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jahresbericht 05_IH.xp - Museum Rietberg

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Ergebnisse aus der Provenienzforschung<br />

Die systematische Aufarbeitung der Sammlung Eduard von der Heydt hat zahlreiche<br />

Erkenntnisse gebracht, welche anhand eines Fallbeispieles aufgezeigt werden<br />

sollen: Acht ozeanische und ein indonesisches Kunstwerk mit der Provenienz<br />

Nell Walden sind in der Villa Wesendonck aus der ehemaligen Sammlung Eduard<br />

von der Heydt permanent zu sehen; eines davon ist eine grosse Maske, kepong,<br />

aus Neu-Irland (RME 4<strong>05</strong>, Abb. 1). Bisher trugen die erwähnten neun Objekte –<br />

und laut aktuellem Forschungsstand weitere 69 Objekte aus dem Schaudepot –<br />

unter dem Stichwort «ehem. Besitzer» lediglich den Vermerk «von der Heydt». Mit<br />

der Provenienz Nell Walden erweitert sich das Wissen, und die Sammlung gewinnt<br />

in vielerlei Hinsicht an Bedeutung.<br />

Nell Walden (1887–1975) war die zweite Frau von Herwarth Walden (1878–<br />

1941), dem berühmten Förderer des E<strong>xp</strong>ressionismus und Gründer der Kulturzeit -<br />

schrift Der Sturm. Eine Fotografie in der Zeitschrift Omnibus zeigt eine Wand in<br />

Nell Waldens Berliner Wohnung, an der u. a. besagte Maske RME 4<strong>05</strong> aufgehängt<br />

ist (Abb. 2). Allgemein bekannt ist Nell Walden in erster Linie für ihre Sammlung<br />

von Werken Marc Chagalls, Wassily Kandinskys und anderer Avantgardekünstler.<br />

Unter anderem, weil zeitgenössische Kunst als «entartet» diffamiert wurde – sie<br />

be sass eine bedeutende Sammlung mit Werken der Avantgarde –, verliess sie<br />

1932 Berlin und emigirierte in ihr Geburtsland Schweden. In dieser Zeit liess sie<br />

ihre mehrere Hundert Objekten umfassende ethnografische Sammlung nach Genf<br />

schicken. Darunter befand sich auch die erwähnte, in den Akten des Musée d’Ethno -<br />

grafie als «Nr. 198» geführte «Masque avec ailes et cimier (Sammlung Neisser)».<br />

Von dort gelangte die Sammlung 1936 ins Historische <strong>Museum</strong> Bern, wo sie in Teilen<br />

bis in die Fünzigerjahre verblieb.<br />

Nell Walden lebte nach ihrer Emigration ab 1933 bis zu ihrem Tod 1975 in<br />

der Schweiz – sie lernte Eduard von der Heydt wohl erst in Ascona kennen, wo<br />

beide in den Dreissigerjahren lebten. Die meisten Objekte erwarb Eduard von der<br />

Heydt in der Zeit um 1945/46 direkt von Nell Walden, mit der er sich in Ascona<br />

sehr wahrscheinlich auch angefreundet hatte.<br />

Quelle: Akten Historisches <strong>Museum</strong> Bern, Musée d’Ethnographie Genf, <strong>Museum</strong> <strong>Rietberg</strong> Zürich<br />

Abb. oben: Kepong-Maske (RME 4<strong>05</strong>)<br />

Abb. unten: Fotografie der Wohnwand Nell Waldens in Berlin aus Omnibus, 1932

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