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CRESCENDO 5/18 September-Oktober 2018

CRESCENDO - das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Mit großer Würdigung Leonard Bernsteins und Interviews mit Martin Stadtfeld, Iveta Apkalna und Julian Prégardien.

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M U S I K & K U N S T<br />

LIEBES-<br />

FRAGMENTE<br />

„Liebeserklärung: Neigung des Liebenden, das geliebte<br />

Wesen mit verhaltener Erregung und ausgiebig über seine<br />

Liebe, es selbst, ihn selbst und sie beide ins Bild zu setzen.“<br />

(Roland Barthes)<br />

VON SINA KLEINEDLER<br />

Ein Plädoyer zweier Künstlerpaare für die romantische Vorstellung von Liebe: love in fragments. Hier beflügeln sich<br />

Musik, Bildhauerei, Tanz, Literatur und Theater, anstatt einander zu illustrieren<br />

Von A wie Abhängigkeit bis Z wie Zugrundegehen beleuchtet<br />

der Philosoph Roland Barthes in seinem 1977 erschienenen<br />

Werk Fragmente einer Sprache der Liebe lexikalisch<br />

Aspekte der vielleicht größten Macht der Welt. Das Buch<br />

wurde nun zum Ausgangspunkt eines ungewöhnlichen Projekts<br />

zweier Künstlerpaare: Cellist Alban Gerhardt und Violinistin Gergana<br />

Gergova, Bildhauer und Maler Alexander Polzin und Regisseurin<br />

und Choreografin Sommer Ulrickson entwickelten love in<br />

fragments, ein interdisziplinäres Bühnenstück über die Liebe.<br />

Die Kooperation entstand aus der Freundschaft der Paare.<br />

Gerhardt erinnert sich: „Ich lernte Alexander Polzin kennen und<br />

war sofort begeistert von seiner Kunst. Irgendwann waren wir dann<br />

zu einer Aufführung des Stückes Fear To Go seiner Partnerin Sommer<br />

Ulrickson eingeladen, und es war mit das Beste, was ich je an<br />

Theater gesehen habe. Da die beiden mich und meine Frau ebenfalls<br />

gehört hatten, beschlossen wir, zusammen etwas zu kreieren.“<br />

In Fear To Go thematisierte Ulrickson verschiedene Aspekte der<br />

Angst, für das gemeinsame Projekt musste ein neues Thema gefunden<br />

werden. Es wurde die Liebe: „Das bietet sich an bei zwei Paaren!“<br />

Alexander Polzin war es, der Roland Barthes’ Werk mit ins<br />

Spiel brachte: „Fragmente einer Sprache der Liebe befindet sich im<br />

Graubereich zwischen Literatur und Philosophie, es ist im Grunde<br />

ein Plädoyer für eine romantische Vorstellung von Liebe. Und was<br />

könnte besser geeignet sein, um diese romantischen Vorstellungen<br />

zu untersuchen, als unterschiedliche Kunstmedien wie Musik, Bildhauerei,<br />

Tanz, Literatur und Theater? Dass diese Künste sich auf<br />

Augenhöhe begegnen, nicht einander illustrierend, sondern beflügelnd,<br />

ist das große Abenteuer, auf das wir uns einlassen.“<br />

Im visuellen Fokus steht Polzins Bühnenskulptur a sight for sore<br />

eyes. Die 2,40 Meter große Skulptur zeigt zwei nackte, sich umar­<br />

84 w w w . c r e s c e n d o . d e — <strong>September</strong> – <strong>Oktober</strong> 20<strong>18</strong>

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