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Nr. 79 - Sommer 2021

Île de Port-Cros: ein regelrechtes Juwel Freizeitparks: Familienerlebnisse in Frankreich Abbaye de Montmajour: durch die Vergangenheit der Provence Amiens: Gartenfestival im "Venedig des Gemüses" Geschichte: 150 Jahre Pariser Kommune Debatte: Sacé-Cœur schützen oder abreißen ? Rezept: Soufflé d'été au basilic

Île de Port-Cros: ein regelrechtes Juwel
Freizeitparks: Familienerlebnisse in Frankreich
Abbaye de Montmajour: durch die Vergangenheit der Provence
Amiens: Gartenfestival im "Venedig des Gemüses"
Geschichte: 150 Jahre Pariser Kommune
Debatte: Sacé-Cœur schützen oder abreißen ?
Rezept: Soufflé d'été au basilic

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UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Bouches-du-Rhône<br />

Bei der Besichtigung bewegt man sich sowohl unter freiem Himmel zwischen den Überresten der Gebäude, als auch im Inneren, beispielsweise<br />

in der Ermitage Saint-Pierre. Dies ist besonders im <strong>Sommer</strong> angenehm, weil man hinter den dicken Mauern der Hitze entfliehen kann.<br />

Wenn dann überhaupt noch die Lust auf eine Abtei vorhanden<br />

ist, wollen sie gleichzeitig von der provenzalischen<br />

Landschaft profitieren. Logischerweise orientieren sie sich<br />

in diesem Fall eher Richtung Sénanque, weil sie das bekannte<br />

Motiv des Klosters inmitten von Lavendelfeldern<br />

im Kopf haben, oder Richtung Le Thoronet, das nahezu<br />

versteckt mitten im Wald liegt. Ich kann mir vorstellen,<br />

dass Montmajour für sie von Arles aus einfach zu nahe ist,<br />

um eine echte Ablenkung darzustellen.<br />

Dabei liegt diese Abtei doch auch inmitten der Natur, und was<br />

die Ablenkung angeht, ist man bei einem Besuch oft regelrecht<br />

perplex …<br />

Das stimmt. Es ist in gewisser Weise amüsant, die<br />

Reaktion der Besucher zu sehen, wenn sie Montmajour<br />

betreten. Kaum angekommen, sagen viele: « Auf so etwas<br />

waren wir gar nicht gefasst! » Montmajour versetzt wirklich<br />

in Erstaunen, und zwar in mehrerer Hinsicht. Aus der<br />

Ferne hat man den Eindruck, es sei eine Ruine. Aus der<br />

Nähe betrachtet, ist man von der Höhe und dem Umfang<br />

der Gebäude beeindruckt. Und im Inneren wird einem<br />

dann völlig bewusst, dass man sich hier an einem ganz<br />

besonderen Ort befindet …<br />

In welcher Beziehung unterscheidet sich Montmajour denn gerade<br />

von den renommierten Klöstern in der Umgebung?<br />

Ich glaube, was den Besucher hier am meisten überrascht,<br />

ist die Architektur des Gebäudes. Während die drei<br />

« zisterziensischen Schwestern der Provence », wie Sénanque,<br />

Le Thoronet und Silvacane genannt werden, « flach » konstruiert<br />

sind, erstreckt sich Montmajour über mehrere Ebenen.<br />

Das ist unerwartet und für eine Abtei in dieser Region<br />

seltsam. Insofern sind die meisten Besucher richtiggehend<br />

verblüfft. Sie erwarteten eine « normale Abtei », die mehr<br />

oder weniger verfallen ist, und entdecken am Ende eine<br />

Reihe von Gebäuden – einige davon in sehr gutem Zustand<br />

–, die in ihrer Gesamtheit ein regelrechtes Labyrinth über<br />

mehrere Ebenen darstellen. Das ist eine Überraschung.<br />

Viele sagen mir sogar, dass sie sich vom Monument nahezu<br />

« überfallen » fühlen. Das kann ich gut nachvollziehen, denn<br />

selbst nach all den Jahren beeindruckt mich Montmajour<br />

immer noch, vor allem im Winter, wenn manchmal nur der<br />

Turm im Dunst sichtbar ist. Das ist magisch!<br />

Durch diese bemerkenswerte Architektur verlassen die Menschen<br />

bei einem Besuch die ausgetretenen Pfade …<br />

Genau. Der Besuch von Montmajour ist in gewisser<br />

Weise verwirrend, man könnte fast sagen, er ist genauso<br />

« anarchisch » wie der Bau. Von einer Ebene zur anderen<br />

passiert man die verschiedenen Bauabschnitte, durchläuft<br />

dabei Jahrhunderte, von der präromanischen und romanischen,<br />

über die gotische Zeit bis ins 18. Jahrhundert, also<br />

in die klassizistische Epoche. Dabei wird man sich schnell<br />

über viele Dinge bewusst, zum Beispiel die Tatsache, dass<br />

die Steine im Laufe der Jahrhunderte nicht auf dieselbe<br />

Art und Weise behauen wurden. Das ist etwas, was die<br />

Besucher begeistert, und vor allem Kinder begreifen dabei<br />

sofort, dass sie verschiedene Epochen durchstreifen. Eine<br />

Besichtigung von Montmajour ist also für Klein und Groß<br />

eine erstaunliche Reise durch die Vergangenheit.<br />

Remy Quenin, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>

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