MAGNIFICAT Heilige Woche 2021

Die Mitte erschließen 202
Bilder im Messbuch
Indem die Lesungstexte der Messe in das Messbuch integriert
wurden, wurden auch Illustrationen übernommen. Selbst gedruckte
Messbücher konnten eine leichte Bebilderung zu den
einzelnen Formularen beibehalten, andere verzichteten fast
völlig auf Bilder. In Messbüchern bleibt aber ein Bildtypus, der
sehr häufig und bis in jüngste Zeit tradiert wird: Eine Kreuzigungsszene
beim Canon Romanus, dem Eucharistischen Hochgebet
der römischen Tradition und unserem heutigen ersten
Hochgebet. Dieser Text beginnt mit „Te igitur clementissime pater
…“ („Dich gütiger Vater bitten wir …“) und das T des ersten
Wortes wurde schon mittelalterlich zu einer gemalten Kreuzigungsszene
ausgebaut, bevor dann später dieses Kreuzigungsbild
vor den Text gestellt wurde. Diese Anordnung ist auch in
gedruckten Messbüchern bis in die jüngste Zeit beibehalten
worden.
In den nachkonziliaren, landessprachlichen Messbüchern
wurde hingegen sehr unterschiedlich mit Bildern umgegangen.
Während das lateinische Missale nach dem Konzil 12–14 Bilder
enthält, die wichtige Abschnitte kennzeichnen, haben die
deutschsprachigen und die französischen Messbücher ganz auf
Bilder verzichtet. In den stark von den USA aus geprägten englischsprachigen
Messbüchern finden sich Ausgaben mit einer
unterschiedlichen Anzahl von Bildern (bis zu 300). Man wird
allerdings fragen müssen, welche Funktion diese Bilder haben,
denn sie sind nur für den Zelebranten sichtbar.
Die Bilderarmut im deutschsprachigen Raum ist sicher ein
Resultat einer religiös-kulturellen Ausrichtung. Diese zeigt sich
auch bei den Umschlägen von liturgischen Büchern, die in den
letzten Jahren eine deutliche Tendenz zur Abstraktion aufweisen.
Selbst das neue Gotteslob, das Gesang- und Gebetbuch für
die Gemeinden, kommt mit einigen abstrakten Grafiken neben
zwei Fotos einer Schöpfungs- und einer Kreuzigungsszene aus
– Letztere bewusst bei der Brotbrechung der Messe platziert.