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CRESCENDO 5/18 September-Oktober 2018

CRESCENDO - das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Mit großer Würdigung Leonard Bernsteins und Interviews mit Martin Stadtfeld, Iveta Apkalna und Julian Prégardien.

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SCHWERPUNKT<br />

MUSIK & KUNST<br />

L’art pour l’art geht auch so: Wie sich Maler, Bildhauer und Komponisten seit jeher inspirieren (Seite 76)<br />

Wenn sich Philosophie, Musik und bildende Kunst umarmen, entsteht daraus: love in fragments (Seite 84)<br />

Künstler ohne Grenzen<br />

VON STEFAN SELL<br />

Paul Klee Pablo Picasso Francisco de Goya<br />

Frauenbilder<br />

1924 malte Paul Klee<br />

mit dem Bild „Besessenes<br />

Mädchen“<br />

ein verstörendes<br />

Frauenbild. 76 Jahre<br />

später entdeckte der<br />

Schweizer Komponist<br />

Thüring Bräm<br />

das Porträt in der Baseler Fondation<br />

Beyeler und komponierte dem Ensemble<br />

Sortisatio Ein musikalisches<br />

Skizzenblatt für Paul Klee.<br />

Sitzende Frauen waren bei<br />

Picasso ein häufiges Motiv.<br />

Der tschechische Multiinstrumentalist<br />

und Bandleader<br />

Alexej Fried schrieb<br />

nicht nur nach Picassos Vorlage<br />

ein Guernica-Quintett, aus<br />

der „Sitzenden Frau“ (1927)<br />

wurde 1969 The Nude – ein<br />

Stück für Trompete, Flöte und<br />

Big Band.<br />

Enrique Granados<br />

war nicht nur<br />

Komponist, sondern<br />

ebenso ein<br />

begnadeter Maler.<br />

Zudem besaß er einige Originale<br />

Goyas. Ob nackt oder angezogen,<br />

Goya verlieh der schönen Spanierin<br />

„Maja“ auf zwei Bildern Ewigkeit.<br />

Tonmaler Granados ließ sie in<br />

seinen Tonadillas (Theaterliedern)<br />

als „La maja de Goya“ klingen.<br />

Gitarrenbilder<br />

Der Baseler Komponist Christian<br />

Henking hat als Fotograf<br />

auch einen „Blick“ für den<br />

Klang. Sillis, ein Stück für Gitarre<br />

solo, schrieb er 1992 zu<br />

einem der bekanntesten Bilder<br />

Klees aus dem Jahre 1929:<br />

„Haupt- und Nebenwege“.<br />

Seither haben Klees glitzernder<br />

Nil und seine Sonne Ägyptens<br />

zu klingen begonnen.<br />

1969 wartete Paul McCartney<br />

im Krankenhaus auf die Geburt<br />

seiner Tochter Mary.<br />

Dort sah er ein Poster<br />

von Picassos „Der alte<br />

Gitarrenspieler“ an<br />

der Wand und versuchte<br />

herauszufinden,<br />

welchen Akkord<br />

der alte Mann greift.<br />

Wieder zu Hause,<br />

schrieb er einen<br />

Song, der für das Akkordspiel nur<br />

zwei Finger braucht.<br />

Im Prado hängt Goyas „Der<br />

Blinde mit der Gitarre“: Ein<br />

umherreisender, Gitarre<br />

spielender Geschichtenerzähler<br />

schart eine Traube<br />

von Zuhörern um sich.<br />

Goyas 80-teiliger Bilderzyklus<br />

„Los Caprichos“<br />

erfreut sich noch größerer<br />

Beliebtheit. Der italienische<br />

Komponist Mario Castelnuovo-Tedesco<br />

vertonte 24<br />

davon – für Gitarre.<br />

Vogelbilder<br />

Heute singen<br />

die Vögel auf<br />

Paul Klees Bild<br />

„Zwitscher-Maschine“<br />

im New<br />

Yorker MoMA. Dort inspirierte<br />

die Vogelmaschinerie den<br />

chinesischen Komponisten Tan<br />

Dun. Er destillierte aus seinem<br />

Museumsbesuch die kurze<br />

Sinfonie Death and Fire.<br />

Als Apollinaire erstmals Picassos<br />

Atelier aufsuchte, fand er eine<br />

Abwesenheitsnotiz vor: „Bin im<br />

Bistro“, unterzeichnet mit „Der<br />

Vogel von Bénin“. Virgil Thomson<br />

hatte diesen „Vogel“ persönlich<br />

kennengelernt. Mit dem Titel<br />

„Bugles and Birds“ schuf er 1940<br />

ein Porträt des Künstlers als<br />

Klavierstück.<br />

Oft finden sich in Vogeltiere<br />

verwandelte Wesen in Goyas<br />

Werk. Die Eule in „Der<br />

Schlaf der Vernunft gebiert<br />

Ungeheuer“ fliegt da an ganz<br />

prominenter Stelle, denn<br />

Goya selbst ist vermutlich<br />

der Sitzende auf diesem Teil<br />

seiner „Caprichos“. Hans<br />

Werner Henze widmet ihm den<br />

dritten Satz seiner Caprichos,<br />

einer Fantasie für Orchester.<br />

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