Hohe Schule» für Lehrer - Johannes Beck
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Warum reisen?<br />
In der Diskussion um die Reise, die die erste Lernphase unseres Projekts<br />
ausmachen sollte, waren wir davon ausgegangen, daß die unmittelbare<br />
Konfrontation mit extremen Ausbeutungsverhältnissen in einem<br />
Land, in dem sich ein hochentwickelter Industriekapitalismus und frühkapitalistisch-feudale<br />
Produktionsweisen in der Landwirtschaft gegenüberstehen,<br />
uns zu einer umfassenderen Einschätzung der eigenen Herrschaftsverhältnisse<br />
verhelfen kann. Wichtig war <strong>für</strong> uns, die Erfahrung<br />
derer, die die Geschichte machen, in unser theoretisches Wissen mit einzubeziehen,<br />
ihre Lebenszusammenhänge kennenzulernen und einen<br />
Eindruck ihrer subjektiven Einschätzung der historischen und gegenwärtigen<br />
gesellschaftlichen Auseinandersetzungen zu bekommen, die<br />
ihren politischen Kampf bestimmt und sie zum solidarischen Handeln<br />
befähigt. Das hieß <strong>für</strong> uns z. B.: die nach 1945 in Spanien eingeleitete<br />
«Agrarreform» nicht nur in ihrer theoretischen Relevanz oder eben<br />
Nichtrelevanz <strong>für</strong> die Bevölkerung zu studieren, sondern in der konkreten<br />
Erfahrung der Sozialstrukturen, der Landverteilung, der Anbaumethoden<br />
etc. vor Ort zu analysieren.<br />
Dazu gehört nach unserer Meinung die Herstellung des Lebenszusammenhangs<br />
zwischen denen, die dieses Interesse <strong>für</strong> sich erkannt haben,<br />
mit allen Problemen, die die nur theoretische Aneignung der universitären<br />
Ausbildung ausspart. Aus diesem Grund haben wir uns Vehikel<br />
(Busse) geschaffen, die schon bei ihrer Fertigstellung eine Verbindung<br />
von Lernen, Arbeiten und Leben bedeuteten und uns auf der Reise ein<br />
intensives Zusammenleben ermöglichten.<br />
Wir sehen im Reisen ein Mittel, unsere Vorstellungen von Ausbildung,<br />
die Verbindung von Theorie und Praxis, realisieren zu können.<br />
Die praxisbezogene Aneignung von Realität soll parallel laufen mit der<br />
Entwicklung der eigenen Persönlichkeit im Kollektiv, im Austausch der<br />
gemeinsam gemachten Erfahrungen, im Lernprozeß der eigenen Konflikte.<br />
Was wir dabei gelernt haben ...<br />
Entscheidend war, daß wir uns mit dem Inhalt und dem ganzen DNS als<br />
andere Lebensform identifizieren konnten:<br />
• Wir haben uns wesentlich anders kennengelernt, als es an der Uni<br />
möglich ist - unter den Büchermasken den Menschen entdeckt;<br />
• wir haben wichtige Entscheidungen tage- und nächtelang besprochen<br />
und gemeinsam getroffen, die dann von allen getragen wurden - und<br />
nicht den Hammelsprung geübt;<br />
• die Erfahrung, daß man eine Arbeit ganz ausführt oder einen Gedan-<br />
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