Hohe Schule» für Lehrer - Johannes Beck
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die grüne Armeefarbe. Auch unsere Bilder können wieder übermalt werden.<br />
Die Pferde kann man schlachten, die Spiegel zerschlagen und der<br />
Musik den Hals zudrehen. Hätten wir dann umsonst gelacht? Hätten wir<br />
die Jeeps gleich grün lassen sollen? Und auf einen Bus warten, der uns zu<br />
einem Job in die Kaserne fährt?<br />
Kennst du denn einen Platz auf der Welt, wo du nicht von einem besseren<br />
Leben träumen könntest? Ich lebe jetzt, und zwar hier.»<br />
Seit 2000 Jahren: Immer dasselbe?<br />
Seit Jahrtausenden bauen die lfugao-Männer mit einfachen Werkzeugen<br />
und mit den bloßen Händen ihre Reisterrassen in den weichen Boden an<br />
den steilen Berghängen inmitten der Insel Luzon. Seit Jahrtausenden stehen<br />
die lfugao-Frauen gebückt im Wasser dieser Terrassen und pflanzen<br />
den Reis, pflegen und ernten ihn. Da entstehen immer noch neue Terrassen,<br />
neue Felder, Sommer und Winter immer dasselbe?<br />
Seit Jahrtausenden leben die lfugaos und die anderen Völker hier<br />
durch ihrer Hände Arbeit, deren Art sich kaum verändert hat, sie leben<br />
durch ausgeklügelte Wasser- und Pflanzkünste, durch die Fähigkeit, die<br />
alten Erfahrungen, das alte Wissen immer neu zu nutzen, sie leben vom<br />
Reis und seinen Produkten im Einklang mit der Natur ihres kleinen Berglandes.<br />
Seit Jahrtausenden feiern sie ihre Feste, ehren sie ihre Toten, die die<br />
Wunderwelt der Seenlandschaft auf Treppen geschaffen haben, so, wie<br />
sie sie geschaffen haben werden. Seit Jahrtausenden-lebten sie ohne Krieg<br />
und Frieden, aber einigermaßen im Glück zusammen, aber Wörter hatten<br />
sie weder <strong>für</strong> Krieg noch <strong>für</strong> Frieden, noch <strong>für</strong> Glück.<br />
Seit einigen hundert Jahren müssen sie sich wehren. Zuerst gegen die<br />
Eindringlinge aus Spanien, die über Südamerika kamen und ihr Land<br />
wollten, und jetzt gegen die Eindringlinge mit dem Investment- und Managerköfferchen,<br />
die die ganzen Menschen haben wollen.<br />
Erst kamen die Missionare, um die vielen Götter zu vertreiben, ihren<br />
einzigen Gott zu inthronisieren, die Seelen zu kaufen. Dann kamen sie<br />
mit kleinen Geschenken, Alkohol und Geld. Und jetzt wollen sie das<br />
Land entwickeln. Aber das Land ist «entwickelt»: Wahrscheinlich gibt es<br />
auf der ganzen Welt keine kunstvollere Landwirtschaft, keinen sorgfältigeren<br />
Umgang mit den Kräften der Natur, keine größeren Erfahrungen<br />
mit dem Reis, der in allem lebt, was es hier gibt, kein genaueres Wissen<br />
über die Eigenschaften des Wassers und des Lößbodens, über die gemeinsame<br />
Nutzung der riesigen Terrassensysteme ohne Kollektivbesitz, kein<br />
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