Nr. 79 - Sommer 2021
Île de Port-Cros: ein regelrechtes Juwel Freizeitparks: Familienerlebnisse in Frankreich Abbaye de Montmajour: durch die Vergangenheit der Provence Amiens: Gartenfestival im "Venedig des Gemüses" Geschichte: 150 Jahre Pariser Kommune Debatte: Sacé-Cœur schützen oder abreißen ? Rezept: Soufflé d'été au basilic
Île de Port-Cros: ein regelrechtes Juwel
Freizeitparks: Familienerlebnisse in Frankreich
Abbaye de Montmajour: durch die Vergangenheit der Provence
Amiens: Gartenfestival im "Venedig des Gemüses"
Geschichte: 150 Jahre Pariser Kommune
Debatte: Sacé-Cœur schützen oder abreißen ?
Rezept: Soufflé d'été au basilic
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Wie erkennt man Korkgeschmack?<br />
Die meisten Weinliebhaber kennen den<br />
charakteristischen Korkton, der oft einen<br />
starken, manchmal richtig abstoßenden<br />
Nachgeschmack hinterlässt, der an<br />
einen modrigen Keller, an feuchten<br />
Karton oder an verschimmelten Kork<br />
erinnert. Auch das Belüften des Weines<br />
durch Schwenken oder Umfüllen in eine<br />
Karaffe hilft nicht, den Beigeschmack zu<br />
vertreiben. Allerdings darf man diesen<br />
Fehler nicht mit anderen Geschmacksnoten<br />
verwechseln, die durch den Ausbau<br />
des Weines entstehen, beispielsweise mit<br />
einer zu intensiven Holznote durch den<br />
Barrique-Ausbau. In einem solchen Fall<br />
hilft es meist, den Wein zu belüften,<br />
damit der Geschmack verschwindet<br />
oder gemildert wird. Wenn Sie sich<br />
nicht sicher sind, ob ein Wein tatsächlich<br />
« nach Kork schmeckt », schwenken Sie<br />
ihn oder füllen Sie ihn in eine Karaffe mit<br />
einem möglichst großen Boden um, damit<br />
der Wein so viel Kontakt mit der Luft<br />
wie möglich erhält. Lassen Sie ihn dann<br />
ein<br />
wenig stehen und kosten Sie ihn nochmals. Sie werden<br />
feststellen, dass in vielen Fällen die angenehmen Aromen<br />
des Weines in den Vordergrund getreten sind und der<br />
unangenehme Nebengeschmack verschwunden ist.<br />
Woher kommt er?<br />
Korkgeschmack tritt seit den 1970er/1980er-Jahren immer<br />
häufiger auf, sodass sich seitdem zahlreiche Untersuchungen<br />
mit dem Phänomen beschäftigt haben. Schließlich<br />
fand der Schweizer Wissenschaftler Hans Tanner den<br />
Grund für diesen unangenehmen Geschmack heraus. Zur<br />
allgemeinen Überraschung ist der Korken nicht der einzige<br />
Verantwortliche. Inzwischen ist nachgewiesen, dass<br />
der Korkgeschmack im Wesentlichen von einem Molekül<br />
namens TCA (2,4,6-Trichloroanisol) kommt. Dieses<br />
entsteht, wenn Schimmelpilze, die sich im Korkmaterial<br />
eingenistet haben, auf Chlorverbindungen treffen. Doch<br />
woher kommt das Chlor? Man schätzt, dass das im Korken<br />
vorhandene TCA in 95 % der Fälle durch Chlor entsteht,<br />
das in der Baumrinde selbst eingelagert ist (durch<br />
Insektizide oder Umweltverschmutzung) beziehungsweise<br />
durch chlorhaltige Produkte, die im Weinkeller<br />
verwendet werden. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn<br />
Holz (Paletten, Dachstuhl) mit bestimmten Fungiziden<br />
behandelt wird. In manchen Regionen stammt es möglicherweise<br />
auch aus dem leider immer stärker gechlorten<br />
Wasser, mit dem die Fässer gereinigt werden. Insofern<br />
kann es vorkommen, dass man Korkgeschmack sogar in<br />
Weinen findet, die sich noch im Fass befinden, also<br />
noch gar nicht abgefüllt wurden und demzufolge nicht<br />
mit einem Korken in Berührung gekommen sind. In<br />
diesem Fall sind die im Weinkeller natürlich vorhandenen<br />
Schimmelpilze für den Beigeschmack verantwortlich.<br />
Kann man Korkgeschmack verhindern?<br />
Die logische Folgerung, um den unangenehmen<br />
Geschmack zu verhindern, wäre der Verzicht auf den<br />
guten alten Korken. Diese Lösung erscheint simpel, ist<br />
aber im Grunde genommen nicht so einfach umzusetzen,<br />
denn für den « klassischen » Korken sprechen einige<br />
gute Argumente: Nicht nur viele Winzer, sondern<br />
auch Wissenschaftler sind der Meinung, dass der<br />
Verschluss aus dem natürlichen Korkmaterial zu<br />
einer besseren Weinalterung und Konservierung<br />
beiträgt. Obwohl er die Flasche dicht abschließt, lässt<br />
er durch seine Porosität einen gewissen Luftaustausch<br />
zu, der den Wein optimal altern lässt. Aus diesem<br />
Grunde findet man auf den allermeisten lagerfähigen<br />
Weinen immer noch natürliche Korken. In vielen<br />
Ländern – so auch in Frankreich – findet dieser bei<br />
den Konsumenten nach wie vor Anklang, da sie in<br />
ihm eine Qualitätsgarantie sehen und ganz einfach<br />
am Naturkorken hängen. Auf ihn zu verzichten, wäre<br />
daher eine radikale und nicht sehr sinnvolle Lösung.<br />
Welche Alternativen gibt es zum natürlichen Korken?<br />
Alternativen gibt es in der Tat einige: Weltweit gesehen<br />
wird heute schätzungsweise die Hälfte aller Weine mit<br />
synthetischen Korken (aus Kunststoff, vor allem auf der<br />
Basis von Erdöl), Drehverschlüssen (aus Aluminium),<br />
Glaskorken (die man im Übrigen immer häufiger bei<br />
Roséweinen findet) oder auch mit « experimentelleren »<br />
Varianten wie Korken aus Zuckerrohr verschlossen.<br />
Kann man den Korkgeschmack eliminieren?<br />
Leider nein, denn auch von den<br />
zahlreichen « alten Hausmitteln »,<br />
mit denen man Korkgeschmack<br />
angeblich eliminieren kann,<br />
hat sich noch keines wirklich<br />
bewährt. Anstatt einen solchen<br />
Wein jedoch einfach<br />
wegzuschütten, bleibt die<br />
Möglichkeit, ihn zum<br />
Kochen zu bringen und<br />
einkochen zu lassen. Dabei<br />
verschwindet der unangenehme<br />
Geschmack<br />
und man kann den Wein<br />
dann zumindest für eine<br />
Sauce verwenden.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 97