Nr. 79 - Sommer 2021

in Vergessenheit zu geraten. Bei genauerem Nachdenken muss man
allerdings zugeben, dass die Gegend gar nicht so « natürlich » ist, denn
schließlich wurde sie von Menschenhand so gestaltet … Es ist aber
bewegend festzustellen, dass sich die Natur, in dem Moment, als der
Mensch sich zurückzog, wieder des Ortes bemächtigt hat, dass es ihr
gelungen ist, einen verlassenen Ort wieder anziehend zu machen. Ich
bin davon überzeugt, dass die Natur ein Kunstwerk für sich ist, denn
sie ist großartig, voller Emotionen und in gewisser Weise auch kreativ.
Dennoch kam Ihnen nicht sofort der Gedanke, den Ort neu zu beleben …
Nein. Ich übernahm gerade meine neue Funktion im Maison de la
Culture, da hatte ich genug zu tun. Insofern kam ich zunächst gar nicht
auf diese Idee.
War es dann eher zufällig, dass Sie den Einfall hatten, ein Festival im Gebiet
dieser Hortillonnages zu schaffen?
Genau. Zur damaligen Zeit war ich bereits für die von mir produzierten
künstlerischen Veranstaltungen bekannt, die sowohl in
Frankreich als auch im Ausland auf Tournee gingen. Gleichzeitig
beschloss die Regierung, die künstlerische Kreation und die Entwicklung
lokaler Initiativen im ganzen Land zu fördern. Martin
Hirsch, ein Beamter des höheren Dienstes, wurde von der Regierung
mit dieser Mission betraut. Gemeinsam mit Marin Karmitz* machte
* Anm. d. Red.: Ein großer Name der französischen Kultur; Regisseur,
Produzent und Verleiher von Filmen, der, so will es der Zufall, der
Vater von Nathanaël und Elisha Karmitz ist, den Gründern des Hôtel
Paradiso, das wir Ihnen auf den Seiten 60-63 vorstellen.
Frankreich erleben · Sommer 2021 · 41