NOE Falkstaff
Niederösterreich mal anders
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Semmering-Schnellstraße, von deren<br />
Betrieb man sich in den Seitentälern aber<br />
keineswegs anstecken lässt. In Kirchberg<br />
wiederum erinnert die alte Mühle am<br />
Molzbachhof an die Energiequelle der Region,<br />
die zahlreichen Wasserläufe. Ihnen<br />
verdankt sich die erste Schwerindustrie,<br />
vor allem im Pitten- und Schwarzatal,<br />
aber auch die Erschließung entlegener<br />
Gegenden.<br />
Wie wild diese Flüsse waren, zeigen die<br />
Myra-Fälle in Muggendorf ebenso wie der<br />
Sebastian-Wasserfall in Puchberg. Wanderungen<br />
in der Johannisbachklamm oder<br />
eine Fahrt ins Höllental – auch eine beliebte<br />
Motorrad-Cruise-Strecke – erzählen<br />
ebenfalls von den früher gefürchteten<br />
Schneeschmelzen. Am beeindruckendsten<br />
wirkt die Geschichte der schroffen Landschaft<br />
in der Dokumentation zum Leben<br />
Georg Hubmers in Nasswald. Diese<br />
Rotte gibt es eigentlich nur, weil<br />
der geniale Holzknecht hier seine<br />
Vision eines per Wasser transportierten<br />
Schatzes realisierte: Der<br />
»Schwemmunternehmer« brachte<br />
das wertvolle Bauholz so nach<br />
Wien – und errichtete nebenher<br />
den längsten Tunnel des frühen<br />
19. Jahrhunderts.<br />
KLEINOD DER KREATIVEN<br />
Heute ist es ein anderes Bauwerk, das<br />
ältere Semester nach dem »20-Schilling-<br />
Blick« fahnden lässt. Denn auf dem alten<br />
Geldschein war neben Carl Ritter von Ghega<br />
auch der Blick auf seinen Bahnviadukt<br />
zu sehen. Die Verbindung zur Reichshauptstadt<br />
ließ die legendären Wiener Alpen entstehen.<br />
Bis heute lassen sich ihre Zeugen<br />
besichtigen. Gustav Mahlers Villa in Breitenstein,<br />
deren Fertigstellung er nicht mehr<br />
erlebte und die daher – nach seinem Nachfolger<br />
bei »femme fatale« Alma Mahler –<br />
heute »Werfel-Villa« genannt wird. Oder<br />
der Riegelhof in Prein, der den Doderers als<br />
Sommerdomizil diente und wenig verklausuliert<br />
im Roman »Die Strudlhofstiege«<br />
vorkommt. Überall haben die Literaten<br />
Spuren hinterlassen: Arthur Schnitzler in<br />
Küb, Peter Altenberg bei »Panhans« und<br />
»Südbahnhotel«, den Grand Hotels des<br />
Semmerings, und sein Freund Adolf Loos<br />
entwickelte nicht nur eine Theorie vom<br />
Internationale Technik und lokale Zutaten –<br />
das ist Yurii Novikovs kulinarisches Rezept im<br />
»Sporthotel am Semmering« (u. & o.).<br />
Adolf Loos’ Vision vom »Bauen im Gebirg« wird<br />
heute am Kreuzberg kulinarisch bespielt.<br />
»Bauen im Gebirg« mit dem Kernsatz<br />
»Baue nicht malerisch!«. In seinem<br />
Landhaus Khuner serviert heute<br />
Norbert Steiner mit seiner<br />
Schwester Hanna Sehn Köstliches im<br />
Speisesaal mit dem originalen Panoramafenster.<br />
Lamm und Schaf-Mozzarella<br />
kommen vom Althammerhof, ein<br />
paar Schritte oder Pedaltritte weiter oben<br />
am Kreuzberg.<br />
Und das Looshaus ist keine Ausnahme<br />
bei der Zusammenarbeit zwischen regionalen<br />
Produzenten und der Gastronomie.<br />
Sepp Tanzls Forellen, die Andreas Ottner<br />
im »Krumbacherhof« serviert, kommen aus<br />
dem nahen Ransdorf. Und auch Yurii<br />
Novikov, Chefkoch im »Liechtensteinhaus«<br />
am Hirschenkogel und im »Sporthotel am<br />
Semmering«, hat die Schätze der Region<br />
schnell für sich entdeckt. Den 26-jährigen<br />
Ukrainer treffen Wanderer mitunter beim<br />
Sammeln von Eierschwammerln, Hollerblüten<br />
oder Fichtenspitzen, aus denen er<br />
ein Eis kreiert hat.<br />
FRISCHER WIND<br />
Überhaupt entdecken Visionäre gerade die<br />
Zauberwelt rund um den Zauberberg:<br />
Hotelier Florian Weitzer revitalisiert aktuell<br />
das historische Kurhaus Semmering zum<br />
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