Hohe Schule» für Lehrer - Johannes Beck
Hohe Schule» für Lehrer - Johannes Beck
Hohe Schule» für Lehrer - Johannes Beck
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
fungsarbeiten mit dem einen Auge treuherzig und ehrlich auf ihr Blatt<br />
oder aufden<strong>Lehrer</strong> schauten, blickte ihr anderes Auge flink und heimlich<br />
auf den kleinen Zettel, auf dem sie tags zuvor die Lösungen aufgeschrieben<br />
hatten.<br />
So war ihnen doch, bei aller Gleichgültigkeit gegenüber der Vorbereitung<br />
aufs Leben, ihr jetziges Leben ganz und gar nicht gleichgültig. Überall<br />
hatten sie sich Zwischendecken oder sagen wir Zwischensprossen eingezogen,<br />
auf denen sie zu leben versuchten. Im Zwischendeck, in den<br />
Zwischenräumen, die sie sich erobert oder die ihnen .geblieben sind, bewegen<br />
sie sich wie wirkliche Lebenskünstler. Hier vollbringen sie phantastische<br />
Hexereien und Zauberkunststücke, von denen die Pädagogiker<br />
eine ganze Menge lernen können. Aber zum Glück der jungen Leute<br />
wissen die meisten nichts davon. Und die es wissen, bekämpfen es oder<br />
finden es gut. Aufalle Fälle sollte man die Geheimnisse der jungen Leute<br />
nicht ausplaudern.<br />
In diesen Zwischendecks leben sie nicht nur in der Schule, auf den<br />
Sprossenleitern, sondern auch sonst.<br />
Im Dickicht der Städte<br />
Jean, ich will Direrzählen, wie einige Kinder, die ich kennengelernt habe,<br />
in den unwirtlichen Städten zu überleben versuchen. Während ihre heute<br />
ungefähr vierzig Jahre alten Eltern noch von den «wunderschönen Ruinengrundstücken»<br />
träumen, die ihnen der letzte Krieg beschert hat, in<br />
denen sie ungestört zusammenkommen konnten, klettern, ihre Nester<br />
und Höhlen bauen, auch ihre verbotenen Spiele machen konnten, müssen<br />
sie selber sehen, wie sie auf den gefährlichen, den sterilen Spielplätzen<br />
diesen «kindgerechten» Gettos in den Warenhäusern und Parkanlagen,<br />
spielend überleben können.<br />
Sie lieben die Gefahr wie ihr Leben, sagen sie, und dann geben sie sich<br />
alle Mühe, darin nicht umzukommen. Daß ihr Straßenleben gefährlich<br />
ist, wissen alle. Opfer gibt es unter ihnen jede Menge.<br />
«Lieber kurz und lustig leben als gar nicht», sagte Sabine, die Ampeldrückerin:<br />
«Du drückst auf den Knopf hier. Wenn dann das Licht <strong>für</strong> die<br />
Fußgänger wieder rot ist, dann mußt du auf die Autos aufpassen. Wenn<br />
die dann starten, rennst du los. Das ist alles. Also, ich laß die jetzt halten.<br />
Machst du mit?» Sie ließ halten.<br />
«Du wirst alt, Emile, merkst du das eigentlich?» spottete Bernd, der<br />
mit Sabine und Till inzwischen von der anderen Straßenseite herübergrinste.<br />
Ich ging sicherheitshalber bei Grün..<br />
139