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CRESCENDO 5/18 September-Oktober 2018

CRESCENDO - das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Mit großer Würdigung Leonard Bernsteins und Interviews mit Martin Stadtfeld, Iveta Apkalna und Julian Prégardien.

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L E B E N S A R T<br />

Arvo Pärt Zentrums dirigieren wird.<br />

„Pärts Musik bringt den Menschen<br />

Ruhe und Frieden!“, begeistert sich<br />

Kaljuste. Das Zentrum liegt mitten in<br />

einem Pinienwald im 35 Kilometer<br />

von Tallinn entfernten Laulasmaa,<br />

einer Halbinsel am Finnischen Meerbusen.<br />

„Laulasmaa kenne ich schon<br />

als Landidylle meiner Jugend. Übersetzt<br />

heißt der Name passenderweise<br />

so viel wie ,singendes Land‘. Hier<br />

können nun Menschen zusammenkommen<br />

und Ruhe, Natur und<br />

Musik finden.“<br />

Ein eigenes Zentrum für einen<br />

noch lebenden Komponisten? Man spürt die Liebe, die die Esten<br />

ihren Musikgrößen entgegenbringen. Wie im übrigen Baltikum hat<br />

insbesondere der Chorgesang in diesem Land einen unglaublichen<br />

Stellenwert. „Jede Schule hat einen Kinderchor“, schwärmt Kaljuste<br />

„Das ist selbstverständlicher Teil der Erziehung.“ Schon seit über<br />

100 Jahren gibt es riesige Chorfestivals. „Damals gab es auch<br />

andernorts die Idee, über Chorgesang Menschen zusammenzubringen“,<br />

erklärt Kaljuste, „aber die estnische Chortradition ist sehr<br />

individuell und eigenständig und bildet zusammen mit der in<br />

Schweden und Lettland bis heute ein starkes Kräftedreieck. Im<br />

August war es mir deshalb eine große Freude, beim Baltic Sea Festival<br />

in Stockholm sowohl den Swedish Radio Choir – sozusagen die<br />

Berliner Philharmoniker unter den Chören! – als auch den Latvian<br />

Radio Choir und den von mir gegründeten Estonian Philharmonic<br />

Chamber Choir zu dirigieren.“<br />

Spektakulär: Die A.-Teiss-Brücke im<br />

Seefahrtsmuseum in Tallinn<br />

Wir schlendern vorbei an<br />

unzähligen Restaurants, aus denen<br />

Gerüche der typisch estnischen, bäuerlich-deftigen<br />

Küche dampfen –<br />

dazu gehört viel Fleisch mit Kartoffeln,<br />

auch Blutwurst, verschiedenes<br />

Eingelegtes oder „kama“, ein meist<br />

als Süßspeise oder Getränk zubereitetes<br />

Gemisch aus verschiedenen<br />

Mehlsorten. In den Touristenshops<br />

werden sogar Elch oder Bär in der<br />

Dose angeboten, was daran erinnert,<br />

dass direkt vor den Toren Tallinns<br />

wunderbare Nationalparks beheimatet<br />

sind, die in ihren Wäldern und<br />

Sümpfen neben rund 500 Braunbären auch Wölfe, Luchse, Biber<br />

und Pinselohrkatzen beherbergen.<br />

„Außerdem gibt es hier unheimlich viele Museen“, ist Kaljuste<br />

begeistert. In Tallinn gefällt ihm besonders das in einem alten Wehrturm<br />

– der „fetten Margarete“ – angesiedelte Seefahrtsmuseum mit<br />

seinen historischen Schiffen, alten Landkarten und anderen Exponaten<br />

aus Estlands blühender Seefahrtsgeschichte.<br />

Und was zeichnet Estland für Kaljuste nun besonders aus?<br />

„Wir sind nur eine Million Leute in diesem Land zwischen Ost und<br />

West und mit all seinen Besatzern, aber wir haben echte Komponisten,<br />

eine eigene Architektur, Kultur, Sprache und<br />

Tipps, Infos & Adressen<br />

Reiseinformationen rund um Ihren Besuch in Tallinn<br />

FOTO: WWW.MEREMUUSEUM.EE<br />

Literatur. Nur so kann man auch als so kleines<br />

Land unabhängig sein!“<br />

■<br />

Arvo Pärt: „The Symphonies“, NFM Wrocław Philharmonic,<br />

Tõnu Kaljuste (ECM)<br />

Musik & Kunst<br />

Die Altstadt von Tallinn, „Vanalinn“, ist ein<br />

Gesamtkunstwerk und lädt zu ausgiebigen<br />

Spaziergängen ein – etwa zum ehemaligen<br />

Begräbnishügel und späteren Adels- und<br />

Klerussitz Toompea mit seinem geistergeschichtenumwobenen<br />

Torturm, seinem<br />

Schloss und dem estnischen Parlament. Infos<br />

zum neuen Arvo Pärt Zentrum in Laulasmaa<br />

gibt es hier: www.arvopart.ee. Das Estnische<br />

Museum für Seefahrt hat Mittwoch bis<br />

Sonntag von 10 bis <strong>18</strong> Uhr geöffnet:<br />

www.meremuuseum.ee. Tõnu Kaljuste ist<br />

Gründer und künstlerischer Leiter des alljährlich<br />

im Sommer stattfindenden Nargen<br />

Musikfestivals: www.nargenfestival.ee<br />

Essen & Trinken<br />

Zwar touristisch, aber sehr lecker kann man bei<br />

Kerzenlicht in den mittelalterlichen Räumen<br />

der Olde Hansa gemeischaftlich Wild und andere<br />

Köstlichkeiten schlemmen – natürlich zu<br />

Musik aus dem 14. Jahrhundet: www.oldehansa.ee.<br />

Der Name Vanaema Juures heißt übersetzt<br />

„Großmutters“ und so isst man in diesem<br />

urigen Kellerrestaurant aus den 1930er-Jahren<br />

bis heute traditionelle estnische Hausmannskost:<br />

www.vonkrahl.ee/vanaemajuures. Die<br />

Einheimischen treffen sich in alternativen Bars<br />

wie dem NoKu, das von außen wie ein Privathaus<br />

aussieht und für das man einen Türcode<br />

benötigt oder klingelt: keine eigene Website,<br />

Adresse: Pikk 5, 10123 Tallinn.<br />

Übernachten<br />

Die Innenstadt von Tallinn ist voll von<br />

Hotels, Gästehäusern und Apartments in<br />

allen Preisklassen. Wie wär’s aber mal mit<br />

einem Minihaus nur wenige Meter außerhalb<br />

der Altstadt: www.kodastay.com.<br />

Wer es mondän, luxuriös und dennoch<br />

mitten in der Altstadt liebt, checkt entweder<br />

im Fünf-Sterne-Hotel Schlössle in<br />

einem Bau aus dem 17. Jahrhundert ein<br />

oder im Three Sisters Hotel, dessen<br />

individuelle Zimmer in drei aneinander<br />

angrenzenden Kaufmannshäusern aus<br />

dem 14. Jahrhundert situiert sind:<br />

www.schloesslehotel.com und www.3s.ee.<br />

FOTOS: WIKI COMMONS; ARVO PÄRT CENTER; MEREMUUSEUM<br />

96 w w w . c r e s c e n d o . d e — <strong>September</strong> – <strong>Oktober</strong> 20<strong>18</strong>

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