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Jahrb. <strong>Bochum</strong>er Bot. Ver. 1 242-243 2010<br />

Pflanzenporträt: Leucobryum glaucum – Gewöhnliches<br />

Weißmoos (Echtes Weißmoos, Graues Weißmoos,<br />

Leucobryaceae), Moos des Jahres 2009<br />

GÖTZ HEINRICH LOOS<br />

Durch die auffällig aufgewölbten, mehr oder weniger halbkugeligen, im feuchten Zustand<br />

etwas glänzend hell bläulichgrünen Polster, die sich bei Trockenheit weiß färben (deutscher<br />

und wissenschaftlicher [Gattungs-]Name!) und im unteren Teil abgestorben gelblich-bräunlich<br />

s<strong>in</strong>d, ist dieses Moos e<strong>in</strong>e der bekanntesten Laubmoosarten, auch wenn se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelstämmchen<br />

für sich betrachtet gar nicht so spektakulär wirken. Aber sie s<strong>in</strong>d lang: Im Durchschnitt<br />

erreichen sie 10 cm, aber können unter günstigen Bed<strong>in</strong>gungen problemlos doppelt<br />

so lang werden - und entsprechend hoch s<strong>in</strong>d dann die Polster. Diese liegen oft isoliert oder<br />

<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Gruppen auf dem Waldboden - wie abgefallen oder weggeworfen zwischen Laub<br />

und geraten schnell wegen ihrer Form und Farbe <strong>in</strong>s Blickfeld.<br />

2004 <strong>in</strong> der Spielheide <strong>in</strong> Rat<strong>in</strong>gen<br />

(Foto: I. HETZEL).<br />

– 242 –<br />

2004 <strong>in</strong> der Saarner Mark im Mülheimer Stadtwald<br />

(Foto: I. HETZEL).<br />

Ausgedehnte Polsterrasen existieren mehr im höheren Mittelgebirge, jedenfalls aber <strong>in</strong><br />

luftfeuchteren Gebieten. Nimmt man e<strong>in</strong> trockenes Polster auf (aber bitte wieder h<strong>in</strong>legen -<br />

Naturschutz!), ist zu bemerken, dass es ohne viel Anstrengung <strong>in</strong> Stücke zerbröselt und<br />

sche<strong>in</strong>bar ganz leblos ist. Doch der Zerfall der Polster ist die Vermehrungsform des Weißmooses:<br />

Abgebrochene Stämmchen und Blätter können als "Brutorgane" neue Polster<br />

begründen. Mehr noch: Freiliegende, umgedrehte Polster können sich auch auf der Unterseite<br />

begrünen (Phänomen der sog. "Moosballen"). Sporogone treten nur äußerst selten auf,<br />

so dass es auf e<strong>in</strong>e reguläre vegetative Vermehrung angewiesen ist. Wie bei allen<br />

Laubmoosen kann e<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>bar vertrocknetes Polster des Weißmooses mit Wasserbeträufelung<br />

(oder besser im Wasserbad) reaktiviert werden, denn es ist e<strong>in</strong>e poikilohydre<br />

oder wechselfeuchte Pflanze, trockene Zeiten können <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art Ruhezustand überdauert<br />

werden, ohne dass das Moos e<strong>in</strong>geht (auch wenn es oft so aussieht). E<strong>in</strong>setzender Regen<br />

sorgt dann draußen für e<strong>in</strong>e Revitalisierung.<br />

Näher betrachtet, handelt es sich beim Weißmoos um e<strong>in</strong>e fasz<strong>in</strong>ierende Pflanze. Bei<br />

Ansicht im Mikroskop entdeckt man schnell, dass das Blatt überwiegend aus e<strong>in</strong>er breiten,<br />

dicklichen Mittelrippe besteht, die bei genauem H<strong>in</strong>sehen als mehrschichtig erkannt wird. Die<br />

eigentliche Blattfläche (Lam<strong>in</strong>a) ist nur e<strong>in</strong>schichtig, ganz schmal und sitzt seitlich der Rippe<br />

flügelartig an. Andere Forscher deuten die Rippe als eigentliche Lam<strong>in</strong>a, <strong>in</strong> die die Rippe so<br />

e<strong>in</strong>gebettet ist, dass sie kaum sichtbar ist. Jedenfalls umfasst das mehrschichtige Gewebe<br />

im Blatt e<strong>in</strong>e zentrale Schicht kle<strong>in</strong>er, mit Chloroplasten ausgestatteten Zellen (Chlorocyten),

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