14.01.2013 Aufrufe

Hohe Schule» für Lehrer - Johannes Beck

Hohe Schule» für Lehrer - Johannes Beck

Hohe Schule» für Lehrer - Johannes Beck

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

tisch, wo sind sie jetzt? Rasen sie auch wie die anderen ihrem Tod entgegen<br />

und <strong>für</strong>chten doch nichts so sehr wie ihn?<br />

Einige wenige Begebenheiten habe ich <strong>für</strong> Dich aufgeschrieben, kaum<br />

der Rede wert. Am Straßenrand erlebt. Wirklich am Straßenrand, an den<br />

Wegen meiner Irrfahrt auf der Suche nach Glück und Frieden. Begebenheiten,<br />

in denen sich Sehnsucht nach einem reichen Leben ausdrückt,<br />

selbst dann noch, wenn es furchtbare Situationen sind. Das Leben<br />

muß so bedroht sein, daß es Menschen gibt, die selbst in den schlimmsten<br />

Erfahrungen des Krieges Glück ausfindig machen wollen: Glück<br />

gehabt?<br />

Da ist zum Beispiel der Bauer Fiete, der den letzten Kriegszug als<br />

Abenteuerreise mit Spieleinlagen im Schützengraben erlebte.<br />

Da sind die beiden Freundinnen von einst, die ihr Lebenswille in entgegengesetzte<br />

Richtungen getrieben hat. Die eine in den Widerstand, die<br />

andere in den grauenhaften «Lebensborn» - das ist eine Faschistische<br />

Fabrik <strong>für</strong> reinrassige Kinder. Beide wollten das Beste aus dieser Situa-<br />

. tion machen. Als Menschen unter Unmenschen überleben.<br />

Da sind die jungen Soldaten aus der deutschen Bundeswehr, die sich<br />

nicht zur Kulisse <strong>für</strong> ein Regierungsspektakel mißbrauchen ließen. Mit<br />

einem «Gebet an die Macht der Liebe» mußten in einem Fußballstadion<br />

junge Menschen vor Präsidenten und Generalen geloben, jederzeit ­<br />

wenn so ein Präsident oder irgendein Unteroffizier es befiehlt - mit<br />

Schüssen, Raketen und Bomben andere Menschen zu töten und sich<br />

selbst töten zu lassen.<br />

Und dann bin ich schließlich in Manila gelandet: abhauen nach anderswo?<br />

Flucht ins Glück? Mario malte sich dort seine Träume selber an sein<br />

Auto, rast weiter durch Metro Manila und bleibt da.<br />

Mich aber schickte er zu den Reisbauern, den Ifugaos, und noch weiter<br />

nach Norden. Da sollte ich den Frieden suchen. Was ich fand, war eine<br />

zweitausend Jahre alte Bauernkultur, Wunderwerke einer einfachen<br />

Technik. Frieden, ja, aber. Vielleicht durch eine andere «Entwicklung»?<br />

Bei den Samen im Norden Norwegens und Finnlands habe ich ein Wissen<br />

und Fähigkeiten gefunden, die, mein lieber alter Jean, in unseren<br />

Regionen des Abendlandes spätestens mit den armen Hexen verbrannt<br />

und mit viel Veraufklärung verschüttet worden sind, Fähigkeiten, die ich<br />

in keinem «Lehrplan des Abendlandes» gefunden habe und je finden<br />

werde.<br />

Und auf der Suche nach dem Glück wollte ich die Zeit anhalten. Die<br />

Zeit war zu kurz, um das Glück zu finden. Zweihundert Jahre sind zu<br />

wenig, wenn man dem Glück hinterherläuft. Lief ich vielleicht vor dem<br />

Glück weg; lief oder lag es hinter mir?<br />

Schließlich kam ich auf meiner Wanderung durch die Wälder südlich<br />

der Alpen. Ich ging an den Hängen entlang, sah die verfallenen, wunderbar<br />

aufgeschichteten Terrassen. Gärten wie die Reisterrassen der Ifu-<br />

181

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!