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jahresbericht 05_IH.xp - Museum Rietberg

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Schon in den Dreissigerjahren lernte sie als Konservatorin am Völkerkunde -<br />

museum den auf dem Monte Verità in Ascona lebenden Kunstsammler Eduard von<br />

der Heydt (1880–1964) kennen. Mit dem Gründungsdonator des <strong>Museum</strong>s <strong>Rietberg</strong><br />

entstand später eine fruchtbare Zusammenarbeit im Hinblick auf die Erweiterung<br />

und die Ergänzung der Sammlung. Das gegenseitige wissenschaftliche Interesse<br />

führte zu einer langjährigen Freundschaft. Ein reger Briefwechsel zwischen<br />

Zürich und Ascona zeugt von der intensiven Auseinandersetzung des Gönners<br />

und der <strong>Museum</strong>skuratorin mit Kunstwerken, analytisch wurde insbesondere über<br />

Qualität und eventuelle Anschaffungen und Ankaufspreise korrespondiert. Gefühl -<br />

voll vermochte Elsy Leuzinger ihren Mäzen auch für Regionen zu begeistern, die<br />

er ursprünglich als Sammlungsgebiet ablehnte, wie die präkolumbische Kunst,<br />

die man allgemein mit Menschenopfern in Verbindung brachte. Baron Eduard von<br />

der Heydt bedachte in der Folge das <strong>Museum</strong> bis zu seinem Tode im Jahr 1964<br />

mit weiteren bedeutenden Geschenken.<br />

Elsy Leuzinger gelang es ferner, Steinskulpturen aus der Sammlung der in<br />

Indien lebenden Künstlerin Alice Boner mit Erlaubnis der indischen Regierung von<br />

Varanasi nach Zürich ins <strong>Museum</strong> zu überführen. Mit weiteren bedeutenden Samm -<br />

lern hielt sie engen Kontakt. Schenkungen wie etwa jene von Willy Boller und der<br />

Sammlung Heinz Brasch durch Julius Müller sind Folge der freundschaftlichen<br />

Beziehungen, die sie mit diesen Sammlern unterhielt.<br />

Gemeinsam mit René Wehrli, dem jüngst verstorbenen langjährigen Direk -<br />

tor des Kunsthauses Zürich, realisierte Elsy Leuzinger 1970 eine Ausstellung mit<br />

dem Titel «Die Kunst von Schwarzafrika», in welcher 1’200 E<strong>xp</strong>onate gezeigt wurden<br />

und die mit insgesamt 72’000 Besuchern zu einem kulturellen Grossereignis<br />

wurde. In der Fachwelt gilt der von ihr verfasste Katalog zu dieser Ausstellung<br />

auch heute noch als massgebendes Nachschlagewerk für afrikanische Kunst von<br />

höchs ter Qualität. Ergebnisse ihrer kunstethnologischen Arbeit sind nebst den<br />

Sammlungsbänden des <strong>Museum</strong>s <strong>Rietberg</strong> und zahlreichen Aufsätzen auch die<br />

Publika tionen «Die Kunst der Negervölker» (1959), «Die Kunst von Schwarzafrika»<br />

(1972) sowie die Herausgabe des weit über tausend Seiten umfassenden Bandes<br />

«Kunst der Naturvölker» der Propyläen Kunstgeschichte (1976).<br />

Elsy Leuzinger geniesst in wissenschaftlichen Kreisen grosse Anerkennung<br />

und breites Ansehen. Sie übte ihre vielen Ämter trotz einer seit Kindheit starken<br />

Gehbehinderung souverän, aber stets in bescheidener Weise aus; ihr solides und<br />

breites Wissen erwarb sie sich auf ausgedehnten Reisen durch alle Weltteile. Ihre<br />

Art, diese Kenntnisse souverän an Fachleute und Laien weiterzuvermitteln, liess<br />

niemanden unberührt, und in ihren Führungen spürten die Teilnehmer stets die<br />

hohe Achtung vor den häufig namenlosen Erzeugern dieser Weltkunst.<br />

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