FRANKREICH HEUTE Gesellschaft 68 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>
Wie ich als Buchhändlerin die aktuelle Gesundheitskrise in Frankreich erlebe. Hélène des Ligneris Hélène des Ligneris leitet die unabhängige Buchhandlung La Machine à Lire in Bordeaux. Die kleine Buchhandlung in der Stadt musste, wie alle Buchhandlungen in Frankreich, während der durch die Coronavirus-Pandemie verursachten Ausgangsbeschränkungen mehrfach schließen. Nach vielen aufreibenden Monaten hat Hélène vor Kurzem eine positive Nachricht erhalten: Durch eine Verordnung erhielten die französischen Buchhandlungen offiziell den Status als Commerces essentiels, also als « wesentliche Geschäfte », sodass sie nun auch im Falle eines weiteren Lockdowns nicht mehr schließen müssen. Eine schöne Anerkennung. Vor allem, da die Kunden wieder in Scharen strömen. Wie ist diese plötzliche Zuneigung der Franzosen zu ihren Buchhändlern zu bewerten? Wird sie von Dauer sein? Hélène spricht über ihre Erfahrungen und ihre Gedanken … Guten Tag Hélène des Ligneris. Sie sind seit vielen Jahren nicht nur die « feste » Buchhändlerin von Frankreich erleben, sondern vor allem eine « kundennahe Buchhändlerin ». Eine, die von vielen Leserinnen und Lesern des Viertels gerne um Empfehlungen und Buchtipps gebeten wird. Eine Buchhändlerin, zu der viele Kunden im Laufe der Jahre und der gemeinsamen Leseerfahrungen eine regelrechte Bindung entwickelt haben. Als Sie im März 2020 dann aufgrund des Lockdowns die Türen Ihrer Buchhandlung schließen mussten, waren wir sehr traurig. Zugegebenermaßen hatten wir sogar Angst um Ihre Zukunft und den Fortbestand des Ladens. Daher zunächst die naheliegende Frage: Wie geht es Ihnen? Vielen Dank, mir und den anderen Mitarbeitern der Buchhandlung geht es gut. Es ist aber unbestritten, dass das letzte Jahr für uns, wie für die meisten anderen, sehr kompliziert war … Was haben Sie an diesem Tag im März 2020 gefühlt, als Sie Ihre Buchhandlung aufgrund der Ausgangsbeschränkungen schließen mussten? Ich erinnere mich noch ganz genau daran: Gemäß den Weisungen der Regierung mussten wir die Buchhandlung von einem Tag auf den anderen schließen. Am Dienstag, 17. März 2020, um 12 Uhr begann der Lockdown. Als ich den Laden verließ, begegnete ich auf der Straße einer Kundin. Auf ihre Frage, wie es mir gehe, brach ich in Tränen aus. Ich hatte den Eindruck, mein Kind im Stich zu lassen. Anders kann ich es nicht ausdrücken. Im Grunde genommen war ich wie vom Donner gerührt. Zu dem Zeitpunkt wusste noch niemand, dass dieser erste, sehr strenge Lockdown zwei Monate dauern würde, vom 17. März bis zum 11. Mai 2020. Zwei lange Monate, in denen Ihre Buchhandlung, wie alle sogenannten « nicht wesentlichen » Geschäfte in Frankreich geschlossen bleiben mussten. Wie haben Sie sich organisiert, nachdem der erste Schock vorbei war? Glücklicherweise gab es von staatlicher Seite schnell eine gewisse Anzahl an Unterstützungsmaßnahmen für die Unternehmen, die gezwungenermaßen schließen mussten. Wir erhielten beispielsweise ein staatlich garantiertes Darlehen, um die Fixkosten und vor allem die Gehälter bezahlen zu können. Das war eine große Hilfe. Mir war dann auch schnell klar, dass wir uns nicht unterkriegen lassen durften. Das kam gar nicht infrage. Wissen Sie, der französische Buchhandel ist keine einfache Branche. Er ist einer der Sektoren mit der geringsten Marge: 35 %, das ist lächerlich! Nehmen Sie beispielsweise ein Bekleidungsgeschäft: Dieses kauft in der Regel ein Kleidungsstück für 10 Euro ein, um es für 40 oder 50 Euro – wenn nicht gar zu einem noch höheren Preis – zu verkaufen. Von solchen Margen kann man als Buchhändler nur träumen. Eine kleine Struktur wie wir ist nicht in der Lage, ausreichend Rücklagen zu bilden, um eine staatlich verordnete, mehrmonatige Schließung zu überstehen. Insofern war mir schnell klar, dass wir in dieser Situation mehr denn je zupacken mussten, und zwar schnell. Dass wir uns so gut es ging auf die Krise einstellen und gemeinsam im Team Mittel finden mussten, um weiterzumachen. Wir mussten auf die Wiedereröffnung optimal vorbereitet sein. Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 69
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