OM_07_08_2020_ePaper
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Fleischstücke eingerieben und möglichst über einen Tag sozusagen<br />
trocken mariniert. Ich selbst bevorzuge diese Art, da mir<br />
ölige Marinaden geschmacklich oft zu dominant sind, und<br />
außerdem ist es nie gut, wenn Öl auf die Glut tropft. Darauf<br />
sollte man der Gesundheit zuliebe immer achten.<br />
Bevor ich auch nur ein Stück auf den Grillrost lege:<br />
Was muss ich beachten?<br />
Leon Bülow: Bei der Holzkohle rechnet man ungefähr 30 bis<br />
40 Minuten Anheizphase – das heißt: Die Kohle muss rot glühen<br />
und von weißer Asche ummantelt sein. Bei einem Gasgrill kann<br />
das Grillvergnügen quasi sofort starten. Manche schaffen unter<br />
der Haube schon eine Grundhitze, um den Ofen-Effekt zu nutzen.<br />
Wie erkenne ich den richtigen Garpunkt?<br />
Leon Bülow: Wer sich unsicher ist oder Anfänger, sollte mit<br />
einem Thermometer arbeiten. Geübte Griller und Köche<br />
wissen, wie sich ein Stück Fleisch anfühlen muss, damit man<br />
sicher sagen kann, wie es gebraten ist. Dazu braucht es aber<br />
Übung und dabei kann das Thermometer sehr gut helfen.<br />
Es wäre um jedes verkohlte Stück Fleisch traurig.<br />
Seinen eigenen Grill lernt man mit der Zeit kennen, weiß,<br />
wie man anbrät und indirekte Hitze nutzt.<br />
Bei einem ganz einfachen Holzkohle-Grill, Modell Tankstelle,<br />
ist es schon eine Kunst. Da würde ich auf Würstchen zurückgreifen.<br />
Hat man einen Holzkohlegrill mit Deckel, kann man<br />
durch Verschieben der Kohle unterschiedliche Hitzefelder<br />
schaffen. Im Gasgrill gibt es meist eine zweite Ebene, auf der<br />
man die indirekte Hitze nutzen kann.<br />
Fleisch sollte niemals direkt aus dem Kühlschrank auf den<br />
Grill. Gerade bei Kurzgebratenem ist es wichtig, dass das Grillgut<br />
Zimmertemperatur hat. Ebenso wichtig ist es, dem Fleisch<br />
nach dem Braten Ruhezeit zu gönnen. In der Regel fünf bis<br />
zwölf Minuten. Damit es in dieser Zeit aber nicht kalt wird,<br />
lohnt es sich, einen Platz mit indirekter Hitze auf der Grillfläche<br />
einzurichten.<br />
Wenn man ein Porterhouse Steak hat oder ein anderes Stück<br />
Fleisch mit einem großen Knochen, ist es wichtig, dass man es<br />
nicht Seite für Seite grillt, sondern auf dem Knochen anfängt.<br />
Sonst gelangt keine Hitze zur Mitte des Knochens. Rippchen<br />
kann man beispielsweise auch erst kochen oder mit Apfelsaft im<br />
Ofen bei 90 Grad garen und dann mit Barbecue Sauce grillen.<br />
Fetakäse wickle ich gewürzt, mit einem Tropfen Öl, in Backpapier<br />
ein. Danach umwickel ich alles in Alufolie, bevor es auf<br />
den Grill kommt. Was auch ganz toll ist: Man kann einen<br />
ganzen Kohlkopf in die Glut werfen, entfernt dann die äußeren<br />
Blätter und isst nur das Innere.<br />
Auch Obst macht auf dem Grill eine gute Figur, von Melone bis<br />
Banane.<br />
Grillen ist heute eigentlich nicht mehr das ursprüngliche Grillen,<br />
es entwickelt sich immer mehr zum Kochen auf dem Grill.<br />
Deswegen ist es auch eigentlich nie wirklich spontan, aber sehr<br />
kreativ und verrückt. Am Grill kann man sich austoben.<br />
Was ist mit den berühmten Salaten und Saucen?<br />
Leon Bülow: Da man Grillen eigentlich mit Sommer verbindet,<br />
sind Salate eine tolle Beilage. Denn genau in dieser Zeit gibt es<br />
alles in Hülle und Fülle. Für mich gehört Ketchup, Senf und<br />
eventuell noch eine Barbecue<br />
Sauce zum Grillen, aber nicht<br />
mehr. Die Grillaromatik ist<br />
natürlich beim Holzkohlegrill<br />
stärker und sollte – für meinen<br />
Geschmack – nicht durch<br />
Saucen untergebuttert werden.<br />
Wer gute Qualität auf den Grill<br />
legt, sollte auch deren Aromen<br />
schmecken können.<br />
OBERNEULAND MAGAZIN<br />
EXTRA-Tipp<br />
Nach dem Grillen den abgekühlten<br />
Rost vom Grill nehmen, in angefeuchtetes<br />
Zeitungspapier einwickeln<br />
und über Nacht ruhen<br />
lassen. Am nächsten Morgen kann<br />
man die verkrusteten Stellen mit<br />
einer Bürste leicht entfernen.<br />
Und dann ist da noch das Saubermachen …<br />
Leon Bülow: Das ist mit einer guten Stahlbürste kein Problem.<br />
Grill richtig heiß machen und abbürsten. AS<br />
Also Fleisch lieber rubben als marinieren, Temperaturen beachten<br />
und gegebenenfalls Temperaturfelder schaffen. Aber was ist mit<br />
Fisch, Gemüse oder Käse?<br />
Leon Bülow: Wenn wir schon dabei sind: Man kann auch mit<br />
Wasserschalen und Aromahölzern auf dem Grill arbeiten – das<br />
ist eine Wissenschaft für sich, wie eigentlich das ganze Grillen.<br />
Da ist es auch immer ganz spannend, zu sehen, wie andere grillen.<br />
Aber zurück zum Thema: Für Fisch, Gemüse und Käse rate ich<br />
eigentlich dazu, sich gusseiserne Pfannen und Töpfe anzuschaffen.<br />
Ich habe diese im vergangenen Jahr in einem Gartencenter<br />
als Set entdeckt und bin total begeistert.<br />
Natürlich kann man Paprika, Aubergine, Zucchini und Co. auch<br />
grob geschnitten direkt auf den Grill legen, in einer Pfanne ist es<br />
aber angenehmer, zumal die Verbrennungsgefahr minimiert wird.<br />
Für Fisch – den man nicht zu heiß anbraten sollte – gibt es im<br />
Handel extra Zangen, eine Pfanne funktioniert aber genauso<br />
gut. Lecker ist es auch, wenn man den Fisch in Bananenblätter<br />
einwickelt. Das gibt ein gutes Aroma. Krustentiere lassen sich<br />
auch sehr gut grillen.<br />
OBERNEULAND 37