in Bochum
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Jahrb. <strong>Bochum</strong>er Bot. Ver. 1 7-53 2010<br />
E<strong>in</strong>e ungestörte Entwicklung der Sukzession führt schließlich zu e<strong>in</strong>em lichten Pionierwald,<br />
dessen Entwicklung zwar nicht abgeschlossen ist, der jedoch e<strong>in</strong> recht lang ausdauerndes<br />
Sukzessionsstadium darstellt. Diese Pionierwälder auf ehemaligen Industriestandorten<br />
werden meistens von der Hänge-Birke (Betula pendula) dom<strong>in</strong>iert und s<strong>in</strong>d geradezu typisch<br />
für länger stilliegende Brachflächen im Ruhrgebiet, sie werden auch als "Industriewälder",<br />
"Post<strong>in</strong>dustriewälder" oder "Urban-<strong>in</strong>dustrielle Wälder" bezeichnet (GAUSMANN & al. 2007).<br />
Weitere häufig bestandsbildende Baumarten s<strong>in</strong>d Sal-Weide (Salix caprea), Zitter-Pappel<br />
(Populus tremula) und auch die aus Nordamerika stammende Rob<strong>in</strong>ie (Rob<strong>in</strong>ia pseudoacacia).<br />
Solche Industriewälder können besonders h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Gehölzflora sehr artenreich<br />
se<strong>in</strong>, bieten aber leider nur wenigen gefährdeten Arten der höheren Pflanzen e<strong>in</strong>en<br />
Lebensraum und s<strong>in</strong>d daher aus Sicht des Artenschutzes weniger wertvoll als die offenen<br />
Pionierflächen. Aus naturschutzfachlicher Sicht wertvolle Arten können sich gegen die<br />
hochwüchsigen Bäume und die starke Beschattung nicht behaupten und verschw<strong>in</strong>den<br />
dadurch meist rasch wieder. Die Bedeutung dieser Wälder im Ruhrgebiet hat e<strong>in</strong>en anderen<br />
Schwerpunkt: sie s<strong>in</strong>d wertvolle Frischluftproduzenten im <strong>in</strong>nerstädtischen Bereich und<br />
wirken sich günstig auf die stadtklimatischen Verhältnisse aus, außerdem spielen sie für die<br />
Naherholung im an sonstigen Grünflächen armen Stadtgebiet e<strong>in</strong>e wichtige Rolle, wie z. B.<br />
das ausgedehnte Gelände des Westparks im Zentrum <strong>Bochum</strong>s. Weiter größere<br />
Industriewald-Flächen f<strong>in</strong>den sich auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Hannover <strong>in</strong><br />
Hordel sowie auf dem Gelände der ehemaligen Großzeche Lothr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Gerthe. Bedauerlicherweise<br />
werden diese Pionierwald-Bestände <strong>in</strong> letzter Zeit immer häufiger forstlich<br />
genutzt und dienen als Holzlieferanten für Biomassen-Heizwerke. So wurde z. B. e<strong>in</strong><br />
größerer Bestand an Industriewald auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Robert-Müser <strong>in</strong><br />
Werne gerodet. E<strong>in</strong>iger solcher Flächen werden offensichtlich aber alle<strong>in</strong> deswegen<br />
abgeholzt, um der Wirksamkeit der Baumschutzsatzung zuvorzukommen, die Bäume ab<br />
e<strong>in</strong>er bestimmten Stammdicke schützt. Ob sich auf solchen neu geschaffenen, offenen<br />
Flächen ohne Folgenutzung aber wieder die e<strong>in</strong>st vorhandenen, seltenen Arten e<strong>in</strong>stellen, ist<br />
fraglich.<br />
Abb. 75: Birken-Pionierwald auf Gleisschotter der ehemaligen<br />
Zeche Lothr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Gerthe (2009, P. GAUSMANN).<br />
Abb. 76: Birken-Vorwald auf dem Gelände der<br />
ehemaligen Zeche Hannover <strong>in</strong> Hordel<br />
(2008, P. GAUSMANN).<br />
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