Nr. 79 - Sommer 2021

FRANKREICH HEUTE Landwirtschaft
anlegen und nach einigen Jahren die begehrten Pilze
ernten. Dank der kontrollierten Mykorrhizierung wurde
es also möglich, Trüffel zu züchten. Und die Baumschule
Robin ist damit erfolgreich: Heute verkauft sie mehr als
130 000 Trüffelpflanzen pro Jahr, und ihre Pflanzen alleine
produzieren 90 % der Schwarzen Trüffel, die in Frankreich
geerntet werden. Ein beachtliches Ergebnis, das
jedoch bis vor kurzer Zeit über eine Tatsache nicht hinwegtäuschen
konnte: Der « Star» unter den Trüffeln, die
nur äußerst schwer erhältliche und vor allem nahezu unerschwingliche
Weiße Trüffel (Tuber magnatum) widersetzte
sich bis jetzt hartnäckig der Technik der kontrollierten
Mykorrhizierung.
Als die Pépinières Robin daher
im Februar dieses Jahres eine
Pressemitteilung mit dem stolzen
Titel « Weltpremiere: kontrollierte
Produktion von weißen Trüffeln
Made in France gelungen » veröffentlichte,
war das eine regelrechte
Sensationsmeldung! Zur allgemeinen
Überraschung informierte
das Unternehmen die verdutzten
Trüffelproduzenten aus aller Welt,
dass die Weiße Trüffel anbaufähig
geworden war, und das weit von
ihrer ursprünglichen Heimat entfernt.
Unter größter Geheimhaltung waren einige Jahre
zuvor in klimatisch unterschiedlichen Regionen (Auvergne-Rhône-Alpes,
Bourgogne-Franche-Comté und
Nouvelle-Aquitaine) fünf Trüffelanpflanzungen angelegt
worden. 2019 wurden die ersten drei und 2020 dann vier
Trüffel geerntet! Es war eine revolutionäre Mitteilung, die
Trüffelzüchter umgehend zum Träumen verleitete. Denn
man muss wissen, dass mit Weißen Trüffeln, die bisher
nicht kultiviert werden, sondern in italienischen Wäldern
lediglich gesammelt werden konnten, ein Umsatz in Höhe
von rund einer Milliarde Euro erzielt wird …
Die Nachricht kam den Trüffelzüchtern in Frankreich
daher mehr als gelegen. Der Umsatz, der hier im
Wesentlichen mit Schwarzen Trüffeln erzielt wird, ist
seit Jahrzehnten rückläufig. Dabei muss man für eine
Anpflanzung mit hohen Investitionskosten rechnen. Derzeit
bezahlt man pro Pflanze mehr als 100 Euro, wobei
für einen rentablen Betrieb schätzungsweise 400 bis 500
Pflanzen notwendig sind. Dazu kommt die regelmäßige
Bewässerung, und mit der ersten Ernte ist frühestens nach
sieben bis zehn Jahren zu rechnen … Auch wenn es sich
heute noch nicht abschätzen lässt, ist das wirtschaftliche
Potenzial der Weißen Trüffel enorm und folglich sehr
interessant. Bleibt abzuwarten, ob man in Frankreich den
Anbau von Weißen Trüffeln in Angriff nimmt. Eines ist
auf jeden Fall sicher: Eine kleine Baumschule im Südosten
hat die Grundlage gelegt, dass sich die Franzosen in dieses
neue Eldorado stürzen können.
Für alle, die es selbst ausprobieren möchten
Zur Baumschule Robin gehören zwei Produktionsstätten
im Südosten Frankreichs: eine in Saint-Laurent-du-Cros
(Hautes-Alpes) und eine weitere in Valernes (Alpes-de-
Haute-Provence). Dort kultiviert und vertreibt man seit
mehr als 30 Jahren mykorrhizierte Pflanzen für den
Anbau essbarer Pilze. Ein Besuch ist eine interessante
Erfahrung, bei der auch die Geschmacksnerven auf
ihre Kosten kommen, denn die dort erzeugten Pilze
schmecken köstlich. Auch Kinder sind begeistert, wenn
sie sehen, wie Edel-Reizker, Weinroter Kiefern-Reizker
und Butter-Röhrling wachsen. Diese zertifizierten,
nummerierten und mit der
Jahrgangszahl versehenen
Plants Champignons®
werden zu einem Preis
ab 21 € pro Topf (ohne
Versandkosten) verkauft.
In jedem Topf befindet sich
eine Kiefer, deren Wurzeln
mit dem Pilz mykorrhiziert
wurden. Dabei hat man die
Wahl unter verschiedenen
Baumarten: Schwarzkiefer,
Waldkiefer (auch Weißkiefer
oder Föhre genannt),
Pinie (auch Mittelmeer-
Kiefer oder Schirmkiefer
genannt) und Seekiefer
(auch Bordeaux-Kiefer
oder Strandkiefer genannt). Die Produktion der Reizker
beginnt vier Jahre nach der Pflanzung, pro Baum werden
im Durchschnitt 400 g pro Jahr geerntet. Die Butter-
Röhrlinge wachsen bereits ab dem dritten Jahr, bei ihnen
liegt die Erntemenge zwischen 1,7 und 3 kg pro Baum und
Jahr. Diejenigen, die sich an der Trüffelzucht versuchen
möchten, haben die Wahl zwischen Baumarten wie Zeder,
Hainbuche, Eiche, Haselnussstrauch, Kiefer und Linde.
Auch diese werden als Pflanzen verkauft, deren Wurzeln
nach demselben Prinzip mykorrhiziert wurden. In diesem
Fall werden Schwarze Trüffel oder Perigordtrüffel (Tuber
melanosporum), Burgundertrüffel (Tuber uncinatum),
Sommertrüffel (Tuber aestivum) und die berühmte Weiße
Trüffel (Tuber magnatum) angeboten. Der Preis (ohne
Versandkosten) liegt zwischen 16 €, für eine mit der
Burgundertrüffel oder der Sommertrüffel mykorrhizierte
Pflanze, und 136 €, für eine mit der Weißen Trüffel
mykorrhizierte Pflanze. Je nach Spezies, Bodenqualität
und Unterhalt beginnt ein solcher Baum im Alter von fünf
bis zehn Jahren mit der Produktion. Es ist unmöglich, die
Produktionsmenge pro Pflanze zu quantifizieren oder gar
zu garantieren, man schätzt jedoch, dass bei Schwarzen
Trüffeln die Produktionsmenge pro Hektar ungefähr
zwischen 20 und 90 kg liegt. Bei den anderen Sorten ist
es wesentlich weniger. Auf der Website der Baumschule
gibt es viele Informationen und praktische Hinweise für
die Kultivierung. Es wird sogar die Möglichkeit angeboten,
seinen Boden testen zu lassen.
Pépinières Robin
05500 Saint-Laurent-du-Cros
Telefon: +33 (0)4 92 50 43 16
www.robinpepinieres.com
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