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Marzahn-Hellersdorf

Die jährlich erscheinenden Journale 55 plus der Berliner Stadtbezirke bieten Informationen und Reportagen für die Generationen über 55 – im Bereich Kultur und Geschichte, Gesundheit und Sport, zu kreativen Angeboten, Reisen und Wohnmöglichkeiten. Sie liegen zur kostenfreien Mitnahme in öffentlichen Einrichtungen des Bezirkes aus.

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49<br />

Vom Zigarettenverkauf zum Imbissbetrieb: eine Familiengeschichte im Krimi<br />

„Viele Vietnamesen werden sich wiederfinden“<br />

Thi Linh Nguyen hat viele Jahre in einem Restaurant<br />

in Prenzlauer Berg gearbeitet und in<br />

dem Café gegenüber ausgeholfen, in dem Bestsellerautor<br />

Alexander Oetker regelmäßig an seinen<br />

Büchern schreibt. Beide kamen ins Gespräch<br />

und freundeten sich an. Offenbar fand auch er<br />

die Lebens- und Familiengeschichte von Linh<br />

spannend. So entstand die Idee, gemeinsam ein<br />

Buch zu schreiben: Linh, die auch im Krimi Linh<br />

ist, schildert ihre Lebensgeschichte und erklärt<br />

uns Berlin (immerhin, wir wissen jetzt, dass es<br />

in Halle 3 des Dong Xuan Centers das beste Obst<br />

und Gemüse gibt) und Alexander Oetker schreibt<br />

den spannenden Krimi dazu: In Berlin ist ein Kind<br />

aus der Kita entführt worden. In Brandenburg gibt<br />

es einen Sparkassenüberfall mit Geiselnahme.<br />

In Vietnam geboren, ist Thi Linh Nguyen als kleines<br />

Baby mit ihrer Mutter zum Vater nach Berlin gekommen<br />

und in <strong>Marzahn</strong> aufgewachsen. Oft habe<br />

sie stundenlang im Kindersitz verbracht, während<br />

die Eltern (illegal) Zigaretten verkauft haben. Sie<br />

habe sich nichts dabei gedacht, „es war eben ihr<br />

Job.“ Später, nach dem Umzug, haben die Eltern<br />

einen Imbiss betrieben, und es war Linhs Aufgabe,<br />

dort regelmäßig mitzuhelfen.<br />

„Ich kann mir vorstellen, dass viele Vietnamesen<br />

sich wiederfinden“, sagt die junge Frau, die bis<br />

2022 auch mal ein Restaurant betrieben hat und<br />

inzwischen im Eventbereich tätig ist. Nach dem<br />

Umzug mit den Eltern nach KW ist sie längst wieder<br />

in Berlin, in Mitte, zuhause. „Es war so damals<br />

in Ostberlin“, sagt sie. Tatsächlich sind bis heute<br />

viele ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter<br />

in der Gastronomie tätig.<br />

Die beiden Autoren treffen sich ein- bis zweimal<br />

wöchentlich, telefonieren oft täglich. Denn die<br />

Geschichte um das Ermittlerduo Schmidt & Schmidt<br />

soll weitergehen. Auch wenn man sich angesichts<br />

der psychischen Probleme des Kommissars<br />

© Zuzu Birkhof / Piper Verlag<br />

Thi Linh Nguyen schreibt in ihrem ersten<br />

Buch über ihre Kindheit in <strong>Marzahn</strong><br />

wünschen möchte, dass er aufhören möge vor<br />

Ort zu ermitteln. Und Linh? Was wird sie beitragen<br />

zu dem Buch, wo ihre Lebensgeschichte doch<br />

erzählt scheint? „Mein Bruder wird eine größere<br />

Rolle spielen“, verspricht Thi Linh Nguyen. Er war<br />

schon im ersten Buch und im wirklichen Leben in<br />

„Machenschaften“ verwickelt. Die Mutter musste<br />

ihn mit Kaution aus dem Gefängnis in Vietnam<br />

freikaufen. Im Frühjahr 2024 wissen wir mehr.<br />

Thi Linh Nguyen/<br />

Alexander Oetker<br />

Die Schuld,<br />

die uns verfolgt<br />

ISBN:978-3492064019,<br />

Piper, 18,- €<br />

BIRGIT NÖSSLER

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