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CRESCENDO 5/18 September-Oktober 2018

CRESCENDO - das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Mit großer Würdigung Leonard Bernsteins und Interviews mit Martin Stadtfeld, Iveta Apkalna und Julian Prégardien.

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FOTO: EDDY MELTZER<br />

Die Visualisierung der Klänge: Die Oper Der Sieg über die Sonne als interdisziplinäre Kooperation zwischen dem Komponisten Michail W. Matjuschin<br />

und dem Maler Kasimir Malewitsch bei einer Aufführung im Rahmen der Art Basel 2015<br />

Chopin verbindet ihn eine enge<br />

Freundschaft. „Chopin hat mir Beethoven<br />

vorgespielt, göttlich schön“,<br />

schwärmt er und nennt ihn den echtesten<br />

Künstler, dem er je begegnet<br />

sei. Chopin dagegen ist für die anderen<br />

Künste nicht zu gewinnen. „Sein<br />

Geist kann sich nur in Musik ausdrücken“, erkennt George Sand.<br />

Aber auch Chopin erinnert sich an „köstliche Augenblicke“, die er<br />

mit Delacroix verbrachte.<br />

Die Romantik strebt nach Entgrenzung und der Herrschaft<br />

frei schöpferischer Fantasie. Aber es sind die Angehörigen der<br />

Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die sich jenem künstlerischen<br />

Zusammenwirken öffnen, das der Musikphilosoph Theodor<br />

W. Adorno als „Verfransung“ bezeichnet. Was sie eint, ist der<br />

Drang nach Aufbruch. Neues wollen sie schaffen, die akademische<br />

Zeichnung, den alten Ton und die abgenutzten Worte zerschlagen.<br />

In Russland wird der Maler, Grafiker und Komponist Michail<br />

Matjuschin zu einer zentralen Gestalt. Er arbeitet an einem „erweiterten<br />

Sehen“ und den Möglichkeiten der Visualisierung von Klängen.<br />

1913 komponiert er die erste futuristische Oper Sieg über<br />

die Sonne, die in der Ausstattung von Kasimir Malewitsch in St.<br />

DIE AVANTGARDE ÖFFNET SICH<br />

DEM KÜNSTLERISCHEN<br />

ZUSAMMENWIRKEN, SIE EINT DER<br />

DRANG NACH AUFBRUCH<br />

Petersburg uraufgeführt wird. „Die<br />

neuen Zeichen der Zukunft“ möchte<br />

Matjuschin schaffen.<br />

Das verbindet ihn mit Arnold<br />

Schönberg und der Wiener Avantgarde,<br />

die mit den Künstlern der<br />

Secession ebenfalls einen neuen Begriff<br />

von Kunst verwirklichen wollen. Im Januar 1911 besucht<br />

Wassily Kandinsky in München ein Konzert von Schönberg. Er ist<br />

so beeindruckt, dass er ihm spontan einen Brief schreibt: Schönberg<br />

habe in seinem Werk das verwirklicht, wonach er „so eine<br />

große Sehnsucht“ habe. Auch für Schönbergs Bilder begeistert er<br />

sich und lädt ihn zur Beteiligung an der Ausstellung des Blauen<br />

Reiters ein. So wichtig jedoch Schönberg das Malen zu Anfang war,<br />

nach seiner Selbstfindung als Komponist 1912 gibt er es fast gänzlich<br />

auf.<br />

In Paris wird Erik Satie, den Jean Cocteau liebevoll als „ein<br />

seltsames, wie vom Himmel gefallenes Etwas“ betrachtet, zur treibenden<br />

Kraft. Cocteau bringt ihn mit Pablo Picasso zusammen.<br />

Gemeinsam erarbeiten sie das Ballett Parade. Satie komponiert<br />

mit seiner Musik die Geräusche der Bewegungen auf einem Jahrmarkt.<br />

Und Picasso entwirft ein Bühnenbild, das „im Stück mit­<br />

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