Nr. 55 - Sommer 2015

UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne
Höhlen besichtigt. Die Eimer mit den Krebsen sind leer,
ich wage nicht nachzufragen, wo die Tiere gelandet sind.
Luke ist sich sicher, dass die Krebse wieder ausgesetzt
wurden. Dies würde mich allerdings wundern.
Tag 4
Langsam stellt sich die Routine ein. Diesmal sind
wir allesamt eine Viertelstunde vor Kursbeginn fertig am
Hafen angelangt. So früh haben wir es vorher noch nie
geschafft. Plötzlich guckt mein Mann an sich herunter
und ruft: « Ich muss noch mal heim, ich habe meinen
Neoprenanzug vergessen! ». Ohne Anzug drei Stunden
lang dem 18 Grad kalten Atlantikwasser ausgesetzt zu
sein, ist unmöglich. Man sitzt zwar meist über Wasser
im Trampolin oder auf den Kufen, aber ständig schwappt
Wasser oder Gischt hoch. Also wieder zurück zum Haus,
Anzug aus dem Wäscheraum geholt und wieder zurück
zur Gruppe. Punktlandung, alles hat geklappt!
Wir starten bei bedecktem Wetter und mäßigem
Wind. Ich nutze die Chance und probiere das Trapez aus.
Ein Heidenspaß! Nie wieder möchte ich anders Katamaran
segeln! Damit wir nicht zu übermütig werden, sorgen
unsere Animateure von ihrem Schlauchboot aus für Abkühlung
– diesmal mit riesigen Wasserspritzpistolen. Das
Besondere heute ist, dass wir bei Ebbe aufs Wasser gehen
und bei einsetzender Flut zurückkehren, wobei hier an der
bretonischen Küste zwischen den Gezeiten ein Höhenunterschied
von mehreren Metern überwunden werden
muss. Die Kräfte, die am Boot zerren, sind immens. Ein
merkwürdiges Gefühl, da die Wasseroberfläche ansonsten
ganz ruhig aussieht.
Elise hat fleißig ihre Manöver mit ihrer Optimistengruppe
geübt. Es ist schon eine kleine eingeschworene
Gemeinschaft und erste Freundschaften wurden geschlossen.
So ist bereits abgemacht, dass Elise und ihre Bootspartnerin
Lucy auch nach der Segelwoche in Kontakt
bleiben werden.
Luke ist auf dem Heimweg in den Hafen im Boot
unter einer Plane eingekuschelt eingeschlafen und musste
am Steg erst einmal geweckt werden. Die Jardin-de-Mer-
Gruppe hat heute Krabbenkäfige ausgesetzt und nun wartet
alles gespannt auf morgen, wenn es ans Einholen der
Körbe geht. Wir belohnen uns noch mit einem Besuch in
einer Crêperie, die es hier in fast jedem Ort gibt. Wir sind
alle ein bisschen sentimental, dass morgen schon der letzte
Tag ist.
Tag 5
Nachdem wir uns wieder in unsere engen Neoprenanzüge
gezwängt haben, mittlerweile schon ein gewohntes
Gefühl, ähnlich wie das Anziehen von Kompressionsstrümpfen,
nur über den ganzen Körper, und unsere
Schwimmwesten und Trapeze ausgesucht haben, gehen
wir zu unserer Katamarangruppe. Wir dürfen heute den
etwas schnelleren, aber instabileren Hobycat 18 ausprobieren.
Den Grund erfahren wir auf dem Wasser: Alle
Kursteilnehmer, auch die der anderen Klassen, treffen sich
in der Bucht von Aber Wrac’h zu einem Wettrennen.
70 · Frankreich erleben · Sommer 2015