MAGNIFICAT Heilige Woche 2021

Unter die Lupe genommen 192
Schuldbekenntnis in der Liturgie
Das allgemeine Schuldbekenntnis (lat. confiteor, „ich bekenne“,
Text siehe S. 48), wird in der Liturgie verwendet und im Gottesdienst
nach der Eröffnung gesprochen. Traditionell schlagen
sich die Gläubigen bei den Worten „durch meine Schuld, durch
meine Schuld, durch meine große Schuld“ an die Brust. Im Stundengebet
wird es für die Feier der Komplet empfohlen. In der
evangelischen Tradition wird das Schuldbekenntnis entweder
als Bußgebet zu Beginn eines Bußgottesdienstes, als Antwort
der Gemeinde auf die Predigt, auf jeden Fall aber als Vorbereitung
der Gemeinde auf die Abendmahlsfeier gesprochen. Dabei
werden unterschiedliche Formen verwendet.
Schuldbekenntnis der Kirche
Das Bekenntnis der Schuld hat aber nicht nur seinen Platz im
Glauben der Einzelnen und in der Liturgie. Auch die Gesamtkirche
hat immer wieder in Schuldbekenntnissen das eigene
Versagen und die Verantwortung für begangenes Unrecht
zum Ausdruck gebracht. Bekannt ist vor allem die „Stuttgarter
Schulderklärung“ vom Oktober 1945, in dem die neu gebildete
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) die Mitschuld evangelischer
Christen an den Verbrechen des Nationalsozialismus
bekannte. Anlass war der Besuch hochrangiger Vertreter des
Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), die sich bereit zeigten,
sich mit den Deutschen zu versöhnen und die EKD in den
ÖRK aufzunehmen. Bereits am 23. August 1945 hatten die
deutschen römisch-katholischen Bischöfe bei ihrer ersten Vollversammlung
nach dem Zweiten Weltkrieg in Fulda am Grab
des heiligen Bonifatius in einem Bekenntnis die Schuld vieler
Katholiken benannt. Ein historisches Schuldbekenntnis sprach
Papst Johannes Paul II. aus Anlass des Heiligen Jahres am 12.
März 2000 in Rom. In ihm brachte er Verfehlungen im Zusam-