CRESCENDO 5/18 September-Oktober 2018

DIE KÜNSTLERIN TINA CAMPOS:
SIE GESTALTETE DAS COVER UNSERER PREMIUM-CD
Die Frau und das Meer
„Regatta“, Acryl auf Segel, 120 x 90 cm
FOTO: TINA CAMPOS
Diese dunklen Nächte auf dem Atlantik, mit
wenig Mond, aber strahlenden Sternen,
wenn schwarze meterhohe Wellen angerollt
kommen und vom Heck her sanft das
Schiff wiegen … Wenn Tina Campos von ihrem siebenmonatigen
Segelturn über die Biscaya und die Kanaren
bis in die Karibik und zurück erzählt, lodert Leidenschaft
in ihren Augen und ihrer Stimme: „Da ist man komplett in
einem anderen Leben, schält von der Welt ab! Man hört manchmal
monatelang keine Nachrichten. Alles ist mühsam und aufwendig:
das Einkaufen, das Waschen, das Sparsam-sein-Müssen mit dem
Wasser … und dennoch ist es eine unheimlich faszinierende, einfache,
naturnahe Art von Leben!“
Seit jeher hatte Tina Campos eine große Affinität zum Wasser.
Seit über 30 Jahren segelt sie. Seit fünf Jahren lebt sie auf einem
Hausboot. Dieses liegt – wenn sie nicht gerade damit auf Spazierfahrt
ist – auf der Schlei, einem Meeresarm der Ostsee in Schleswig-
Holstein und Deutschlands einzigem Fjord. Da wundert es nicht,
dass einer ihrer „Brotberufe“ die Leitung des Büros einer Werft ist,
die Katamarane und Hausboote fertigt. Daneben arbeitet Campos
als Yogalehrerin und eben auch als Malerin.
Vor 16 Jahren machte sie ihren ersten Malkurs und hat seitdem
ihre Technik – besonders mit Acryl – immer weiter verfeinert.
Natürlich sind Segelboote dabei ihr Lieblingsmotiv. In ihren farbenreichen
Bildern erwachen sie plastisch zum Leben. Aus den Fenstern
ihres Hausboots sieht Campos täglich Boote und sogar Regatten
vorbeiziehen. „Je nachdem, woher der Wind
kommt und wohin die Schiffe fahren, ist die Segelstellung
immer wieder anders“, ist Campos fasziniert. „Das
inspiriert mich stets aufs Neue.“
Als Untergrund, also Leinwand zum Malen, nutzt
sie am liebsten alte Segel: „Die Geschichte, die Jahre,
die so ein Segel auf dem Buckel hat – solche Tücher
haben einen ganz besonderen Flair!“ Zum Glück hat sie über Beziehungen
immer wieder die Möglichkeit, an das auch für Taschen und
Bekleidung begehrte Material zu kommen. Kaufen kann man nämlich
eher nur Neuware.
Tina Campos’ Leben ist so bewegt wie das Meer. Vor ihrem
Umzug in den Norden arbeitete sie als Kinderkrankenschwester
und Deutschlehrerin, lebte unter anderem im Ruhrgebiet, aber auch
sieben Jahre lang in Brasilien. Während des Malens hört sie deshalb
bis heute gerne brasilianische Musik, vor allem in ihrer sehr
ursprünglichen Form – etwa mit der „Viola caipira“, einer zehnsaitigen
brasilianischen Gitarre.
Außerdem begeistert sie sich für vertonte Gedichte. Ihr absolutes
Lieblingsgedicht ist Stufen von Hermann Hesse. „Und jedem
Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft,
zu leben“, heißt es darin. Doch trotz der vielen Neuanfänge, die sich
wie ein roter Faden durch Tina Campos’ Leben ziehen, hasst sie das
Abschiednehmen. Hermann Hesse tröstet mit den Schlusszeilen:
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“
MG
Website von Tina Campos: www.tinasailsart.de
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