OM_07_08_2020_ePaper
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Geschichte historischer Persönlichkeiten<br />
einzudringen, hat sie dieses Pseudonym<br />
gewählt. Der Nachname „von Wild“ steht<br />
im Stammbaum ihrer Mutter, und<br />
„Johanna finde ich einfach schön“, sagt sie.<br />
Bereits im Alter von sieben Jahren<br />
schrieb sie eigene Geschichten,<br />
wovon eine veröffentlicht wurde.<br />
Das neue Buch kommt jetzt auf den Markt.<br />
Es ist Johanna von Wilds zweites großes<br />
Werk.<br />
Vor gut einem Jahr eroberte sie sich mit<br />
dem Roman „Die Erleuchtung der Welt“<br />
gleich eine feste Fangemeinde. Dieses Buch<br />
beginnt im mittelalterlichen Heidelberg im<br />
Jahr 1427. Es beschreibt den Lebenslauf der<br />
Mechthild von der Pfalz, einer herausragenden<br />
Persönlichkeit im 15. Jahrhundert.<br />
Eine Frau, die Kunst und Literatur förderte.<br />
Manche sagen sogar, sie brachte den<br />
Humanismus nach Württemberg.<br />
Dass beide Romane in Süddeutschland<br />
angesiedelt sind, hat seinen guten Grund.<br />
Biggi Rist kommt aus Schwaben. Bereits im<br />
Alter von sieben Jahren schrieb sie eigene<br />
Geschichten, wovon eine veröffentlicht<br />
wurde. In Reutlingen begann ihre Lehre<br />
zur Apothekenhelferin. Später in Isny/Allgäu<br />
wurde sie an der Naturwissenschaftlich-<br />
Technischen Akademie zur Pharmazeutisch-technischen<br />
Assistentin ausgebildet.<br />
Es folgten viele Jahre ganz spezieller Arbeiten<br />
in der medizinischen Labordiagnostik.<br />
Unter anderem lebte sie auch zwei Jahre in<br />
Melbourne, und weitere zehn Jahre nahe<br />
Tübingen, bevor sie mit ihrem Mann nach<br />
Lilienthal zog.<br />
In beiden Romanen holt Johanna von<br />
Wild bedeutende Personen aus dem Mittelalter<br />
ans Tageslicht. Die Protagonisten<br />
der Handlungen<br />
sind jedoch nicht die historisch<br />
belegten Persönlichkeiten.<br />
Es sind fiktive Geschöpfe der<br />
Autorin, die sie in deren<br />
unmittelbarer Umgebung<br />
erscheinen lässt.<br />
Ihr Wissen um historische Ereignisse<br />
holt Johanna von Wild nur selten<br />
aus alten Archiven. Es<br />
ist überaus kompliziert,<br />
alte Handschriften zu<br />
lesen und darüber<br />
hinaus die Sprache des<br />
Mittelalters zu verstehen.<br />
Das Internet hilft ihr<br />
weiter. Dennoch: „Ich saß<br />
schon mal vier Stunden<br />
lang am Computer, um<br />
schließlich zwei Sätze<br />
niederzuschreiben, habe<br />
dafür aber viel recherchiert.“<br />
Wikipedia kommt<br />
dafür natürlich nicht<br />
infrage. Sie taucht<br />
wesentlich tiefer ein, liest Buchtitel.<br />
auch schon mal Dissertationen<br />
und umfangreiche Abhandlungen<br />
von studierten Fachleuten. So schafft sie<br />
es einerseits, Sprechweise und Gepflogenheiten<br />
des Mittelalters in unsere Zeit flüssig<br />
lesbar herüberzubringen. Zum anderen,<br />
uns eine Epoche zu zeigen, als das Leben<br />
und die Gesundheit derer, die gesellschaftlich<br />
weiter unten standen, wenig bis gar<br />
nichts wert war.<br />
Als passionierter Reiterin fällt es Johanna<br />
von Wild nicht schwer abzuschätzen, wie<br />
lange damals wohl ein Ritter zu Pferd oder<br />
ein Tross mit Gefolge unterwegs gewesen<br />
sein mögen – um es im Roman zu verankern.<br />
Von Urach nach Heidelberg zum<br />
Beispiel waren es drei Tage. Das Wissen um<br />
die seinerzeit sehr verbreitete Wirksamkeit<br />
von Heilkräutern verdankt Johanna von<br />
Wild ihrer Ausbildung als Pharmazeutischtechnische<br />
Assistentin. „Mehr als 80 Pflanzen<br />
mussten wir während<br />
der Ausbildung sammeln<br />
und bestimmen.<br />
Die Pharmaziestudenten<br />
seltsamerweise nicht,<br />
dafür die Biologen.“ Alles,<br />
was man jemals gelernt<br />
und erlebt hat, sei zu<br />
irgendetwas gut, ist ihre<br />
Erkenntnis.<br />
Ulrich von Württemberg,<br />
um den sich das<br />
neue Buch dreht, sei ein<br />
ganz schräger Vogel<br />
gewesen, meint Johanna<br />
von Wild. Er war Herzog<br />
und Henker, wurde zum<br />
politischen Spielball,<br />
hatte seine dunkle und<br />
helle Seite. Das macht wieder neugierig.<br />
Am 1. Oktober, um 19 Uhr ist die Premierenlesung<br />
für Bremen aus „Der Getreue<br />
des Herzogs“ in der Buchhandlung Leuwer,<br />
Am Wall 171.<br />
Text: Eberhard Matzke, Fotos: privat