Nr. 45 - Mai / Juni 2013
Côte d'Azur: Grasse, der Duft einer Hauptstadt Lothingen: Saint-Louis / Arzviller: ein Fahrstuhl für Schiffe Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze Normandie: Heimat des Impressionismus Loire-Mündung: zwischen Nantes und Saint-Nazaire, Kunst am Fluss Pyrenäen: le Train Jaune, ein Zug als Wahrzeichen Interview: Patricia Kaas Rezept: Fondant au chocolat au cœur de framboises Wein: die Kunst der Karaffierens und Dekantierens Genuss: die AOC der Pays de la Loire
Côte d'Azur: Grasse, der Duft einer Hauptstadt
Lothingen: Saint-Louis / Arzviller: ein Fahrstuhl für Schiffe
Camping: Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze
Normandie: Heimat des Impressionismus
Loire-Mündung: zwischen Nantes und Saint-Nazaire, Kunst am Fluss
Pyrenäen: le Train Jaune, ein Zug als Wahrzeichen
Interview: Patricia Kaas
Rezept: Fondant au chocolat au cœur de framboises
Wein: die Kunst der Karaffierens und Dekantierens
Genuss: die AOC der Pays de la Loire
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FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />
Straßen gefahren und in die Stadt eingetaucht, in ihre<br />
Viertel und in ihre besondere Atmosphäre. Deshalb wollte<br />
ich ein Spiel entwickeln, das diese Entdeckungen mit<br />
anderen teilt. Wenn man es spielt, soll man Paris dadurch<br />
noch besser kennenlernen. »<br />
Um ein Gesellschaftsspiel auf den Markt zu bringen,<br />
braucht es aber mehr als eine gute Idee. Zwar verfügt<br />
Antony dank seines Studiums und seiner vorherigen Jobs<br />
über ein gutes Verständnis von wirtschaftlichen Zusammenhängen,<br />
der Spielemarkt an sich war für ihn aber<br />
Neuland. Außerdem konnte er nicht auf ein großes professionelles<br />
Team zurückgreifen wie große Spieleverlage.<br />
Da er ein Spiel konzipieren wollte, bei dem es um<br />
Wissen geht, begann er mit der Zusammenstellung von<br />
Fragen. Ein langwieriges Unterfangen. Danach mussten<br />
ein Spielfeld entworfen, Fragekarten und andere Elemente<br />
gestaltet sowie Spielregeln definiert werden. Glücklicherweise<br />
konnte Antony das Arbeitsamt davon überzeugen,<br />
ihm eine Weiterbildung als Mediengestalter zu bezahlen.<br />
Das half ihm bei der technischen Umsetzung seiner<br />
Spieleidee.<br />
Als das Spiel schließlich fertig war, suchte Antony in<br />
Frankreich, Deutschland, England und Polen nach einem<br />
Produzenten. Doch die Produktionskosten in Europa<br />
stellten sich einfach als zu hoch heraus. Das Spiel wäre<br />
unbezahlbar geworden. Im Internet fand er daraufhin ein<br />
Unternehmen in China, das ihm einen akzeptablen Preis<br />
für die Herstellung anbieten konnte: « Das war eigentlich<br />
nicht, was ich wollte. Ich wünschte mir eine Produktion in<br />
Europa. Doch mir blieb keine Wahl. Wollte ich das Spiel<br />
wirklich auf den Markt bringen, blieben nur die Chinesen<br />
für die Fertigung. »<br />
Nach dem Austausch diverser E-<strong>Mai</strong>ls begann die<br />
Produktion von 2.000 Exemplaren des Spiels. Die ersten<br />
Stücke erhielt Antony im Dezember 2012. « Ich bin mit<br />
einem Freund zum Flughafen gefahren. Es war ein tolles<br />
Gefühl, die erste Schachtel in den Händen zu halten. Ich<br />
konnte es nicht abwarten, das Spiel zu sehen. Alles war,<br />
wie ich es wollte. Ich war so erleichtert », erinnert sich Antony<br />
an diesen Moment.<br />
Das Abenteuer ist für ihn damit aber noch nicht zu<br />
Ende. Von Eze an der Côte d’Azur aus, wo Antony inzwischen<br />
wieder bei seiner Familie lebt, versucht er, seine<br />
« Mission Paris » unters Volk zu bringen. Er weiß, dass es<br />
manche Spiele im ersten Jahr durchaus auf 10.000 verkaufte<br />
Exemplare schaffen können. Eine besondere Rolle<br />
spielt dabei ein Netzwerk von rund 400 auf Gesellschaftsspiele<br />
spezialisierten Geschäften im Land. Seine ersten<br />
Verkaufszahlen sind jedenfalls durchaus ermutigend. Das<br />
Gesellschaftsspiel scheint anzukommen.<br />
Für seine berufliche Zukunft könnte ihm langfristig<br />
helfen, dass sich die Situation für Gesellschaftsspiele in<br />
Frankreich insgesamt verbessern könnte. So gibt es beispielsweise<br />
seit September 2012 in Boulogne-Billancourt<br />
im Pariser Speckgürtel neue Räumlichkeiten, in denen<br />
Neugierigen Gesellschaftsspiele nähergebracht werden.<br />
1977 fand in der Kommune der erste französische Wettbewerb<br />
für Gesellschaftsspiele statt. Heute beheimatet<br />
der Ort das Nationale Spielezentrum (Centre National du<br />
Jeau), das Gesellschaftsspiele als kulturelles, gesellschaftliches<br />
und erzieherisches Gut, das Generationen miteinander<br />
verbindet, fördern soll.<br />
Zu dem Nationalen Spielezentrum gehören neben<br />
den neuen Räumen seit September auch eine Sammlung<br />
von 12.000 Spielen aus den Jahren von 1840 bis heute,<br />
eine Unterstützerplattform für Entwickler neuer Spiele<br />
sowie eine Einheit, die die Entwicklungen des Sektors<br />
beobachten soll. Man kann also behaupten, dass sich die<br />
Franzosen für den Weltmarkt der Gesellschaftsspiele<br />
zunehmend rüsten. Bleibt am Ende zu hoffen, dass sich<br />
die Bemühungen der Menschen wie Antony Groebert<br />
langfristig auszahlen und die Franzosen vielleicht doch<br />
noch ihre Leidenschaft für Gesellschaftsspiele entdecken<br />
werden.<br />
Mission Paris<br />
Bei « Mission Paris » geht es darum, Fragen über die französische<br />
Hauptstadt richtig zu beantworten, um Aufträge erledigen zu können und<br />
anschließend als Erster die Stadt über einen der beiden Flughäfen Orly<br />
oder Roissy zu verlassen. Neben ein wenig Glück beim Ziehen der Karten<br />
und beim Würfeln geht es also vor allem um Wissen. Das Spiel ist nur in<br />
französischer Sprache erhältlich und setzt wegen der teils anspruchsvollen<br />
Fragen nicht nur gute Sprachfähigkeiten voraus, sondern auch gute<br />
Kenntnisse von Paris. Es ist für zwei bis sieben Spieler geeignet und kostet<br />
39 Euro.<br />
www.missionparis.lighting-eternal.fr<br />
78 · Frankreich erleben · <strong>Mai</strong> / <strong>Juni</strong> <strong>2013</strong>