10.05.2021 Aufrufe

Nr. 79 - Sommer 2021

Île de Port-Cros: ein regelrechtes Juwel Freizeitparks: Familienerlebnisse in Frankreich Abbaye de Montmajour: durch die Vergangenheit der Provence Amiens: Gartenfestival im "Venedig des Gemüses" Geschichte: 150 Jahre Pariser Kommune Debatte: Sacé-Cœur schützen oder abreißen ? Rezept: Soufflé d'été au basilic

Île de Port-Cros: ein regelrechtes Juwel
Freizeitparks: Familienerlebnisse in Frankreich
Abbaye de Montmajour: durch die Vergangenheit der Provence
Amiens: Gartenfestival im "Venedig des Gemüses"
Geschichte: 150 Jahre Pariser Kommune
Debatte: Sacé-Cœur schützen oder abreißen ?
Rezept: Soufflé d'été au basilic

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Vor gut einem Jahr kam ein anderer französischer Jurist – und<br />

nicht irgendeiner – auf Sie zu. Der ehemalige Präsident des<br />

Verfassungsgerichts (1986-1995) und Justizminister (1981-<br />

1986) Robert Badinter ist vor allem für seinen Kampf für die<br />

Abschaffung der Todesstrafe bekannt, was er am 9. Oktober<br />

1981 erreichte. Er schlug Ihnen vor, ein 2018 von ihm verfasstes<br />

Werk als Comic umzusetzen. In dem Buch erzählt er von<br />

seiner Großmutter mütterlicherseits, Idiss. Die Illustrationen<br />

dieses Artikels sind aus eben diesem Comic. Es geht dabei um<br />

die Liebe eines Enkels zu seiner jüdischen Großmutter, die auf<br />

der Flucht vor Elend, Antisemitismus und Pogromen in Mitteleuropa<br />

1912 nach Paris geflohen war. Wie reagierten Sie auf<br />

diesen Vorschlag?<br />

Ich war bewegt und geehrt zugleich. Sehr bewegt,<br />

weil Robert ein Freund von mir ist. Ich weiß, wie wichtig<br />

Idiss für ihn war. Ich weiß, wie viel Herzblut und Sinn<br />

in seiner Geschichte stecken. Dass er mir vorschlug, das<br />

Buch als Comic umzusetzen, war daher ein wunderschöner<br />

Freundschaftsbeweis. Und ich fühlte mich geehrt,<br />

weil er mir damit die Geschichte seiner Großmutter,<br />

seiner Familie anvertraute, es war also ein großartiger<br />

Ausdruck seines Vertrauens mir gegenüber. Obwohl das<br />

Projekt nicht wirklich in meinen Zeitplan passte, sagte ich<br />

daher sofort zu. So etwas lehnt man nicht ab. Und zugegebenermaßen<br />

kam die Ausgangssperre dann gerade zur<br />

richtigen Zeit. Ich konnte mich zurückziehen und ganz<br />

dieser Arbeit widmen.<br />

Hat Sie die Tatsache erstaunt, dass Robert Badinter an einen<br />

Comic dachte, um die Geschichte von Idiss für die Nachwelt<br />

festzuhalten?<br />

Im ersten Augenblick schon. Ich weiß, dass der Comic<br />

weder der Generation noch der Kultur von Robert<br />

entspricht. Und doch habe ich seinen Wunsch sofort verstanden,<br />

dass sein Buch als<br />

Comic umgesetzt werden<br />

soll. Das hat mich berührt.<br />

Es spricht für ihn,<br />

dass er erkannte, dass<br />

seine Geschichte auf<br />

diese Weise eine breitere<br />

und vor allem jüngere Leserschaft<br />

erreicht. Es war<br />

Robert ein Anliegen, diese<br />

Geschichte weiterzugeben,<br />

und mit einem Comic,<br />

das war ihm klar, würde<br />

er ein größeres Publikum<br />

erreichen.<br />

Wie lief die Umsetzung ab?<br />

Gut, wenngleich es zu Beginn etwas schwierig war.<br />

Als Freund war es zwangsläufig nicht ganz einfach für<br />

mich, den nötigen Abstand zur Geschichte von Robert<br />

und seiner Familie zu finden. Ich musste mir die Geschichte<br />

zu eigen machen, in meiner Vorstellungswelt<br />

aufarbeiten und ihr gleichzeitig auf dem Papier das notwendige<br />

Leben einhauchen, das typisch für einen Comic<br />

ist. Fred Bernard hat dies mit seinen Zeichnungen und der<br />

sehr einfühlsamen Farbgebung in sanften Tönen ebenfalls<br />

perfekt erfasst. Wir waren ein gutes Team. Deshalb ging<br />

die Adaptation dann auch sehr zügig vonstatten. Als wir<br />

Robert zum ersten Mal unsere Arbeit zeigten, fragten wir<br />

uns dennoch beide, ob es ihm gefallen würde. Mit seiner<br />

Aussage, dass es « etwas anderes », aber « eine schöne Geschichte<br />

» sei, machte er uns das größte Kompliment. Die<br />

Umsetzung war geglückt!<br />

Richard Malka, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

Robert Badinter,<br />

Richard Malka<br />

und Fred Bernard, Idiss,<br />

Éditions Rue de Sèvres,<br />

128 Seiten,<br />

ISBN 978-2810208104.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 85

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!