Nr. 55 - Sommer 2015
Provence: Sénanque, klösterliche Besinnung in der Provence Baskenland: Corniche Basque, von Saint-Jean-de-Luz nach Hendaye Ärmelkanal: Le Touquet-Paris-Plage, ein Strand für die Hauptstadt Korsika: Wenn Steine zu sprechen beginnen Loire-Tal: Saumur: Stall, Schloss, Fluss Chantals Rezept: Mes quiches favorites
Provence: Sénanque, klösterliche Besinnung in der Provence
Baskenland: Corniche Basque, von Saint-Jean-de-Luz nach Hendaye
Ärmelkanal: Le Touquet-Paris-Plage, ein Strand für die Hauptstadt
Korsika: Wenn Steine zu sprechen beginnen
Loire-Tal: Saumur: Stall, Schloss, Fluss
Chantals Rezept: Mes quiches favorites
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UNTERWEGS IN FRANKREICH Korsika<br />
Oben: Die einzelnen Menhire sind<br />
durchnummeriert. Hier « Filitosa IX ».<br />
Links: Eingangsbereich. Rechte Seite: Die<br />
archäologische Stätte von Cauria. Neben<br />
den Menhiren ist der Dolmen von Fontaccia<br />
(unten links) der Höhepunkt der Anlage.<br />
ausschließlich oder zum größten Teil nur noch aus einem<br />
Kopfteil bestehen. Am eindrucksvollsten präsentieren sich<br />
beispielsweise die Statuen « Filitosa VI » und « Filitosa<br />
IX » mit ihren klar hervortretenden Gesichtszügen. Hier<br />
waren echte Künstler am Werke, die schon in der Steinzeit<br />
ihr Handwerk beherrschten.<br />
Besonders eindrucksvoll sind auch die fünf Menhir-<br />
Statuen unweit des Baches, der sich durch das Tal des<br />
Geländes schlängelt. Sie sehen aus wie Wächter, die die<br />
torreanische Siedlung auf dem Hügel der Anlage fest im<br />
Visier haben. Die Überreste dieser Siedlung bestehen aus<br />
überdachten Gängen, Kammern, Verschlägen und einem<br />
Brunnen. Man kann auf den alten Grundmauern der<br />
Siedlung entlanglaufen und -klettern, und sich plastisch<br />
ein Bild von der damaligen Wohnsituation machen.<br />
Das mittlere Monument der Anlage vereint Megalith-<br />
Kultur und Torre-Kultur. Zu sehen sind ein senkrechter<br />
Polierstein mit Doppelmulde, eine Opferstelle sowie<br />
Bruchstücke von 32 Menhiren, die als Bausteine in die<br />
Ringmauer rund um den Torre eingefügt worden sind.<br />
Sämtliche Funde, die man heute sieht, dienten den Torreanern<br />
seinerzeit als Baumaterial. Ohne Rücksicht auf<br />
historische Verluste verwendeten sie die vorgefundenen<br />
Hinkelsteine für ihre Wohnbauten und Kultmonumente.<br />
Archäologen mussten die Menhire später äußerst behutsam<br />
aus dem Gemäuer befreien.<br />
Kaum ein Besucher kann sich der mystischen Atmosphäre<br />
dieser uralten Kultstätte entziehen. Die « Tonspur »<br />
trägt das Ihre zur magischen Wahrnehmung bei: Zikaden<br />
lärmen in der lähmenden Mittagshitze und aus der Ferne<br />
dringt das Geläut von Ziegenglöckchen herüber. An einzelnen<br />
Besichtigungspunkten erklingt sphärische Musik aus<br />
dezent platzierten Lautsprechern. Der eigene Geist beginnt<br />
zu schweben und auf einmal haben nicht nur Menhire Gesichter,<br />
sondern auch einzelne Felsen. Ist das noch ein natürlicher<br />
Steinbrocken oder schon eine Figur? Wollten die<br />
Götter uns etwas mitteilen, als sie diese riesigen Steinsaurier<br />
in die Landschaft platzierten? Den Menschen, die hier vor<br />
tausenden von Jahren siedelten, muss es ähnlich ergangen<br />
sein. Die Natur sprach zu ihnen und war voller Geheimnisse.<br />
Neben dem Eingang der Ausgrabungsstätte wird<br />
derzeit ein neues Museum errichtet, in dem in Zukunft<br />
die Ausgrabungsfunde aus unterschiedlichen Phasen präsentiert<br />
werden. Eigentlich sollte es schon im April 2014<br />
eröffnet werden. Doch es kam zu Verzögerungen. Nun ist<br />
die Eröffnung für April 2016 geplant. Derzeit befinden<br />
sich im Eingangsbereich nur einige Schaukästen und Tafeln<br />
mit Erklärungen, die man sich durchaus auch bis zum<br />
Schluss aufheben kann. Wer Filitosa besucht, muss vorher<br />
kein dickes archäologisches Buch lesen. An den Stationen<br />
gibt es gut aufbereitete Audio-Erläuterungen aus dem<br />
Lautsprecher, die ebenfalls auf Deutsch abrufbar sind.<br />
62 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>