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CRESCENDO 5/18 September-Oktober 2018

CRESCENDO - das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Mit großer Würdigung Leonard Bernsteins und Interviews mit Martin Stadtfeld, Iveta Apkalna und Julian Prégardien.

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„Sternstundensammler“<br />

Günter Hänssler<br />

schließlich vor Jahren einiges veröffentlicht.<br />

Über Zahlen wird in der Branche so ungern gesprochen. Was ist<br />

ein Hit?<br />

Für die Kollegen kann ich das nicht sagen, aber wenn Sie nicht<br />

mindestens 1.000 CDs absetzen, dann sollten Sie erst gar nicht<br />

anfangen. Bis etwa 4.000 CDs verkauft man oft. Fünfstellige Zahlen<br />

sind Sonderphänomene. Heute ganz wichtig: das Streaming- und<br />

Download-Geschäft. Musik wird immer konsumiert werden. Der<br />

eine braucht den Raum, Bruckner in exzellenter Klangqualität.<br />

Dem anderen reicht die Opernarie mal schnell vom Smartphone<br />

aus über Spotify.<br />

Wissen Sie nun, was sich verkauft?<br />

Man lernt es abzuschätzen, kann aber auch danebenliegen. Es<br />

macht keinen Sinn, dass man ein „special interest product“ im<br />

kniehohen Stapel bei Dussmann oder Beck platziert. Wenn wir mit<br />

der Staatskapelle Die chinesische Flöte von Ernst Toch machen,<br />

dann weiß ich, dass das kein Renner wird. Mit Thielemann und<br />

Bruckner 8 gleicht sich das wieder aus.<br />

Ist es dann Thielemann, der zieht?<br />

Christian Thielemann ist ein toller Musiker. Ich fühle mich im<br />

höchsten Maße geehrt, mit ihm veröffentlichen zu dürfen. Aber<br />

auch er verkauft Strauss, Wagner, Bruckner besser als ein Pfitzner<br />

Klavierkonzert. Was hilft: Thielemann ist in Dresden, in Salzburg<br />

bei den Osterfestspielen und in Bayreuth. Das ergibt Synergien für<br />

die Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Ihre Bruckner <strong>18</strong> CD-Box kam in Japan in die Charts. Warum<br />

ausgerechnet dort?<br />

Es bleibt eine Kunst, die Mentalität eines Musikhörers richtig<br />

einzuschätzen. In Japan besonders. Beim Vertrieb muss man den<br />

Benimm-Codex sehr genau kennen. Japaner lieben Mahler und<br />

Bruckner. Mit dem Vokalwerk Bachs waren wir in Japan nicht so<br />

erfolgreich wie in Korea, wo es 20 Millionen Christen und eine<br />

große Chortradition gibt.<br />

Im <strong>September</strong> 2015 trafen Sie eine große Entscheidung.<br />

Um es genau zu sagen: am 30. August 2015 um 24 Uhr. Ich habe<br />

das Label hänssler CLASSIC zurückerworben bzw. die Rechte,<br />

Marke, Bestände und Pflichten. Beide Labels behalten ihre<br />

Programmphilosophie. Mein 91-jähriger Vater war sehr glücklich.<br />

Bilanz von 30 Jahren im Musikgeschäft: 17 ECHOS, 13<br />

Grammy-Nominierungen und mehr als 800 CDs.<br />

Noch ist das Jahr nicht zu Ende und wir hatten bereits 98 Veröffentlichungen!<br />

Ich freue mich auf die Bach-Aufnahmen mit den<br />

vom Spiritus Rector Kussmaul geprägten historisch informierten<br />

Berliner Philharmonikern, den Berliner Barocksolisten sowie<br />

Frank Peter Zimmermann. Auf die nächsten Veröffentlichungen<br />

mit der Staatskapelle Dresden und Werken von Strauss und<br />

Bruckner unter Christian Thielemann, auf die Choralmotetten der<br />

Bach-Familie mit Frieder Bernius und hoffe, dass das Projekt mit<br />

Händels Concerti grossi op. 3 mit den Berliner Barock Solisten<br />

unter Reinhard Goebel klappt.<br />

F R A N K P E T E R<br />

ZIMMERMANN<br />

Johann Sebastian Bach: Violinkonzerte<br />

BWV 1041, 1042, 1052, 1060. Frank<br />

Peter Zimmermann, Serge Zimmermann,<br />

Berliner Barock Solisten (2017)<br />

„Ich mag Menschen, die authentisch<br />

sind und nicht durch Äußerlichkeiten<br />

auffallen möchten. Frank Peter<br />

Zimmermann ist so. Sehr konzentriert,<br />

sehr bescheiden. Ich weiß: Nicht jeder<br />

Konzertbesucher kann musikalisch<br />

zwischen ‚sehr gut‘ und ‚genial‘<br />

unterscheiden, vielen ist die Optik die<br />

wichtigste Kategorie. Zimmermann ist<br />

für mich genial. Für ihn verzichte ich<br />

liebend gerne aufs Dekolletee.“<br />

BERNARD HAITINK<br />

Weber: Ouvertüre „Oberon“, Beethoven:<br />

Konzert D-Dur op. 61, Brahms:<br />

Symphonie Nr. 1. Frank Peter Zimmermann,<br />

Staatskapelle Dresden, Bernard<br />

Haitink (2016)<br />

„Bernard Haitink wie auch Frank<br />

Peter Zimmermann sind in der<br />

Champions League der Klassik der<br />

Olymp. Das sind keine Musiker, die<br />

ihre Karriere einer Homestory zu<br />

verdanken haben, sondern stille Stars.<br />

Ich war mir nicht sicher, ob sie die<br />

Aufnahmen freigeben. Musiker hören<br />

ja immer genau hin und wollen<br />

manchmal nicht mehr mit älteren<br />

Aufnahmen assoziiert werden. Doch<br />

sie haben sie freigegeben!“<br />

K A R L R I C H T E R<br />

EDITION<br />

Johann Sebastian Bach. Solistengemeinschaft<br />

der Bachwoche Ansbach,<br />

Münchner Bach-Chor, Münchner<br />

Bach-Orchester, Karl Richter<br />

(6 CD-Box | 2014)<br />

„Mit Karl Richter bin ich groß<br />

geworden. Immer wieder habe ich<br />

mir seine Matthäuspassion von 1958<br />

angehört! Leider waren viele seiner<br />

Aufnahmen mit diesen fantastischen<br />

Solisten nicht mehr erhältlich. Ich bin<br />

kein Mann des Konjunktivs und habe<br />

sie wieder veröffentlicht. Sicher<br />

kommt mir mein Elternhaus zugute,<br />

dass ich seit frühester Jugend mit<br />

solch genialer Musik aufwachsen<br />

durfte.“<br />

Verlagssonderveröffentlichung 43

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