Nr. 55 - Sommer 2015
Provence: Sénanque, klösterliche Besinnung in der Provence Baskenland: Corniche Basque, von Saint-Jean-de-Luz nach Hendaye Ärmelkanal: Le Touquet-Paris-Plage, ein Strand für die Hauptstadt Korsika: Wenn Steine zu sprechen beginnen Loire-Tal: Saumur: Stall, Schloss, Fluss Chantals Rezept: Mes quiches favorites
Provence: Sénanque, klösterliche Besinnung in der Provence
Baskenland: Corniche Basque, von Saint-Jean-de-Luz nach Hendaye
Ärmelkanal: Le Touquet-Paris-Plage, ein Strand für die Hauptstadt
Korsika: Wenn Steine zu sprechen beginnen
Loire-Tal: Saumur: Stall, Schloss, Fluss
Chantals Rezept: Mes quiches favorites
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dem Ort an. Ab dem 18. Jahrhundert entwickelte sich daraus<br />
ein prosperierender Wirtschaftszweig, an dem einige<br />
einflussreiche Familien aus Nontron beteiligt waren.<br />
Die Herstellung der Messer erfolgt bis heute per Hand,<br />
so dass jedes Messer ein Unikat ist. Der Herstellungsprozess<br />
wird dabei von Anfang bis Ende von der gleichen<br />
Person durchgeführt. Der Griff der Messer ist aus Ebenholz,<br />
Wacholder oder Buchsbaum. Bei der Verwendung<br />
von Buchsbaumholz wurde dieses zuvor vier Jahre an der<br />
frischen Luft zum Austrocknen gelagert.<br />
Als Markenzeichen prangt seit dem 19. Jahrhundert<br />
auf dem Griff eines Nontron-Messers ein « V », das von<br />
drei kleinen Punkten umgeben wird. Die Bedeutung des<br />
Symbols ist nicht ganz geklärt. Es verweist vermutlich auf<br />
das Victory-Zeichen.<br />
these spricht die Legende, wonach Napoleon Bonaparte<br />
dem Ort Laguiole angeblich erlaubt haben soll, wegen<br />
des Mutes der Bewohner eine Biene im Wappen zu tragen.<br />
Zweifel daran sind jedoch berechtigt, denn eigentlich<br />
waren die Männer aus dem Ort für ihre Tendenz zur Fahnenflucht<br />
bekannt. Für die Fliege ist dagegen anzuführen,<br />
dass das kleine Dreieck, mit der man die Klinge aus<br />
der Verankerung löst, im Französischen ebenfalls Fliege<br />
heißt. Ein starkes Argument dafür, dass eher eine Fliege<br />
abgebildet ist. Da Fliege aber weniger nobel klingt als<br />
Biene, ist vielleicht die Legende mit der Biene entstanden.<br />
Genau geklärt ist diese Frage aber nicht.<br />
Anders als in Thiers haben die Messerhersteller in Laguiole<br />
ihr Produkt nicht patentrechtlich schützen lassen.<br />
So kam es, dass sich 1993 ein Mann aus dem Pariser Großraum<br />
die Rechte an dem Namen gesichert hatte und unter<br />
der Marke « Laguiole » nicht nur Messer, sondern auch<br />
Kleidung, Möbel und Spiele vermarktete, meist hergestellt<br />
in China oder Pakistan. Erst 2014 rettete der Europäische<br />
Gerichtshof die Tradition aus dem Pays d’Aubrac und<br />
annullierte dessen Namensrechte. Trotzdem kommt ein<br />
Laguiole-Messer nicht automatisch aus Laguiole.<br />
Ein traditionelles Laguiole-Taschenmesser kostet um die 70 Euro.<br />
Nontron-Messer<br />
Ein Messer als Unikat<br />
In Nontron östlich von Angoulême kann die Messerherstellung<br />
auf eine lange Vergangenheit zurückblicken.<br />
Die erste Messermanufaktur siedelte sich bereits 1653 in<br />
Modell mit Buchsbaumgriff um die 50 Euro, Modell mit Ebenholz<br />
um die 60 Euro. In Nontron findet jedes Jahr ein Messerfest (Fête<br />
du couteau) statt, das nächste Mal am Wochenende vom 8. und<br />
9. August <strong>2015</strong>.<br />
Opinel-Messer<br />
Ein Massenprodukt, aber mit Seele<br />
1890 von Joseph Opinel erfunden, gehören Opinel-<br />
Messer heute zu den beliebtesten Messern der Franzosen.<br />
Gerade Outdoorfans und Wanderer wissen die Klappmesser<br />
zu schätzen. Rund 3,5 Millionen Stück verlassen<br />
jedes Jahr die Fabrik in Savoyen. Im Unterschied zu den<br />
drei anderen vorgestellten Messern ist bei diesem Messer<br />
von Handfertigung keine Rede mehr. Jeder Arbeitsschritt<br />
wurde im Laufe der Zeit automatisiert. Trotzdem fühlt<br />
sich die Marke ihrer Heimat und der eigenen Tradition<br />
sehr verbunden. Obwohl die Herstellung heute mit Hilfe<br />
von Maschinen erfolgt, wurde der aufwendige Produktionsprozess<br />
beibehalten. 50 Arbeitsschritte sind notwendig,<br />
damit aus einem Messer ein Opinel-Messer wird. Seit<br />
1989 erscheint der Name der Marke sogar im Larousse-<br />
Wörterbuch, dem Äquivalent des Dudens.<br />
Das klassische Modell kostet um die 10 Euro.<br />
In den letzten Ausgaben sind erschienen:<br />
Hollywood- und Malabar-Kaugummis (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 51),<br />
Petit Suisse (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 52), Orangina (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 53),<br />
Duralex-Gläser (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 54)<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 89