CRESCENDO 5/18 September-Oktober 2018

Moritz Eggert
Hintergründig
Wenn man den Namen Eggert liest, muss
man immer mit einem rechnen: mit allem.
Der Musiker ist stets an mehreren Fronten
unterwegs, als umtriebiger, pointierter Pianist,
Autor, Hochschullehrer und Aktivist.
Auf diesem Album ist er in seiner eigentlichen
Profession als Komponist zu hören,
der weder stilistische noch inhaltliche
Berührungsängste kennt. Bestes Beispiel:
Ballack, du geile Schnitte, ein fast viertelstündiger,
für Sopran und Klavier vertonter
Auszug aus dem Gästebuch der Homepage
des Fußballers Michael Ballack. Das Ergebnis
ist gleichermaßen absurd wie ernst und
hintergründig. Moritz Eggert beherrscht
die Kunst, auch Banales aus dem Alltag
künstlerisch zu transformieren, einen Ohrwurm
genauso wie nervige Klangtapeten.
Und: Kunstlied kann er auch, wie sechs
2011 komponierte Lieder beweisen. Eggert
und Martin Tchiba am Klavier präsentieren
diese Musik ebenso wirkungsvoll wie die
großartig singende Irene Kurka. Das ist
einfach nur geil! GK
Moritz Eggert: „Ohrwurm.
Klavierlieder“,
Irene Kurka, Martin
Tchiba, Moritz Eggert
(Spektral)
NEUE
WELTEN
Eduard Künneke
Pfiffig-rasant
Noch pirscht sich der junge Operettenboom
lieber an Paul Abraham heran als an
Eduard Künneke. Das muss sich schnell
ändern, denn auch dieser wollte im Nationalsozialismus
nicht auf jazzige Saxofone
und gestopfte Bläser verzichten. Von Herz
über Bord gab es nach der Züricher Uraufführung
1935 über 500 Vorstellungen in
ganz Deutschland. Der Plot über eine
Profi schwimmerin, die ihr Beziehungsleben
umkrempelt, damit gleich zwei Paare
glücklich macht und sich eine hohe Erbschaft
sichert, hätte mit kleinen Veränderungen
genauso gut in die frühe BRD
gepasst. Die WDR-Aufnahme in der ruhmreichen
Operetten-Reihe wird den pfiffigrasanten
Anforderungen glänzend gerecht.
Liedhafte Melodien über einem unerhört
variantenreichen Orchester, das wie in Der
Vetter aus Dingsda Jazz, Latino-Rhythmen,
Schlager und Singspiel bravourös zusammenschmeißt,
wecken Lust auf mehr Künneke
zwischen Lockender Flamme und Großer
Sünderin. DIP
Eduard Künneke:
„Herz über Bord“, WDR
Funkhausorchester,
Wayne Marshall
(Capriccio)
OPERETTE
Elise Neumann
Ein Panorama
spanischer Tänze
Die Gitarristin Elise Neumann vereint Bach
und Castelnuovo-Tedesco. Weder Bach
noch der italienische Pianist Castelnuovo
haben Gitarre gespielt, Bach hat auch
nichts für Gitarre geschrieben. Castelnuovo
allerdings traf auf seinem Lebensweg
die Gitarrenlegende Andrés Segovia. Er
ließ sich von Segovias Spiel so beeindrucken,
dass es diesem ein Leichtes war, ihn
zu überzeugen, jenes damals schmale
Gitarrenrepertoire durch Werke aus seiner
Feder zu erweitern. Heute sind Castelnuovos
zahlreiche Stücke fester Bestandteil
der Gitarrenliteratur. Mit Bachs Lautensuite
BWV 997 leitet Elise Neumann
einfühlsam warmherzig zur Meditation an
und imaginiert mit der Suite Escarramán
von Castelnuovo in nuancenreichen, leisen
Tönen und kraftvollen Akzenten ein Panorama
spanischer Tänze. Castelnuovo
setzte es nach einer theatralischen Satire
von Cervantes über den spanischen Robin
Hood in Töne. SELL
Bach & Castelnuovo-
Tedesco: „Guitar Music“,
Elise Neumann
(Carpe Diem Records)
SOLO
Bestbesetzung
Mehr als 80 Engelmusikanten mit ihren legendären
elf weißen Punkten auf grünen Flügeln gehören
zum weltberühmten Grünhainichener Orchester.
Kult seit 1923. Zum Sammeln und Verschenken.
Damit das Konzerterlebnis nie zu Ende geht.
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Wendt & Kühn KG
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Telefon (037294) 86 286