MAGNIFICAT Heilige Woche 2021

Passionsandacht 180
Herrschen vom neuen Paradiesbaum
Erfüllt ist nun, was David einst
im Liede gläubig kundgetan,
da er im Geiste prophezeit:
Vom Holz herab herrscht unser Gott.
O edler Baum in hehrem Glanz,
von königlichem Purpur rot,
du werter, du erwählter Stamm,
du trägst den Lösepreis der Welt.
Nach: Vexilla regis prodeunt; Venantius Fortunatus, † nach 600 – GL 299 –
andere Melodie: GL 297 · GL 1975 178 · KG 395 · EG 79
Impuls
Das Kreuz und der Kreuzestod werden vom Lied ganz in der
Perspektive einer Verheißung durch König David gesehen, dem
die Tradition die Autorenschaft für den Psalter zuweist. Die
Rede vom Richten und Herrschen Gottes vom Holz herab findet
sich in Ps 96 (95), 10 nicht im hebräischen Text, sondern in
lateinischen und griechischen Handschriften.
Weil vom Kreuz her regiert wird, leuchtet es in Purpur, der
Farbe der Könige. Das Lied sieht im Kreuz nicht nur ein Marterinstrument,
sondern einen Baum, also etwas Lebendiges.
Hier wird eine Verbindung zum Baum im Paradiesgarten hergestellt.
Die Frucht aber ist der „Lösepreis der Welt“.
Das ist eine Formulierung, die uns fremd erscheinen mag,
zu sehr vom Geschäft, von Schulden und ihrer Tilgung her
gedacht. Aber diese Worte knüpfen an paulinische Kreuzesund
Erlösungstheologie an, die genau diese Finanzsprache
benutzt. Indem im Kreuz unsere Schuld getilgt wird, wird das
Kreuz zum neuen Baum des Lebens für uns.