MAGNIFICAT Heilige Woche 2021

Passionsandacht 178
Der gekreuzigte König
Der König siegt, sein Banner glänzt,
geheimnisvoll erstrahlt das Kreuz,
an dessen Balken ausgereckt
im Fleisch des Fleisches Schöpfer hängt.
Geschunden hängt der heil’ge Leib,
vom scharfen Speere roh durchbohrt,
uns rein zu waschen von der Schuld,
strömt Blut und Wasser von ihm aus.
Nach: Vexilla regis prodeunt; Venantius Fortunatus, † nach 600 – GL 299 –
andere Melodie: GL 297 · GL 1975 178 · KG 395 · EG 79
Impuls
Das Lied, dessen lateinische Version zur Überführung einer
Kreuzreliquie aus dem Osten gegen Ende des 6. Jahrhunderts
gedichtet wurde, ist voller Gegensätze. Zunächst denken wir
vielleicht bei Worten wie König, Banner oder Glanz an einen
mittelalterlichen Triumphzug. Vielleicht steht uns das Siegessymbol
nach einer Schlacht vor Augen, das der König als Zeichen
seiner Macht aufstellen lässt. Aber dann ist vom Kreuz
die Rede, vom toten Fleisch, vom geschundenen Leib, vom
durchbohrten Körper. Das soll unser Banner sein?
Dennoch behält das Lied seine triumphale Ausrichtung
bei. Denn das am Kreuzesbalken ausgereckte Fleisch wird als
Fleisch des Schöpfers bezeichnet. Der Tote Jesus wird sofort
mit der göttlichen Natur des Sohnes Gottes identifiziert. Die
Sicht auf das Kreuz ist zwar ein Blick auf Leiden, aber auf Leid,
das letztlich Hoffnung schenkt. Denn Blut und Wasser, die aus
der Seite Jesu fließen, sind Bilder für die Taufe und die Eucharistie,
aus denen wir Christen leben, aus denen die Kirche
auferbaut wird.