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3 Auswertung<br />

3.1 Artenzahlen<br />

Jahrb. <strong>Bochum</strong>er Bot. Ver. 1 7-53 2010<br />

Die Naturausstattung <strong>Bochum</strong>s lässt ke<strong>in</strong>e außergewöhnlich hohen Artenzahlen zu.<br />

Bezüglich des Bodens fehlen im Gebiet natürliche Sand-, Kalk- und Salzböden; auch Moorgebiete<br />

gibt es nicht. So ist e<strong>in</strong> gewisser Anteil von Arten schon aufgrund fehlender<br />

potentieller Standorte nicht zu erwarten. Allerd<strong>in</strong>gs liegt <strong>Bochum</strong> auf der Grenze zweier<br />

Großlandschaften: von Norden her (Westfälische Bucht) erreichen Tieflandarten das Gebiet,<br />

von Süden her (Süderbergland) montane Arten, die an der Ruhr an die Nordwestgrenze<br />

ihres geschlossenen Gesamtareals gelangen.<br />

In Tab. 1 werden die Gesamtartenzahlen für <strong>Bochum</strong> von HUMPERT (1887) mit denen der<br />

Onl<strong>in</strong>e-Flora <strong>Bochum</strong> von JAGEL (2009, Stand 01.06.2009) verglichen. Zwar unterscheidet<br />

HUMPERT schon e<strong>in</strong>ige nur schwer unterscheidbare Apomikten 11 (wie z. B. Brombeer-Arten)<br />

und auch viele Formen, die heute als eigene Arten betrachtet werden. Bei e<strong>in</strong>igen anderen<br />

Artengruppen, wie z. B. bei den Nachtkerzen (er nennt nur "Oenothera biennis") war die<br />

Kenntnis noch nicht weit genug fortgeschritten, wahrsche<strong>in</strong>lich waren aber auch noch nicht<br />

so viele Arten e<strong>in</strong>geschleppt oder neu entstanden. Außerdem führt HUMPERT <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Artenliste<br />

ke<strong>in</strong>e Farne auf. Damit die Gesamtartenzahl von HUMPERT (1887) mit der von JAGEL<br />

(2009) besser vergleichbar ist, wird <strong>in</strong> Tab. 1 die Zahl um die genannten Gruppen reduziert.<br />

Tab. 1: Gesamtartenzahlen <strong>in</strong> <strong>Bochum</strong> im Vergleich zwischen HUMPERT (1887) und JAGEL (2009)<br />

Dauerhaft ansässige Arten (<strong>in</strong> Klammern ohne<br />

Farne und schwer unterscheidbare Arten, vgl.<br />

Anmerkung im Text)<br />

– 37 –<br />

HUMPERT 1887 JAGEL 2009<br />

602 (591) 779 (690)<br />

Ausgestorbene Arten - 142<br />

Unbeständige Arten 73 324<br />

Summe 675 1245<br />

Vergleicht man nun die dauerhaft ansässigen Arten <strong>Bochum</strong>s im ausgehenden 19.<br />

Jahrhundert mit denen von heute, treten heute etwa 100 Arten mehr im Stadtgebiet auf. Es<br />

wäre hier aber zu e<strong>in</strong>fach anzunehmen, dass dies alle<strong>in</strong> darauf beruht, dass das Gebiet<br />

heute besser erforscht ist. Unterwirft man nämlich die Flora von HUMPERT e<strong>in</strong>er qualitativen<br />

Analyse, fehlen dar<strong>in</strong> nur sehr wenige Arten, bei denen man (aus heutiger Sicht wenigstens)<br />

annehmen muss, dass sie damals vorkamen, aber übersehen wurden. Sicherlich ist die<br />

flächendeckende Durchforschung des Gebietes heute besser als zu HUMPERTs Zeiten, aber<br />

deswegen nicht unbed<strong>in</strong>gt auch die Kenntnis über die Gesamtartenzahl der Flora <strong>Bochum</strong>s.<br />

Auch HUMPERT hat sich bereits für Adventivarten 12 <strong>in</strong>teressiert, wenn dies auch offensichtlich<br />

nicht se<strong>in</strong> Schwerpunkt war, betrachtet man die relativ ger<strong>in</strong>ge Anzahl der genannten<br />

unbeständigen Verwilderungen. Er stand allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Kontakt zu anderen Botanikern, die<br />

sich speziell mit e<strong>in</strong>geschleppten Arten und deren Status beschäftigten (vgl. z. B. WEISS<br />

1881).<br />

Berücksichtigt man also alle dargestellten Überlegungen, so ist die Artenzahl <strong>Bochum</strong>s bis<br />

heute trotz des Aussterbens von 142 Arten nicht nur nicht zurückgegangen, sondern liegt<br />

sogar höher als zu HUMPERTs Zeiten. Die Verluste wurden durch Neuzugänge kompensiert.<br />

Der häufig genannte "Rückgang der Arten" ist also nicht quantitativ zu verstehen, sehr wohl<br />

aber qualitativ: Die Umstände <strong>in</strong> <strong>Bochum</strong> zeigen anschaulich, dass hohe Artenzahlen nicht<br />

unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e hohe Qualität bedeuten. Aber auch ohne den "Wert" verschiedener Arten<br />

11<br />

Apomikten s<strong>in</strong>d Arten, die ungeschlechtlich Samen bilden und daher genetisch identische Nachkommen<br />

erzeugen.<br />

12<br />

Adventivarten s<strong>in</strong>d Arten, die durch den Menschen aus anderen Regionen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> bis dah<strong>in</strong> nicht von ihnen<br />

besiedeltes Gebiet unabsichtlich oder absichtlich e<strong>in</strong>geführt wurden.

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