MAGNIFICAT Heilige Woche 2021

5Editorial
Liebe Leserinnen und Leser!
Was Gott mit uns Menschen vorhat, scheint in der Bibel
immer wieder durch. Ich kann Sie nur ermuntern, auf
diese Momente zu achten, ihnen nachzugehen, sie zu fühlen.
Sie von innen her zu verkosten, wie Ignatius von Loyola sagt.
Für mich beginnt das am Anfang der Genesis, dieser hoffnungsfrohen
Ouvertüre. Wüste und Leere, der Urzustand, Tohuwabohu,
und dann die Initialzündung: „Es werde Licht!“ (1, 3) Am
Höhepunkt heißt es: „Lasst uns Menschen machen als unser
Bild, uns ähnlich!“ (1, 26) In der christlichen Menschensicht
fällt leider oft unter den Tisch, dass diese himmelhohe Würde
an erster Stelle steht; vom Sündenfall handelt erst Gen 3. Dass
wir in eine Welt voll Unheil geboren sind, will ich nicht kleinreden.
Groß machen möchte ich diese unfassbare Vision: Wir
Menschen – lebendige Abbilder des Unendlichen, des Schöpfers.
Die Genesis meint das ganz konkret: Im Zu- und Miteinander
haben wir die Chance, an Gottes Werk mitzuwirken und
diese Welt lebensfreundlich zu gestalten. „Und Gott schuf den
Menschen als sein Bild, als Bild Gottes schuf er ihn; als Mann
und Frau schuf er sie.“ (Gen 1, 27): das sagt mehr, als dass nur
die Geschlechter einander ergänzten. Ich einzelner Mensch bin
angewiesen auf den anderen, oder besser: Wir sind als Menschen
aufeinander bezogen, können die großartigsten Dinge erschaffen,
wenn wir kooperieren. Nur bitter, dass dies zumal im
Vernichtenden so hervortritt, etwa in der Atombombe. Ja, wir
bedürfen der Erlösung. Die Menschheit braucht Jesus von Nazaret,
der sich den Menschen verschrieben hat. Der die einfachen
Leute groß macht und denen am Rande, die in ihren Möglichkeiten
blockiert sind, Zutrauen gibt. Werden wir, werde ich den
Mitmenschen die Hände reichen, zu ihnen stehen, Neubeginn
ermöglichen?
Ihr Johannes Bernhard Uphus