Hohe Schule» für Lehrer - Johannes Beck
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das frauenfeindlichste System der Männerherrschaft und fand als «Alternative»<br />
das «Frauenland», das diese geschaffen hatten. Und die andere<br />
kämpfte gegen das ganze System, um am Endevon den eigenen Genossen<br />
in die Einsamkeit gejagt zu werden. Christa meinte:<br />
«Und doch waren unsere Hoffnungen nicht falsch. Ich sah, was sie taten,<br />
jeder konnte sehen, der es wollte. Ich kämpfte gegen sie, <strong>für</strong> ein<br />
besseres Leben. Aber meine Kraft reichte nicht. Elisabeth, du warst vielleicht<br />
stärker als ich, aber dir fehlte der Durchblick- wie die jungenLeute<br />
heute sagen. - Wie konntest du dich nur aufdiesen Wahnsinn einlassen?»<br />
Michel, der selber ständig neue Wege aufspürte, um anders unter den<br />
jetzigen Verhältnissen zu leben, war nach diesem Gespräch unsicherer als<br />
zuvor, wie er mir später erzählte. Er wehrte sich zwar mit all seinen intellektuellen<br />
Mitteln gegen den Vergleich zwischen «Lebensborn» und<br />
«Landkommune» mal zwischen «Volk ohne Raum» mit seinem Führer<br />
und «Volk ohne Strom» mit seinem Atomstaat, das in seinem Kopf auftauchte.<br />
Aber er wollte doch seinen Entschluß, aus den Zwängen dieser<br />
Gesellschaft auszusteigen und in eine Landkommune zu gehen, Glück<br />
und Frieden dort zu finden, noch einmal überdenken. Dazu trug nicht<br />
unwesentlich ein Abschnitt des Gesprächs zwischen den beiden Frauen<br />
bei, den ich, so gut ich konnte, wörtlich aufgeschrieben habe.<br />
Christa: «Was ich überhaupt nicht verstehe, wie du trotz dieses absolut<br />
frauenfeindlichen Geredes der Nazibosse noch glauben konntest, da sei<br />
eine Zukunft <strong>für</strong> uns Frauen. Du, ich hör noch die Scholz-Klink diese<br />
Reichsfrauenführerin von der Entartung der Frau durch ihren Einzug in<br />
die Politik, von ihrer Aufgabe als Erhalterin des Lebens, als der großen<br />
Gebärendenim Dienstedes Mannes unddes Führers. Fand'stdudas gut?»<br />
Elisabeth: «Zum Teil schon. Zuerst, nachdem wir uns getrennt hatten,<br />
sah ich zum ersten Mal in unseren Feierstunden und in unserem Tun einen<br />
Sinn. Das waren doch Bausteine <strong>für</strong> das, was wir eine <br />
nannten. Da konnten wir mitarbeiten am Aufbau. Da wurden wir<br />
gebraucht. Später, nachdem ich schon beim BDM war und mir die männlichen<br />
HJ-Führer auf den Geist gingen mit ihrem Männergehabe, mit ihrem<br />
geputzten Lederzeug und diesen zackigen und schmierigen Reden,<br />
da fand ich es gut, mich auf meine Fähigkeiten und Möglichkeiten als<br />
Frau zu besinnen. Ich wollte mit diesen Typen sowenig wie möglich zu tun<br />
haben.»<br />
Ch.: «Aber genauso, wie du sie beschrieben hast, waren diese Nazis<br />
doch alle, der Hitler doch besonders. Es hätte doch auch andere Möglichkeiten<br />
gegeben, als ausgerechnet in eine arische Zuchtanstalt der SS<br />
zu gehen. Das war doch noch mehr Erniedrigung, als getreten zu werden.<br />
Außerdem redeten die doch immer vom . Wozu dann<br />
noch mehr Kinder machen? Das habe ich nie verstanden, wo es doch da<br />
noch enger wird.»<br />
E.: «Heute kannst du das so sagen.»<br />
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