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CRESCENDO 5/18 September-Oktober 2018

CRESCENDO - das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Mit großer Würdigung Leonard Bernsteins und Interviews mit Martin Stadtfeld, Iveta Apkalna und Julian Prégardien.

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KAMMER-<br />

MUSIK<br />

Isabel Gehweiler und Aljaž Cvirn<br />

Leise Töne<br />

Schon zu Studienzeiten an der Zürcher Hochschule der Künste<br />

empfanden es die Cellistin Isabel Gehweiler und der Gitarrist<br />

Aljaž Cvirn beim gemeinsamen Musizieren als überaus wohltuend,<br />

mit ihren relativ leisen Instrumenten in dieser Besetzung auch<br />

leise spielen zu dürfen; seit 2016 wirken sie als festes Duo zusammen.<br />

Auf ihrer CD präsentieren sie Bearbeitungen von Schuberts<br />

Arpeggione-Sonate D 821 und Vivaldis Cellosonate in a-Moll, die so<br />

bekannt sind und doch durch die Gitarre reizvolle neue Klangfarben<br />

hinzugewinnen. Auch in der Sonate für Cello und Gitarre des<br />

Brasilianers Radamés Gnattali und im Spanischen Tanz Nr. 5 von<br />

Enrique Granados kosten Gehweiler und Cvirn den Reiz der<br />

Nuancen ihres leisen Zusammenspiels voll aus. Sie selbst erleben<br />

es, wie sie sagen, als „Befreiung vom<br />

sprichwörtlichen Lärm der Welt“. JH<br />

Schubert, Gnattali, Vivaldi: „Sonaten für Violoncello und<br />

Gitarre“, Isabel Gehweiler, Aljaž Cvirn (Solo Musica)<br />

Track 8 auf der crescendo Abo-CD: Arpeggione Sonata<br />

D. 821. III. Allegretto von Franz Schubert<br />

Dénes Várjon<br />

Nachtspaziergang<br />

Maurice Ravels Gaspard de la nuit so unbefangen zu spielen, dass<br />

man als Hörer zu keiner Zeit an die technische Herausforderung<br />

denkt, sondern geradezu naiv einen Klangrausch genießt, gleicht<br />

einem Gebirgsabstieg im Abenddunkel, bei dem man erst im<br />

Morgenlicht erkennt, wie gefährlich steil und schmal der Pfad<br />

war. Dénes Várjon gelingt dieses Kunststück. Eingebettet hat er<br />

seine Interpretation in hochromantische, aber von jeder Sentimentalität<br />

befreite Schumannsche Fantasiestücke op. 12, die<br />

dadurch mehr nach spätem als frühem Schumann klingen, und –<br />

die Überraschung des Albums – Bartóks Zyklus Im Freien: Oft<br />

genug eingespielt, aber selten so einprägsam und so atmosphärisch<br />

wie sonst vielleicht nur bei Andreas Haefliger. Als Programm<br />

entwickeln diese drei Nachtschattenstücke<br />

bei Várjon zudem die<br />

Dynamik eines durchgehenden Keith-<br />

Jarrett-Improvisationsabends. JFL<br />

Maurice Ravel, Robert Schumann, Béla Bartók:<br />

„De la nuit“, Dénes Várjon (ECM New Series)<br />

SOLO<br />

Berliner Blockflöten Orchester<br />

Orientalische<br />

Klänge<br />

ORCHES-<br />

TER<br />

Das Berliner Blockflöten Orchester besteht<br />

seit 1948 und wird seit 2012 von dem renommierten<br />

Blockflötisten Simon Borutzki geleitet.<br />

Die wahrscheinlich erste CD-Aufnahme<br />

für dieses exotische Ensemble vereint Stücke<br />

vom 17. bis zum 21. Jahrhundert, die sich durch<br />

orientalische Klänge auszeichnen. Dazu gehören<br />

Klassik-Hits wie das Rondo Alla Turca von<br />

Mozart oder die Ouvertüre von Rossinis<br />

L’italiana in Algeri. Mit Jabal Ram von Sören Sieg<br />

ist auch eine Originalkomposition für Blockflötenorchester<br />

vertreten. Das Berliner<br />

Orchester spielt die Stücke mit viel Humor<br />

und Gelassenheit. Der besondere Klang des<br />

Ensembles, der an eine lebendige und differenzierte<br />

Orgel erinnert, sowie die Vielfarbigkeit<br />

eröffnen einen neuen Blick auf diese Musik. LXR<br />

„Alla turca“, Berliner Blockflöten Orchester, Simon Borutzki<br />

(klanglogo)<br />

Maria Callas<br />

Rebellische Violetta<br />

„Wenn jemals eine Sängerin und eine Rolle füreinander bestimmt waren,<br />

dann Maria Callas und Violetta“, schwärmte der amerikanische Kritiker John<br />

Ardoin. 65 Mal verkörperte die Primadonna assoluta des 20. Jahrhunderts<br />

Verdis tragische Edelkurtisane auf der Bühne und verlieh ihr Würde, emanzipatorische<br />

Kraft und erschütternde Intensität: Ihre einzige Studioproduktion<br />

von La traviata (neben sechs Live-Mitschnitten) entstand bereits im<br />

November 1953 in Turin für das italienische Label Fonit Cetra. Diese Mono-<br />

Produktion ist jetzt wieder auf Vinyl greifbar, als Analog-Transfer des digitalen<br />

Remasters von 2014. Sie zeigt die 30-jährige, sehr jugendlich und frisch<br />

wirkende Callas im Vollbesitz ihrer vokalen Kräfte und noch an der Seite<br />

von weniger illustren Mitstreitern, die sie mit ihrer Power und ihrer unbeschreiblichen<br />

Gestaltungskunst fast zu Statisten degradiert. Neben ihren<br />

späteren legendären Live-Mitschnitten der Oper unter Carlo Maria Giulini<br />

1955 und in Lissabon 1958 kann man hier ihre atemberaubende vokale Präzision<br />

in der Gestaltung feinster Details mit der<br />

überwältigenden Ausdruckskraft einer noch<br />

nicht vollständig gezähmten Stimme erleben,<br />

also als eine fast rebellische Violetta. AC<br />

Giuseppe Verdi: „La traviata“, Maria Meneghini Callas,<br />

Francesco Albanese, Ugo Savarese, Orchestra Sinfonica di<br />

Torino della Radio Italiana e Coro Cetra, Gabriele Santini<br />

(Warner Classics)<br />

VINYL<br />

FOTO: ERIO PICCAGLIANI<br />

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