Nr. 55 - Sommer 2015

Kinder müssen dabei ins Wasser springen und versuchen,
alleine wieder auf das Boot zu klettern. Bei dem einen oder
anderen Kursteilnehmer muss der Lehrer allerdings nachhelfen.
Die Kinder sollen lernen, die Launen der Natur
niemals zu unterschätzen. Bei allem Spaß und Spiel stehen
das Training und die Sicherheit stets an erster Stelle.
Auch für unsere Gruppe heißt es heute: baden gehen.
Das Wetter – nämlich wenig Wind und kaum Wellengang
– ist ideal, um Kentermanöver zu üben. Wir legen
unseren Katamaran mit einigen Tricks auf die Seite, bis
dieser kentert und müssen ihn anschließend wieder aufrichten.
Kein leichtes Unterfangen. Wir sind sehr froh
über diese kontrollierte Trainingseinheit, bevor es später
einmal hart auf hart kommt.
Etwas durchgefroren, aber sehr zufrieden kommen wir
mittags wieder im Hafen an. Dort erwartet uns ein sehr
stolzer Luke. Er hat mit seiner Jardin-de-Mer-Gruppe
sechs Krebse gefangen, die uns in Eimerchen präsentiert
werden. Picknick an einem der unzähligen Strände und
die Exkursionen auf die kleinen Inseln bilden einen festen
Programmpunkt für die Kleinen. Oft hören wir die
Freudenschreie der Kinder über die ganze Bucht, wenn
ihr Boot auf dem Weg zur nächsten Pirateninsel bei einer
höheren Welle ein wenig abhebt.
Tag 3
Beim Heraustreten aus unserer Ferienwohnung verheißen
Sonnenschein und Wind einen idealen Segeltag.
Als wir am Hafen ankommen, haben wir Gewissheit:
Die Fahnen stehen gut im Wind, es kann losgehen!
Die Katamarangruppe bekommt heute noch ein Trapez
umgeschnallt, was mein Herz ein wenig zum Pochen
bringt. Angekettet an ein Boot über das Meer rasen, ob
das wirklich mein Wunsch ist? In meinem Kopf geistern
merkwürdige Bilder herum. Elises Optimistengruppe ist
schon verschwunden und ich sehe gerade noch, wie sich
die Jardin-de Mer-Gruppe in kleine Neoprenshortys pellt.
Heute wird es also ernst.
Kaum an den Katamaranen abgeliefert, werden die
Segel angebracht und los geht es mit reichlich Fahrt.
Teilweise liegt nur noch eine Kufe des Katamarans im
Wasser und ich muss mich mit dem kompletten Körper
herauslehnen, um das Boot am Kippen zu hindern. Das
Trapez einzuhängen, traue ich mich heute noch nicht, da
mir auch ein wenig die Einweisung fehlt. In diesem Kurs
lautet die Devise: learning by doing. Die Betreuer sind zwar
ständig in Sichtweite, aber halten sich zurück, wenn sie
den Eindruck haben, dass man zurechtkommt. Morgen
probiere ich das Trapez aber bestimmt aus.
Beliebter Gag bei den Betreuern: Wer noch nicht
durch unfreiwilliges Kentern nass ist, wird mit dem Außenbootmotor
des Schlauchbootes geduscht. Niemand
darf trocken im Hafen einlaufen!
Elise hat heute neben etlichen Segelmanövern gelernt,
ein Boot vom Strand aus anzuschieben und an Bord zu
springen. Ich zähle jeden Tag heimlich bei der Ankunft
der Gruppe durch, ob auch wieder alle Kinder glücklich
im Hafen angekommen sind. Bis jetzt stimmt es jedes
Mal. Luke war auf einer weiteren Pirateninsel und hat
Frankreich erleben · Sommer 2015 · 69