mit der Biene oder Fliege<br />
Die kleine Stadt Thiers östlich von Clermont-<br />
Ferrand im Departement Puy-de-Dôme gilt seit dem<br />
16. Jahrhundert als die Messerhauptstadt Frankreichs.<br />
Messerschmieden prägten über Jahrhunderte das<br />
Stadtbild und sorgten für Wohlstand, aber auch für<br />
eine Arbeiterschaft, die unter schwierigen Bedingungen<br />
leben musste. Die französische Schriftstellerin<br />
George Sand veranschaulichte die Zustände in der<br />
Stadt in ihrem 1859 erschienenen Werk « La ville<br />
Im Länderdreieck von Auvergne, Languedoc-<br />
Roussillon und Midi-Pyrénées liegt das Pays d’Aubrac.<br />
Die Gegend ist bekannt für das Laguiole-Messer aus<br />
dem gleichnamigen Ort. Ein Messer, das aber längst<br />
nicht mehr nur in dem kleinen Dorf Laguiole hergestellt<br />
wird, sondern beispielsweise auch in Thiers.<br />
Besonderes Kennzeichen des Messers: Ein Logo,<br />
das ein Insekt zeigt, wobei nicht klar ist, ob dies eine<br />
Fliege oder eine Biene darstellen soll. Für die Bienen-<br />
88 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>