jahresbericht 05_IH.xp - Museum Rietberg
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Ein zweiter Teil der Textilsammlung wird 2010 folgen, bestehend aus Perlen -<br />
stickereien, Kostümteilen, Einzelstücken aus Regionen wie Rajasthan, Bihar und<br />
Himachal Pradesh, historischen Brokatstoff-Fragmenten, ethnografisch interessanten<br />
Textilien von Stammesverbände und religiösen Gruppierungen sowie Objekte<br />
zur Erläuterung von Werkverfahren und Halbfabrikaten zur Veranschaulichung<br />
von textilen Techniken.<br />
Reserve-gemusterte Textilien<br />
Ikat-Gewebe<br />
Ikat ist eine Musterungstechnik, bei der die Fäden vor ihrer Verarbeitung im Webstuhl<br />
in einem vorbestimmten Dekor eingefärbt werden. Es können Muster durch<br />
Abbindungen sowohl der Kett- (Kett-Ikat) als auch der Schussfäden (Eintrag-Ikat)<br />
vor dem Färben reserviert werden. Werden beide Fadensysteme reserviert gefärbt,<br />
ohne ein gemeinsames Muster zu bilden, nennt man das Resultat kombinierten<br />
Ikat, sind sie aber aufeinander abgestimmt und ergeben gemeinsam ein Muster,<br />
so spricht man in diesem seltenen und technisch höchst anspruchsvollen Fall von<br />
Doppel-Ikat.<br />
Traditionellerweise werden beim Doppel-Ikat die Baumwoll- oder Seidengarne<br />
von Eintrag und Kette zunächst ausgespannt – der Eintrag auf einem Rahmen<br />
von Gewebebreite, die Kette in mehrfacher Gewebelänge –, geschert und<br />
dem gewünschten Musterrapport gemäss längs und quer gefaltet. Dann werden<br />
Fadensätze gebildet, welche man als Einheiten gleichartig behandeln kann: Nicht<br />
zu färbende Partien werden dicht umwickelt, d.h. abgebunden. Die Kett- oder Eintragfäden<br />
löst man nun aus der Spannung und haspelt sie zu Strängen, die zunächst<br />
gebeizt und dann heiss gefärbt werden. Werden die Abbindungen geöffnet,<br />
ist das Garn an diesen Stellen ungefärbt geblieben. Dieser Prozess wird bei<br />
einer Mehrfachfärbung entsprechend wiederholt. Schliesslich werden alle Umwicklungen<br />
gelöst und die gemusterte Kette bzw. das Eintraggarn auseinandergefaltet.<br />
Jetzt sind die vor dem Weben gemusterten Fadensysteme für eine Verarbeitung<br />
im Webstuhl vorbereitet. Das eigentliche Weben geht trotz ständigem<br />
Nachrichten der Fäden von Kette oder Eintrag relativ schnell, weil für die Bildung<br />
des Hauptmusters nur mit zwei Schäften gearbeitet werden muss.<br />
Der Dekor von Ikat-Textilien ist im Garn gefärbt, d.h. sie können waschund<br />
lichtecht sein. Beide Seiten des Stoffes sind gleichartig, zudem können die<br />
Gewebe, weil auf Ziereinträge und Applikationen verzichtet wird, in ihrer Dichte<br />
auch gleichmässig beschaffen sein. Ikate sind vor allem für Saris geeignet, bei de -<br />
nen die Endstücke der Bahnen über den Kopf gelegt und so auch die Unterseiten<br />
sichtbar werden.<br />
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