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jahresbericht 05_IH.xp - Museum Rietberg

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Hindola-Raga<br />

Folio aus der «Boston-Bundi-Ragamala-Serie»<br />

Indien, Rajasthan, Bundi, um 1770<br />

Pigmentmalerei mit Gold auf Papier, Blattmass: 32,3�23,9 cm;<br />

bemalte Fläche: 18�12,2 cm; 2009.1203<br />

Provenienz: Akashah Singh, Ajmer; Doris Wiener, New York (vor/um 1968);<br />

Louise Doyle, Leominster MA (1968–2008); Edward Wilkinson, Los Angeles (2009)<br />

Ankauf Stadt Zürich<br />

Darstellungen von ragamalas (Melodieketten) gehören zu den beliebtesten Themen<br />

rajputischer Malerei. Diese «musikinspirierten» Malereien sind meist in umfassenden<br />

Serien überliefert und visualisieren die sechs Hauptragas (und deren<br />

Unterragas). Dabei hat sich in der Kunst ein ikonografisches Repertoire herausgebildet,<br />

welches als Grundlage für sämtliche Ragamala-Serien diente. Das Dargestellte,<br />

hier ein Held auf einer Schaukel, soll das dem raga, der Melodie, zugrun -<br />

de liegende Tonmaterial auf verschiedenen Ebenen abbilden. So ist die Tages- und<br />

Jahreszeit (an dem ein Raga vorgeführt wird) vorgegeben und die emotionale Essenz<br />

(Skr. rasa) für die Maler ebenso wichtig wie für den Musiker.<br />

Das vorliegende Blatt ist oben mit einer Aufschrift versehen, die sowohl<br />

das Raga (Hindola) als auch die Aufführzeit (während des Tages, im März/April)<br />

nennt. Hindola, zu Deutsch «Schaukel», lässt sich durch eine beschwingte rasa,<br />

die purva rasa, charakterisieren. Dieses Raga soll das Vorspiel der Liebeslust in<br />

Gestalt eines geübten und galanten Helden zeigen, der vielen Damen hofiert, aber<br />

keiner treu bleibt. Der unbekannte Künstler stellt einen auf einer goldenen Schaukel<br />

sitzenden und in leuchtendem Gelb gewandeten Fürsten dar, der eine Vina in<br />

seinen Händen hält und von nicht weniger als fünf Damen umgegeben ist. Während<br />

eine Dame eine noch verschlossene Deckeldose mit Betel bereithält, fächert<br />

eine andere mit einem chamara frische Luft zu. Alle Blicke sind auf Hindola gerichtet,<br />

und der Himmel nimmt die knisternd-erotische Stimmung mit mehreren<br />

Bildelementen auf. So durchziehen dunkle Wolken und in Gold gemalte Blitze den<br />

Himmel und zwei paarweise davonziehende Vogelgruppen zeugen von der purva<br />

rasa. Die Stimmung erinnert an Darstellungen des aufziehenden Monsuns, was<br />

darauf hinweisen könnte, dass der Maler (anders als in der Aufschrift angegeben)<br />

die Tonfolge in den Monat Shravana (Juli/August) gelegt hat, was als alternative<br />

Aufführungszeit in anderen Ragatexten erwähnt wird.<br />

Das Kolophon-Blatt dieser Serie (RVI 923) zeigt Hindola in der linken unte -<br />

ren Bildecke, dort allerdings jugendlicher erscheinend, mit einer Langhalslaute.<br />

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