OM_12_2022_ePaper
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Rückspiegel<br />
Als die Chausseen zu Heerstraßen wurden<br />
Hamburg hat sie noch, die Wandsbeker,<br />
die Bramfelder, die Altonaer Chaussee,<br />
und wie sie alle noch heißen. Selbst<br />
Bremen hatte um die 20 Chausseen.<br />
Zu verdanken haben wir den Namen<br />
Kaiser Napoleon.<br />
Seit 1811 gehörten beide Hansestädte zu Frankreich,<br />
zum Departement der Weser- bzw. der Elbmündung.<br />
Dem Eroberer lag viel daran, Paris auf gut befahrbaren<br />
Wegen, einer Reichsstraße, mit Hamburg und<br />
sogar mit Lübeck zu verbinden.<br />
Mit seiner Kontinentalsperre hatte er den Handel mit<br />
England verboten. Bremen lag am Wege und musste<br />
daher ebenfalls eine gut ausgebaute Durchgangsstraße,<br />
eine Chaussee also, bekommen. Sie mag<br />
ungefähr im Verlauf der späteren Bundesstraße 75<br />
(der Osterholzer Heerstraße) gelegen haben.<br />
Das war nötig, denn viele Straßen und Wege waren<br />
bis dahin nicht befestigt, für Pferd und Wagen fast<br />
unpassierbar.<br />
Eine Chaussee hingegen, wie von Napoleon gefordert,<br />
hatte einen soliden Untergrund, eine Fahrbahndecke<br />
aus fest gestampften Steinen und zu den Seiten hin ein<br />
Entwässerungssystem.<br />
Napoleons Herrschaft über Deutschland endete<br />
bereits 1813 mit der Völkerschlacht bei Leipzig.<br />
Die Chausseen blieben halb gebaut zurück. Die Städte<br />
jedoch bauten sie weiter und gaben allen soliden<br />
Straßen diesen Namenszusatz.<br />
Auch sie hieß einmal Rockwinkeler Chaussee.<br />
Christine Spiess vom Digitalen Heimatmuseum<br />
Bremen weiß zu berichten, dass Schwachhauser<br />
Gutsbesitzer schon 1815 darauf drängten, in Richtung<br />
Hollerland und Oberneuland eine Chaussee anzulegen<br />
– damit sie auf dem Wege zu ihren Landsitzen nicht<br />
im Schlamm stecken bleiben. <strong>12</strong>.000 Taler steuerten<br />
sie selbst dazu bei. Die Benutzer hatten eine Maut zu<br />
entrichten.<br />
Etlichen Bremern aber passte der Name Chaussee auf<br />
Dauer nicht. Das spitzte sich im Ersten Weltkrieg zu,<br />
als man gegen den „Erzfeind“ Frankreich kämpfte.<br />
Da verfügte der Senat am 18. Januar 1816, dass alle<br />
Bremer Chausseen in Heerstraßen umbenannt<br />
werden sollen. Selbst wenn bei solchen niemals ein<br />
Heer entlang marschierte. Text und Foto: Eberhard Matzke<br />
OBERNEULAND 91