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jahresbericht 05_IH.xp - Museum Rietberg

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Die Schenkung Jean-Pierre und Dorothea Zehnder<br />

Im Jahr 2009 erhielt das <strong>Museum</strong> eine bedeutende Sammlung von Stammes-<br />

bronzen aus Indien. Die Schenker, Jean-Pierre und Dorothea Zehnder, waren während<br />

ihrer vierzigjährigen diplomatischen Laufbahn an verschiedenen Orten in<br />

Europa und Übersee stationiert. Nach der Pensionierung kehrten sie nach Genf<br />

zurück, wo Jean-Pierre Zehnder seither den Stiftungsrat der Fondation Baur. Auf<br />

allen ihren Auslandsposten hatte sich das Ehepaar Zehnder durch das Sammeln<br />

von Kunstwerken mit den Kulturen ihrer jeweiligen Residenzländer auseinandergesetzt.<br />

Dabei entwickelten sie eine Vorliebe für die sogenannte Stammeskunst<br />

aus Afrika und Indien. Von Anfang an war es ihnen wichtig, ihre Sammlung als<br />

Ganzes zu erhalten. Dank der ausgezeichneten Beziehungen zum <strong>Museum</strong> <strong>Rietberg</strong><br />

und seinem damaligen Direktor Eberhard Fischer kamen sie zum Schluss,<br />

dass das <strong>Rietberg</strong> der richtige Ort wäre «für ein definitives Zuhause».<br />

Die Sammlung umfasst 156 Figuren aus verschiedenen Kupferlegierungen<br />

aus einem Gebiet im heutigen Zentralindien, das als Bastar bezeichnet wird (Inv.<br />

2009.1239–1273, 1283–1402 und 1450). Dieses Gebiet entspricht in seiner Grösse<br />

etwa der Schweiz, ist dicht bewaldet und nur dünn besiedelt. Rund drei Viertel der<br />

Bevölkerung gehören zu den sogenannten indigenen Völkern.<br />

Die genaue Zuschreibung der Figuren ist oft schwierig, da sie je nach rituellem<br />

Gebrauch verschiedene Götter darstellen können. Was alle Figuren auszeich -<br />

net, ist ihre besondere Ästhetik. Schon ein erster oberflächlicher Blick zeigt, wie<br />

sehr sie sich von der sogenannten «klassischen» indischen Kunst unterscheiden.<br />

Die Objekte wurden von Metallgiessern hergestellt, die ihre Ware meist bei<br />

den Festen der Dorfgöttinnen und Klan-Gottheiten auf Märkten anboten. Ein Gross -<br />

teil der Objekte war sicher in ritueller Verwendung, bevor sie in den indischen Kunst -<br />

handel gelangten. Dort wurden sie über viele Jahre als «Kunsthandwerk» gehandelt.<br />

Heute wird man vergeblich auf den Basaren nach vergleichbarer Qualität suchen.<br />

Damit besitzt die Sammlung neben ihrer ästhetischen Qualität eine weitere<br />

wichtige Bedeutung, denn sie dokumentiert eine fast ausgestorbene Tradition.<br />

Im vergangenen Jahr konnte die gesamte Schenkung von Rainer Wolfsber -<br />

ger fotografiert und von Johannes Beltz inventarisiert werden. Auf eine Auflistung<br />

aller Objekte im Anhang soll hier aus Platzgründen verzichtet werden. In den kommenden<br />

Jahren wird nun eine intensive wissenschaftliche Aufarbeitung folgen, an<br />

deren Ende eine Ausstellung mit einem Katalog stehen sollen. Als Gastkuratorin<br />

wurde Cornelia Mallebrein angefragt, eine ausgewiesene Kennerin dieser Thema -<br />

tik. Mit dieser Schenkung erweitert das <strong>Museum</strong> sein Profil. Kam mit der Schenkung<br />

Kaufmann indische Volkskunst ins <strong>Museum</strong>, erhält nun die Kunst der indige -<br />

nen Völker Indiens ihren würdigen Platz in unserer Sammlung.<br />

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