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Nr. 79 - Sommer 2021

Île de Port-Cros: ein regelrechtes Juwel Freizeitparks: Familienerlebnisse in Frankreich Abbaye de Montmajour: durch die Vergangenheit der Provence Amiens: Gartenfestival im "Venedig des Gemüses" Geschichte: 150 Jahre Pariser Kommune Debatte: Sacé-Cœur schützen oder abreißen ? Rezept: Soufflé d'été au basilic

Île de Port-Cros: ein regelrechtes Juwel
Freizeitparks: Familienerlebnisse in Frankreich
Abbaye de Montmajour: durch die Vergangenheit der Provence
Amiens: Gartenfestival im "Venedig des Gemüses"
Geschichte: 150 Jahre Pariser Kommune
Debatte: Sacé-Cœur schützen oder abreißen ?
Rezept: Soufflé d'été au basilic

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ART DE VIVRE Kultur<br />

Der Comic: ein eigenständiges Medium in Frankreich ( 5 )<br />

Interview:<br />

Richard Malka<br />

Anwalt und Comicautor<br />

Richard Malka, Ihr Gesicht<br />

und Ihre Ansichten<br />

sind in Frankreich<br />

gut bekannt. Sie sind ein<br />

unermüdlicher und hartnäckiger<br />

Verteidiger des Rechts<br />

auf Meinungsfreiheit und<br />

seit der Gründung des Satiremagazins<br />

Charlie<br />

Hebdo im Jahr 1992 dessen<br />

Anwalt. Insofern gehören<br />

Sie zu den sogenannten<br />

« Staranwälten », deren Äußerungen<br />

besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Viele<br />

wissen allerdings nicht, dass Sie bereits seit langer Zeit auch<br />

eigene Comics schreiben. Diese Doppelfunktion ist nicht alltäglich<br />

…<br />

Ja, das stimmt. Auf jeden Fall ist es für einen Anwalt<br />

nicht alltäglich, das ist mir wohl bewusst. Man kann sich<br />

nur schwer vorstellen, dass ein Anwalt den Gerichtssaal<br />

verlässt, und dann an einem Comic arbeitet. Ein bisschen,<br />

als ob es « nicht seriös » wäre. Ich persönlich habe allerdings<br />

bemerkt, dass dies zwar am Anfang auf Erstaunen<br />

gestoßen ist, dass diese « Besonderheit » jedoch von meinen<br />

Berufskollegen schnell als etwas Positives wahrgenommen<br />

wurde. Man muss wissen, dass ich seit Langem<br />

das Image eines eher unorthodoxen Anwalts habe. Ein<br />

Satiremagazin wie Charlie Hebdo zu verteidigen – oder<br />

auch Hausbesetzer, wie es des Öfteren vorkommt –, das<br />

reicht aus, um innerhalb der Anwaltschaft beziehungsweise<br />

in der Gesellschaft im weitesten Sinne als jemand zu<br />

gelten, der aus dem Rahmen fällt. Doch da stehe ich voll<br />

und ganz dahinter.<br />

Wie kam es dazu, dass Sie begannen, Comics zu schreiben?<br />

Als ich ungefähr 28 Jahre alt war und den Anwaltsberuf<br />

bereits rund fünf Jahre ausübte, verspürte ich das<br />

Bedürfnis, mich anders, mich auf künstlerische Art auszudrücken.<br />

Die Welt des Comics war mir gut vertraut,<br />

und dieses Medium erschien mir für meine Zwecke besser<br />

geeignet, als zum Beispiel ein Buch. Und offen gesagt<br />

haben die Franzosen eine richtiggehende Zuneigung zu<br />

Comics.<br />

Woher kommt das Ihrer Meinung nach?<br />

Das ist allmählich entstanden. Bevor Comics populär<br />

wurden, gab es schon immer eine ausgesprochene Kultur<br />

des Bildes in Frankreich, vor allem, wenn das Bild einen<br />

politischen Charakter hatte. Die Franzosen haben relativ<br />

schnell Zeichnungen als Mittel des politischen Ausdrucks<br />

eingesetzt. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts leisteten<br />

die berühmten Images d‘Épinal* einen großen Beitrag zur<br />

Verbreitung von Nachrichten und Meinungen innerhalb<br />

des Landes. Doch vor allem das Aufkommen<br />

von Karikatur und Pressezeichnung<br />

hat eine große Rolle gespielt: 1832 stellte<br />

der Zeichner und Journalist Charles<br />

Philippon König Louis-<br />

Philippe in Form einer<br />

Birne dar. Die Zeichnung<br />

schlug sofort ein und<br />

verbreitete sich in ganz<br />

Frankreich. Von da an<br />

standen die Franzosen voll<br />

und ganz hinter der Karikatur,<br />

beziehungsweise<br />

hinter der Pressezeichnung<br />

im weitesten Sinne,<br />

und diese wurde ein<br />

Teil ihres Alltags. Als<br />

sich dann der Comic<br />

von Belgien aus auch<br />

nach Frankreich ausbreitete,<br />

verstärkte dies<br />

nur die Gewohnheit,<br />

sich zeichnerisch auszudrücken.<br />

So erklärt sich<br />

auch der Erfolg des sogenannten<br />

« engagierten »<br />

Comics in Frankreich.<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong><br />

* Siehe Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 73

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