Nr. 79 - Sommer 2021

Buchhandlungen Gedanken machte, doch ich finde, dass
alle Geschäfte für die Nahversorgung dazu zählen. Sicher,
die Pandemie und die mit ihr verbundenen Fragestellungen
haben der Arbeit der Buchhändler – und dem Buch
im weitesten Sinne – eine gewisse Anerkennung verschafft.
Endlich hat man in Frankreich
positiv über uns gesprochen. Das ist für
mich wichtig. Andererseits kann ich
mich nicht uneingeschränkt darüber
freuen, nun als « wesentlich » eingestuft
zu sein, während Theater, Kinos und
andere Geschäfte für die Nahversorgung
bei einem Lockdown schließen
müssen. Der Begriff ist schwierig abzugrenzen
…
Hat sich der Beruf des Buchhändlers Ihrer
Meinung nach durch diese Krise verändert?
Ganz bestimmt. Wir mussten uns
schnell anpassen, quasi im Eiltempo.
Es war im Grunde genommen eine
Anpassung an unsere heutige Gesellschaft,
zu der die Bestellung per Internet gehört. Mir
war schnell klar, dass wir gezwungen waren, dieser Entwicklung
zu folgen. Vor dem zweiten Lockdown mussten
wir in kürzester Zeit die Website der Buchhandlung neu
erstellen. Dennoch konnten wir einen Auftritt umsetzen,
Wenn Sie das nächste Mal
in Bordeaux sind, sollten
Sie die Buchhandlung La
Machine à Lire besuchen.
Abgesehen davon,
dass sie an einem der
charmantesten historischen
Plätze der Stadt liegt,
können Sie dort die
authentische Atmosphäre
einer unabhängigen
Buchhandlung erleben.
La Machine à Lire
8, place du Parlement
33000 Bordeaux
www.lamachinealire.com
der uns entspricht: Auf der Website werden nicht nur
die Bücher aufgelistet, die man bestellen kann, sondern
sie spiegelt unsere Coups de cœur und unser Engagement
genauso wider, wie die Tische, auf denen wir die Bücher
im Laden präsentieren. Man muss gut achtgeben, dass die
Buchhandlung ihre Seele behält. Dazu
ist es wichtig, ein Gleichgewicht zu
finden. Das ist nicht einfach, wie man
an den Webauftritten vieler französischer
Buchhändler sieht, denn diese
sind meist nicht sehr einladend. Wir
haben alle darunter gelitten, dass die
großen Handelsketten sich im Internet
breitgemacht haben, dass sie den kostenlosen
Versand für Bücher anbieten
durften. Dagegen anzukämpfen, ist
nicht einfach. Das hat uns dem Internet
gegenüber misstrauisch gemacht. Doch
diese Krise hat, so glaube ich, die Dinge
verändert: Die Buchhandlung muss
sich anpassen, das wurde uns deutlich
vor Augen geführt. Insofern müssen
wir uns weiterentwickeln, dennoch
dürfen wir dabei alle, sowohl Buchhändler als auch Leser,
nicht vergessen, dass nichts den persönlichen Kontakt,
den persönlichen Austausch über ein Buch ersetzen kann.
Hélène des Ligneris, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Frankreich erleben · Sommer 2021 · 71