jahresbericht 05_IH.xp - Museum Rietberg
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S Ü D O S TA S I E N<br />
Votivtafel mit dem Wunder von Shravasti<br />
Thailand, 20. Jahrhundert, nach einem Muster aus der Dvaravati-Kultur (7.–11. Jahrhundert)<br />
Terrakotta. H. 13,5 cm; TG 88<br />
Provenienz: Sammlung Toni Gerber (vor 1980)<br />
Geschenk Toni Gerber<br />
Diese Votivtafel soll exemplarisch für die gesammte Sammlung Toni Gerbers stehen,<br />
die Ende 2008 ans <strong>Museum</strong> <strong>Rietberg</strong> kam. Wir verzichten hier auf eine vollständige<br />
Auflistung seiner Schenkung, da noch längst nicht alle seine Kunstwerke<br />
erfasst und wissenschaftlich aufgearbeitet sind. Stellvertretend sei hier nun ein<br />
besonders interessantes Objekt aufgeführt – eine Votivtafel aus Thailand: In der<br />
Mitte der Tafel sitzt ein Buddha mit herabhängenden Beinen, der wahrscheinlich<br />
mit seiner rechten Hand die Geste des Unterrichtens ausführt. Seine linke Hand<br />
liegt in Meditationshaltung in seinem Schoss. Seine Füsse ruhen auf einer doppelten<br />
Lotosblume, die von zwei Anbetern umringt ist. Beiderseits seines Throns<br />
ist der Raum zweigeteilt. Oben erscheinen jeweils wie auf einem Balkon die Oberkörper<br />
von drei Figuren. Die untere Hälfte besteht aus zwei verschiedenen Szenen:<br />
Links sitzt eine Figur, die von anderen Anbetern flankiert ist. Rechts steht<br />
eine Figur, die sich vier anderen Figuren zuwendet. Der Himmel über dem Thron<br />
beherrscht den obersten Teil des Reliefs. Vom Mittelpunkt aus breiten sich Lotosblumen<br />
und Blütenblätter aus und geben den Blick auf sieben Buddhas in verschiedenen<br />
Stellungen frei (symmetrisch von aussen nach innen gelesen: zwei<br />
stehende Buddhas, zwei liegende Buddhas, drei sitzende Buddhas).<br />
Zwei Stelen aus dem 8. Jahrhundert – eine befindet sich heute im Bangkok<br />
National <strong>Museum</strong> (siehe hierzu Gosling, Origins, 2004, S. 75), die andere im<br />
Wat-Suthat-Tempel in Bangkok (siehe hierzu Skilling, Davaravati, 2009, S. 107–113)<br />
– belegen eine ganz nahestehende Ikonografie. Die Szene zeigt das Wunder von<br />
Shravasti – ein berühmtes Thema in der buddhistischen Kunst. Danach soll aus<br />
dem Buddha zunächst Luft, aus seinen Schultern Feuer und aus seinen Füssen<br />
Wasser entwichen sein, bevor er seinen Körper vervielfältigte, damit jede anwesende<br />
Person sich mit einem Buddha unterhalten könne. Der Buddha bewiess damit,<br />
dass er übernatürliche Fähigkeiten besitze. Doch er legte keinen Wert auf Wunder:<br />
Seine Zuhörer sollten vielmehr seine Argumente kritisch prüfen und ihm keinesfalls<br />
wegen seiner Wundertätigkeit folgen.<br />
Literatur: Skilling, Peter, «Des images moulées au service de l’idéologie du mérite», in: Dvaravati:<br />
Aux sources du bouddhisme en Thaïlande, Paris: Réunion des musées nationaux, 2009<br />
Le May, Reginald: Buddhist Art in Siam, Rutland: Charles E. Tuttle, 1962<br />
Gosling, Betty: Origins of Thai Art, Bangkok: River Books, 2004<br />
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