19.05.2020 Aufrufe

CRESCENDO 5/18 September-Oktober 2018

CRESCENDO - das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Mit großer Würdigung Leonard Bernsteins und Interviews mit Martin Stadtfeld, Iveta Apkalna und Julian Prégardien.

CRESCENDO - das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Mit großer Würdigung Leonard Bernsteins und Interviews mit Martin Stadtfeld, Iveta Apkalna und Julian Prégardien.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

K Ü N S T L E R<br />

MEIN VATER<br />

GEHÖRTE<br />

DER GANZEN WELT!<br />

Im August hätte Leonard Bernstein seinen 100. Geburtstag gefeiert.<br />

Wir sprachen exklusiv mit dem Sohn des legendären<br />

Dirigenten, Pianisten und Komponisten, Alexander Bernstein.<br />

VON VERENA FISCHER-ZERNIN<br />

Die Kinder Nina Bernstein Simmons,<br />

Alexander Bernstein und Jamie Bernstein<br />

crescendo: Sie sind der Sohn von<br />

Leonard Bernstein. Was war der<br />

Soundtrack Ihrer Kindheit?<br />

Alexander Bernstein: Meine<br />

Kindheit war voll von seiner Musik.<br />

Mein Vater spielte uns oft das, was<br />

er gerade geschrieben hatte, vor. Es<br />

war sehr aufregend, die Kompositionen<br />

zum ersten Mal zu hören. Und<br />

wir hatten oft spät nachts Partys,<br />

bei denen viel gesungen wurde. Ich<br />

erinnere mich an wunderbare,<br />

unglaublich komische Lieder.<br />

Manchmal spielte mein Vater auch<br />

vierhändig mit jemandem, Mozart<br />

und andere. Es war sehr viel Musik<br />

um uns. Andererseits mochte er es<br />

überhaupt nicht, wenn Musik im<br />

Hintergrund lief. Wenn meine<br />

Schwestern und ich bei den<br />

Hausaufgaben Radio hörten, fand er das komplett unverständlich.<br />

Ihre Eltern hatten so viele berühmte Freunde. Sind Jackie<br />

Kennedy, Mstislaw Rostropowitsch oder Aaron Copland<br />

manchmal in Ihr Zimmer gekommen und haben Ihnen eine<br />

Gutenachtgeschichte vorgelesen?<br />

Das wäre schön gewesen! Sie kamen zu uns, aber …<br />

… nicht bis in Ihr Zimmer! Wo war das eigentlich?<br />

Mitten in New York. In meinen ersten Lebensjahren wohnten wir<br />

in der Nähe der Carnegie Hall. Mein Vater hatte also einen sehr<br />

kurzen Weg zur Arbeit. Später zogen wir in eine sehr schicke<br />

DASS MEIN VATER<br />

BEI DEN FLINTSTONES VORKAM,<br />

BEDEUTETE, DASS ER WIRKLICH<br />

BERÜHMT SEIN MUSSTE!<br />

FOTO: STEVE J. SHERMAN<br />

Wohnung in der Park Avenue – mit<br />

zwei Etagen und einer Terrasse und<br />

einem großartigen Blick über die Stadt.<br />

Dort habe ich die längste Zeit meiner<br />

Jugend verbracht.<br />

Als Sie geboren wurden, war Ihr Vater<br />

bereits ein Star. Wann wurde Ihnen<br />

bewusst, dass er eine Berühmtheit ist?<br />

Es gab die Fernsehserie „The Flintstones“,<br />

die in der Steinzeit spielt. Da<br />

sagte eine Frau zur anderen: „Heute<br />

gehen wir zur Hollyrock Bowl. Ich kann<br />

es kaum erwarten, Leonard Bernstone<br />

zu sehen!“ Dass mein Vater bei den<br />

„Flintstones“ vorkam, bedeutete, dass<br />

er wirklich berühmt sein musste!<br />

Waren Sie stolz?<br />

Sehr!<br />

Er war eine öffentliche Person. Hatten<br />

Sie das Gefühl, ihn teilen zu müssen?<br />

Waren Sie eifersüchtig?<br />

Eifersüchtig nicht. Wir wuchsen schlichtweg in dem Bewusstsein<br />

auf, dass er der Welt gehörte – und uns. Er war sehr familienorientiert<br />

und verbrachte viel Zeit mit uns, nahm uns auf seine Tourneen<br />

und Reisen mit. Es war aufregend und lustig, mit ihm<br />

zusammen zu sein.<br />

Und als Sie ein Teenager waren – in der Zeit, wenn die Eltern<br />

peinlich werden –, dachten Sie manchmal: „Jetzt reicht’s!“?<br />

Oft! Ich frage mich manchmal, warum mein Vater nicht öfter in<br />

meine Schule gekommen ist. Warum hat er sich nicht mehr mit<br />

14 w w w . c r e s c e n d o . d e — <strong>September</strong> – <strong>Oktober</strong> 20<strong>18</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!