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Nr. 55 - Sommer 2015

Provence: Sénanque, klösterliche Besinnung in der Provence Baskenland: Corniche Basque, von Saint-Jean-de-Luz nach Hendaye Ärmelkanal: Le Touquet-Paris-Plage, ein Strand für die Hauptstadt Korsika: Wenn Steine zu sprechen beginnen Loire-Tal: Saumur: Stall, Schloss, Fluss Chantals Rezept: Mes quiches favorites

Provence: Sénanque, klösterliche Besinnung in der Provence
Baskenland: Corniche Basque, von Saint-Jean-de-Luz nach Hendaye
Ärmelkanal: Le Touquet-Paris-Plage, ein Strand für die Hauptstadt
Korsika: Wenn Steine zu sprechen beginnen
Loire-Tal: Saumur: Stall, Schloss, Fluss
Chantals Rezept: Mes quiches favorites

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dass ich mehrere Anläufe brauche, bis der Code endlich<br />

akzeptiert wird und das Empfängerkonto damit in meiner<br />

Liste erscheint.<br />

Danach geht die Überweisung unproblematisch über<br />

die Bühne. Ich wähle das gerade registrierte Empfängerkonto<br />

aus meiner Liste, gebe den gewünschten Überweisungsbetrag<br />

sowie einen Verwendungszweck ein und das<br />

Geld verschwindet in Richtung Empfänger. Allerdings<br />

haben diese diversen Schritte ein Vielfaches mehr an Zeit<br />

gekostet, als ich es sonst von einer deutschen Bank gewöhnt<br />

bin. Außerdem muss bei jedem neuen Empfänger<br />

der Registrierungsprozess des Kontos wiederholt werden.<br />

Damit bläht sich mit jeder Registrierung meine Empfängerliste<br />

mehr und mehr auf. Dies mag für Überweisungen,<br />

die regelmäßig anfallen, sinnvoll sein. Aber mir<br />

erschließt sich der Nutzen nicht für Empfängerkonten,<br />

die ich nur einmal in meinem Leben benutzen will. Innerlich<br />

schüttelte ich den Kopf und freue mich schon auf<br />

das nächste Treffen mit unseren französischen Freunden.<br />

Endlich weiß ich eine gute Antwort, wenn sie mal wieder<br />

über unsere mangelnde Kreditkartenakzeptanz lästern.<br />

« Wir können dafür Überweisungen in Sekundenschnelle<br />

überall hin tätigen », werde ich Ihnen dann entgegenhalten.<br />

Was ich in dem Moment noch nicht weiß, es kann<br />

noch schlimmer kommen. Denn einige Zeit später will<br />

ich eine Überweisung von unserem französischen Konto<br />

auf ein ausländisches tätigen. Wohl gemerkt, ein ausländisches<br />

Konto innerhalb des harmonisierten europäischen<br />

Zahlungsraums SEPA. Von meinem deutschen Konto ist<br />

dies genauso kinderleicht wie eine nationale Überweisung.<br />

IBAN und BIC genügen und der Überweisung steht<br />

nichts im Wege.<br />

Natürlich weiß ich aber bereits, dass ich bei meinem<br />

französischen Konto das ausländische erst als Empfängerkonto<br />

registrieren muss. Routiniert mache ich mich an<br />

den Vorgang. Inzwischen habe ich damit Übung. Doch<br />

dann kommt die große Überraschung: Anstatt wie üblich<br />

alle Kontoangaben einzutippen und dann auf einen<br />

automatischen Anruf von der Bank zu warten, um den<br />

Freischaltungscode zu erhalten, soll ich eine Seite mit der<br />

Kontoverbindung ausdrucken, diese unterschreiben und<br />

per Post (!) an meine Filiale in Frankreich schicken. Erst<br />

wenn die Filiale dieses Dokument erhalten hat, wird das<br />

Konto in die Empfängerliste aufgenommen.<br />

Im ersten Moment glaube ich, dass es sich um einen<br />

Scherz handeln muss. Kann es im Jahre <strong>2015</strong> sein, dass<br />

digitales Banking wieder ganz analog wird? Aber ich habe<br />

mich nicht vertan. Auch beim zweiten Versuch komme ich<br />

zum gleichen Ergebnis. Es nützt nichts: Ich muss den Drucker<br />

anmachen, eine Briefmarke für Frankreich suchen,<br />

zum Briefkasten gehen und tagelang warten, bis ich endlich<br />

meine innereuropäische Überweisung vornehmen kann.<br />

Ich bin so schockiert, dass ich gleich unsere französischen<br />

Freunde anrufe. Ich muss einfach sofort lästern<br />

und kann nicht auf den nächsten Besuch warten. Unsere<br />

Freunde versuchen sich erst mit Antworten wie « das<br />

französische Bankensystem ist eines der sichersten und<br />

effizientesten der Welt » herauszureden. Doch da haben<br />

sie nicht mit meiner Vehemenz gerechnet. Mit iTan- oder<br />

smsTan-Verfahren räume ich alle Argumente aus dem<br />

Weg, bis wir alle nur noch herzhaft am Telefon lachen.<br />

Allerdings können sie mich in einem Punkt beruhigen:<br />

Der manuelle Ansatz für innereuropäische Überweisungen<br />

ist wohl meiner Bank geschuldet. Sie ist zwar eine<br />

der größten französischen Banken überhaupt, zeigt sich<br />

diesbezüglich aber etwas der Zeit hinterherhinkend. Bei<br />

anderen französischen Banken lassen sich ausländische<br />

Konten zum Teil genauso registrieren wie inländische.<br />

Nur der komplizierte Ansatz der Kontenregistrierung ist<br />

überall Standard. « Aber gut, Ihr zahlt ja auch noch mit<br />

Schecks », gebe ich unseren Freunden als letzte ironische<br />

Spitze mit auf dem Weg, bevor unser Gespräch wieder um<br />

andere Themen kreist.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 95

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